Paula Volkholz
Paula Volkholz, geborene Novak (* 1921 in Hafendorf; † 7. Februar 2009) war eine deutsche Kommunalpolitikerin und Ehefrau des Politikers Ludwig Volkholz. Sie war 1970 die erste Frau im Amt eines Landrats in Bayern.[1]
Leben
Die ausgebildete Kindergärtnerin stammte aus dem etwa 50 km nördlich von Graz gelegenen Deuchendorf im Mürztal (Ortsgemeinde Hafendorf), ihr Vater war Obersteiger im Bergbau. Sie heiratete am 7. Juni 1941 in Passau den Ludwig Volkholz, genannt Jager-Wiggerl,[2] einen Förster und Wehrmachts-Leutnant. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein bekannter Politiker der Bayernpartei. 1949 erfolgte seine Wahl in den Bundestag, 1950 zusätzlich die in den Bayerischen Landtag.
Als Ludwig Volkholz aufgrund von Vorstrafen 1958 nicht mehr für den Landtag kandidieren durfte, trat statt ihm seine Ehefrau für die Freie Demokratische Partei (FDP) bei der Landtagswahl an. Die Liberalen, die im Landkreis Kötzting bis dahin praktisch nicht vorhanden waren, profitierten erheblich vom Namen Volkholz. Paula Volkholz kam zwar nicht in den Landtag, erreichte aber mit 18,7 % im Wahlkreis Kötzting eines der besten Ergebnisse.[3]
Der Jager-Wiggerl selbst wurde 1960 Bürgermeister von Voggendorf. Seine erneute Kandidatur 1966 verhinderte ein neues Gemeindewahlgesetz, das als „Lex Volkholz“ bezeichnet wurde. Also trat erneut seine Frau Paula als Kandidatin für den schon vor der Landtagswahl 1962 gegründeten Niederbayerischen Bauern- und Mittelstandsbund an und wurde Bürgermeisterin.
Sie siegte 1970 auch bei den Landratswahlen im Landkreis Kötzting gegen den langjährigen Amtsinhaber Rudolf Nemmer. Das war umso bemerkenswerter, weil eigentlich ihr Mann für den Landratsposten kandidiert hatte, aber aufgrund des „Lex Volkholz“ nicht antreten durfte.[4] Sie wurde am 8. März 1970 mit 8354 Stimmen gegen 7333 Stimmen für Nemmer gewählt und war damit die erste Landrätin Bayerns.[5] Zugleich war sie letzter Landrat des Landkreises Kötzting bis zu dessen Auflösung 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern.
Nach ihrer Zeit als Landrätin war Paula Volkholz in den 1980er Jahren Bürgermeisterin in Rimbach. Sie war zeitweise auch bei den Republikanern aktiv. Sie wurde 1996 im Zug der Auseinandersetzungen um eine Klinik von der CSU-Kreistagsfraktion für den Krankenhausausschuss des Kreistags Cham einstimmig vorgeschlagen und auch gewählt.[6]
Paula und Ludwig Volkholz hatten fünf Kinder.[7] Ihr Mann starb 1994 in Grafenwiesen.[8]
Einzelnachweise
- ↑ Bayern hat eine Landrätin, Die Zeit Nr. 11/1970 vom 13. März 1970, S. 6
- ↑ Andreas Eichmüller: Der Jagerwiggerl: Ludwig Volkholz : Förster, Politiker, Volksheld. Mittelbayerische Druck- & Verlags-Gesellschaft, 1997, ISBN 978-3-931904-11-1, S. 24 (google.de [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ Verdrängter Antrag. In: Der Spiegel. 7. August 1966, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ 1970 gab es Bayerns erste Landrätin. In: Mittelbayerische Zeitung. 16. Februar 2020, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Heimlicher Sieger. In: Der Spiegel. 15. März 1970, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ Heiner Emde: CSU in der Zerreißprobe. Focus, 21. Februar 1994
- ↑ 80. Geburtstag von Dr. Wolfram Volkholz – viele spannende Geschichten. In: PNP. 12. Februar 2024, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Bayerns erste Landrätin Paula Volkholz mit 87 Jahren gestorben. 13. Februar 2010, abgerufen am 2. September 2025.