Pauline Hopkins

Pauline Elizabeth Hopkins (* 23. Mai 1859 in Portland, Maine; gestorben 13. August 1930 in Cambridge, Massachusetts) war eine US-amerikanische Autorin, Journalistin, Dramatikerin, Historikerin und Herausgeberin. Sie gilt als Pionierin, die in ihren Liebesromanen gesellschaftlich relevante Themen wie etwa den Diskurs um Ethnizität verpackte, ein Beispiel ist ihr erster großer Roman Contending Forces: A Romance Illustrative of Negro Life North and South. Darüber hinaus ist Hopkins für ihre bedeutenden Beiträge als Herausgeberin des Colored American Magazine bekannt, eine der ersten Zeitschriften, die sich speziell der afro-amerikanischen Kultur widmete und diese durch Kurzgeschichten, Essays und Fortsetzungsromane würdigte. Sie hatte Verbindungen zu anderen einflussreichen Afroamerikanern ihrer Zeit, wie Booker T. Washington oder William Wells Brown.[1]
Hopkins verbrachte den Großteil ihres Lebens in Boston, Massachusetts, wo sie auch die meisten ihrer Werke verfasste. Als aktive Mitwirkende an den damaligen Diskussionen über Rassismus, Politik und Feminismus gilt Hopkins als eine der wichtigsten Intellektuellen des frühen 20. Jahrhunderts, die sich in ihren Schriften für die Besserstellung der schwarzen Bevölkerung einsetzte.[1]
Bisher (2025) wurde keines ihrer Werke ins Deutsche übersetzt.
Leben
Hopkins wurde am 23. Mai 1859 als Tochter von Benjamin Northrup und Sarah A. Allen in Portland im Bundesstaat Maine geboren, aufgewachsen ist sie jedoch in Boston, Massachusetts. Hopkins’ Mutter ließ sich scheiden und lernte kurze Zeit später William Hopkins kennen.[2] Im Alter von 20 Jahren nahm Pauline Hopkins den Nachnamen ihres Stiefvaters an.[3] Hopkins’ leiblicher Vater genoss aufgrund seiner politischen Verbindungen großen Einfluss in Providence, Rhode Island. Ihre Mutter kam aus Exeter, New Hampshire. Hopkins’ Vorfahren lassen sich bis zu Thomas and Nathaniel Paul zurückverfolgen, die aufgrund ihres baptistischen Predigtdienst bekannt waren, wobei Letzterer die erste schwarze Baptistengemeinde im Raum Boston gründete.[1]
Ihr leistungsorientiertes Elternhaus förderte Pauline schulisch, wodurch sie eine Wertschätzung für Literatur entwickelte. Neben dem Umstand, aus einem gebildeten Elternhaus zu stammen, ließ sie sich schon früh von afroamerikanischen Führungspersönlichkeiten der Zeit inspirieren, etwa von Frederick Douglass, dem sie später „gottähnliche Fähigkeiten“ attestierte.[4] 1874, nach Abschluss ihres zweiten Jahres an der Girls High School, nahm sie an einem Essay-Wettbewerb teil, der von der Congregational Publishing Society in Boston veranstaltet und vom ehemaligen Sklaven, Romanautor und Dramatiker William Wells Brown finanziert wurde.[1] Ihr Beitrag, „Evils of Intemperance and Their Remedy“ („Die Übel der Trunksucht und deren Heilmittel“), hob die Probleme der Trunksucht hervor und forderte Eltern dazu auf, die soziale Erziehung ihrer Kinder in die Hand zu nehmen. Sie belegte den ersten Platz und gewann zehn Dollar in Gold.[5]
Hopkins erlangte zunehmende Bekanntheit durch ihre vielfältigen Tätigkeiten als Theaterautorin, Schauspielerin und Sängerin. Im März 1877 trat sie erstmals auf, in Pauline Western, the Belle of Saratoga. Danach spielte sie verschiedene Rollen und erhielt durchaus positive Rückmeldungen. Erst im Jahr 1900 entschied sie sich jedoch, ihren Schwerpunkt stärker auf ihre literarischen Werke zu legen.[5][6]
Karriere in der Literatur
Theaterstücke, Romane und Kurzgeschichten
Als eine ihrer ersten bekannten Veröffentlichungen gilt das Theaterstück Slaves’ Escape; or, The Underground Railroad, erstmals aufgeführt im Oakland Garden in Boston in 1880[5]. Kurze Zeit später verfasste sie ein weiteres, jedoch unveröffentlichtes Werk One Scene from the Drama of Early Days, welches eine dramatisierte Darstellung der biblischen Geschichte von Daniel in der Löwengrube war[5]. Ihre Kurzgeschichte "Talma Gordon" (1900) wird oft als das erste afro-amerikanische Mystery-Werk gehandelt. In ihrem ersten Roman Contending Forces: A Romance Illustrative of Negro Life North and South (1900) erforschte Hopkins die Schwierigkeiten Schwarzer Amerikaner inmitten der rassistisch motivierten Gewalt nach Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs. In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Hopkins von 1901 bis 1903 drei Fortsetzungsromane im African-American periodical Colored American Magazine: Hagar's Daughter: A Story of Southern Caste Prejudice, Winona: A Tale of Negro Life in the South and Southwest, und Of One Blood: Or, The Hidden Self.
Of One Blood: Or, The Hidden Self
Das letzte Werk Of One Blood: Or, The Hidden Self erschien erstmals in Fortsetzungsform im The Colored American Magazine von November 1902 bis 1903. Elemente des Werkes werden oft mit Goethes Faust verglichen. Of One Blood: Or, The Hidden Self erzählt die Geschichte von Reufel Briggs, einem Medizinstudenten, welchem es weder egal ist schwarz zu sein, noch afrikanische Geschichte zu wertschätzen weiß. Jedoch findet sich dieser auf einer archäologischen Reise in Äthiopien wieder. Sein Motiv für die Reise ist es, das Land seiner verlorenen Schätze zu berauben. Doch er entdeckt viel mehr, als er erwartet hatte: die schmerzhafte Wahrheit über Blut, Rasse und die Hälfte seiner Geschichte, die nie erzählt wurde. Hopkins schrieb den Roman mit der Absicht, ihren eigenen Worten zufolge „das Stigma der Erniedrigung von (der schwarzen) Rasse zu beseitigen“. Der Titel Of One Blood bezieht sich auf die biologische Verwandtschaft aller Menschen. Obwohl Of One Blood: Or, The Hidden Self ein fiktionales Werk ist, entwickelt Hopkins in ihrem Roman ein historisches Argument, indem sie historische und literarische Quellen sowie Reiseberichte verwendet.[7]
Colored American Magazine

Seit der Gründung des neun Jahre lang publizierten Colored American Magazine galt Pauline Hopkins als eine ihrer wichtigsten Akteurinnen. Hopkins’ Kurzgeschichte „The Mystery Within Us“ wurde in der ersten Ausgabe inkludiert. Mit der zweiten Ausgabe wurde Hopkins auch Editorin[5]. Zusätzlich veröffentlichte Hopkins Sketches bekannt unter dem Namen "Famous Women of the Negro Race" and "Famous Men of the Negro Race." Obwohl Hopkins oftmals auf das Pseudonym Sarah A. Allen zurückgriff, begann Hopkins durch ihre Arbeit beim Colored American Magazine auch öffentlich Anerkennung zu finden. Daraus resultierend erhielt Hopkins das Angebot, Mitglied des Vorstands, Aktionär und Gläubiger der Zeitschrift zu werden. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste Hopkins im Jahr 1904 ihre Tätigkeit beim Magazin niederlegen.[5]
New Era Magazine

Hopkins letzte bedeutende Werke als Autorin kamen bei der Formation des in Boston ansässigen New Era Magazins, welches sie selbst zusammen mit Walter Wallace ins Leben gerufen hatte. Obwohl das Magazin die Ambition hatte, einen Platz für die literarischen und politischen Interessen schwarzer Amerikaner zu bieten, brachte es das Magazin lediglich auf zwei Ausgaben und wurde 1916 eingestellt. Das Magazin fand wenig Resonanz im zeitgenössischen akademischen Diskurs[1] und gilt demnach als Hopkins’ Fehltritt und setzte somit ein ruhiges Ende ihrer literarischen Karriere.
Rezeption
Nach der Vorstellung von Contending Forces beim Women’s Era Club in Boston verbreiteten sich Lesungen des Romans in weiteren Frauenvereinen im ganzen Land. Er wurde von Alberta Moore Smith, der Vorsitzenden des Colored Women’s Business Club in Chicago, als „zweifellos das Buch des Jahrhunderts ... fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite“ gefeiert.
Dennoch erhielt Hopkins wenig öffentliche Anerkennung im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Ihr Name geriet infolgedessen in Vergessenheit in den Zeiten der "Harlem Renaissance".[1] Viele Details über ihr Leben gerieten in Vergessenheit, bis Ann Allen Shockleys biografischer Essay "Pauline Elizabeth Hopkins: A Biographical Excursion into Obscurity" (1972) erschien. 1988 erfolgte die Aufnahme ihrer Werke in die Schomburg Library of Nineteenth-Century Black Women Writers anschloss.[1]
Vermächtnis
Hopkins bleibt als erste afro-amerikanische Autorin eines Mystery-Dramas in Erinnerung. Sie gilt zudem als einer der wichtigsten Mitwirkenden Figuren des Colored People Magazines. Ihre diversen Beiträge für das Magazin "Famous Women of the Negro Race" (1901–1902) waren bekannt dafür, gegen Stereotypen über Afro-Amerikaner anzukämpfen, oftmals beleuchtet sie dabei insbesondere die Perspektive und Erfahrungen von Frauen.[8] 1988 veröffentlichte die Oxford University Press "The Schomburg Library of Nineteenth-Century Black Women Writers" unter Henry Louis Gates als Gesamtleiter. Hopkins’ Roman Contending Forces: A Romance Illustrative of Negro Life North and South (mit einer Einleitung von Richard Yarborough) wurde im Zuge dessen als Neuauflage veröffentlicht. Gleiches galt für ihre Zeitschriftenromane, inklusive eines Vorwortes von Hazel Carby. Damit wollte Carby, Hopkins Namen zurück in die Literaturwissenschaftliche Sphäre bringen, um ihren Einfluss auf Autoren der Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ersichtlich zu machen.
Ihr Schaffen wird durch Richard Yarborough häufig zusammen mit anderen bedeutsamen afroamerikanischen Autorinnen und Autoren ihrer Zeit wie Charles Chestnut, Paul Laurence Dunbar und Sutton Griggs gleichermaßen gewürdigt. Im Verhältnis zu weiblichen Publikationen nennt Yarborough sie „Die produktivste Schwarze Autorin zum Zeitpunkt der Jahrhundertwende“[9]
„Das Vermächtnis der Northup-Familie, das Pauline Hopkins für sich beanspruchte, war geprägt von beeindruckendem öffentlichem Engagement, furchtlosem bürgerschaftlichen Ehrgeiz und starkem Gemeinschaftsbewusstsein.“[2]
Tod
Die Jahre vor ihrem Tod war Hopkins als Stenografin am Massachusetts Institute of Technology beschäftigt.[5] Am 12. August 1930 starb Hopkins infolge eines Unfalls. Hopkins trug Verbände an ihren Armen für ihre Neuritis, diese waren mit Linimenten eingerieben, welche aufgrund eines in ihrem Zimmer stehenden Ofens anfingen, Feuer zu fangen. Sie verstarb in Cambridge, Massachusetts und wurde auf einem Friedhof in Chelsea, Massachusetts begraben.[5] Obwohl die Autorin den Großteil ihres Lebens in dieser Region verbrachte, wurde ihr Tod nicht in lokalen Todesanzeigen aufgeführt. Die Zeitungen Chicago Defender sowie die Baltimore-Afro-American berichteten zwar beide von Hopkins Tod, gaben jedoch beide das falsche Todesalter der Autorin an (79 Jahre). Laut Sterberegister des Massachusetts Department of Vital Statistics in Cambridge lag ihr tatsächliches Sterbealter bei 71 Jahren.[5]
Veröffentlichungen
Eine Auflistung ihrer bekanntesten Werke:
- Slaves’ Escape; or, The Underground Railroad, 1880.
- Contending Forces: A Romance Illustrative of Negro Life North and South Archived 2016-10-10 at the Wayback Machine, 1900.
- "Talma Gordon". First published in The Colored American Magazine, 1900.
- Hagar's Daughter: A Story of Southern Caste Prejudice. First published serially in The Colored American Magazine, 1901–02.
- Winona: A Tale of Negro Life in the South and Southwest. First published serially in The Colored American Magazine, 1902–03.
- Of One Blood: Or, The Hidden Self. First published serially in The Colored American Magazine, 1903.
- Of One Blood: Or, the Hidden Self. Edited by Deborah McDowell. Washington Square Press, 2004.
- Of One Blood: Or, the Hidden Self. Edited, with notes, by Eric R. Guignard and Leslie S. Klinger. Poisoned Pen Press/Horror Writers Association (Haunted Library of Horror Classics), 2021. This edition featured an introduction by Nisi Shawl.
- Of One Blood: Or, the Hidden Self. Edited by Eurie Dahn and Brian Sweeney. Broadview Press, 2022.
- Of One Blood was rereleased by the MIT Press as part of the Radium Age Series in 2022. This edition featured an introduction by Minister Faust.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Hanna Wallinger: Pauline E. Hopkins: A Literary Biography. University of Georgia Press, Athens 2005, ISBN 978-0-8203-2704-4.
- ↑ a b Lois Brown: Pauline Elizabeth Hopkins: Black daughter of the Revolution (= Gender and American culture). University of North Carolina press, Chapel Hill 2008, ISBN 978-0-8078-3166-3.
- ↑ Verner D. Mitchell, Cynthia Davis: Literary Sisters: Dorothy West and Her Circle, A Biography of the Harlem Renaissance. Rutgers University Press, 2012, ISBN 978-0-8135-5145-6, JSTOR:j.ctt5hjf75.
- ↑ Pauline E. Hopkins: “Women’s Department,” Colored American Magazine (1900). In: The American New Woman Revisited. Rutgers University Press, 31. Dezember 2020, S. 157–159, doi:10.36019/9780813544946-038.
- ↑ a b c d e f g h i Ann Allen Shockley: Pauline Elizabeth Hopkins: A Biographical Excursion into Obscurity. In: Phylon (1960-). Band 33, Nr. 1, 1972, S. 22, doi:10.2307/273429, JSTOR:273429.
- ↑ Keith Clark: Hopkins, Pauline Elizabeth (1859-1930), editor and author (= American National Biography Online). Oxford University Press, Februar 2000, doi:10.1093/anb/9780198606697.article.1602850.
- ↑ Vanessa Davies: Pauline Hopkins’ Literary Egyptology. In: Journal of Egyptian History. Band 14, Nr. 2, 17. Dezember 2021, ISSN 1874-1657, S. 127–144, doi:10.1163/18741665-bja10006 (brill.com [abgerufen am 20. August 2025]).
- ↑ Index. In: The Digital Colored American Magazine. 18. Februar 2017, abgerufen am 20. August 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ The unruly voice: rediscovering Pauline Elizabeth Hopkins. University of Illinois Press, Urbana, Ill. 1996, ISBN 978-0-252-06554-5.
- ↑ MIT Press OA Books. PubPub, doi:10.21428/a1bd113d.