Paul Pétridès
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Paul Constantin Pétridès (* 18. August 1901 in Paphos, Zypern; † 2. August 1993) war ein britisch-französischer Schneider, Kunsthändler und Galerist.[1]
Leben
Paul Constantin Pétridès wurde als Sohn von Constantin Pétridès und Brioni Mirophora in einer armen Familie auf Zypern geboren. Nach einer Ausbildung zum Schneider verließ er 1918 oder 1919 seine Heimat und ließ sich 1920 in Frankreich nieder. Dort arbeitete er bis 1940 in verschiedenen Pariser Ateliers als Schneider und eröffnete zeitweise eigene Schneidereien. Während dieser Zeit entwickelte er ein Interesse für die Malerei und wurde Mitglied der Société des Amateurs et Collectionneurs d’Art. 1925 lernte er die Malerin und Kunstmaklerin Odette Luz kennen, die er 1929 heiratete. In den 1930er-Jahren gab er das Schneiderhandwerk auf und machte sich stattdessen als Kunsthändler einen Namen. 1935 eröffnete seine Ehefrau eine Galerie in Paris, deren Leitung er ab 1939 übernahm. Paul Pétridès schloss 1937 einen exklusiven Vertrag mit dem Maler Maurice Utrillo und vertrat dessen Werk bis zu dessen Tod. Utrillo wurde zudem Pate von Pétridès’ Sohn. Paul Pétridès veröffentlichte 1959 ein Werkverzeichnis der Gemälde Utrillos.[2]

Während der deutschen Besatzung verließ Pétridès Paris im Jahr 1940, kehrte aber dank der Fürsprache seiner Frau und insbesondere des Malers Lucien Adrion regulär zurück. Trotz dieser Unterstützung war er aufgrund seiner ausländischen Herkunft verschiedenen Restriktionen ausgesetzt, darunter Meldepflichten bei der Polizei sowie ein Telefon- und Radioverbot. 1943 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Er war mit den Kunsthändlern Ignacy Rosner und Gustav Rochlitz verbunden und arbeitete mit dem deutschen Händler Bernhard A. Böhmer zusammen.[3] Er war an mehreren Verkäufen von Kunstwerken beteiligt, darunter zwei Rembrandt-Bilder (Portrait de la mère und Portrait du père), Werke von Cranach und Goya aus der Galerie d’Atri sowie drei beschlagnahmte Werke aus der Sammlung von Paul Rosenberg (Matisse, Utrillo). Er agierte als Vermittler, Bürge und Käufer und erhielt für mehrere Transaktionen Provisionen, etwa für Zeichnungen von Auguste Rodin, Bilder von Utrillo und andere Werke. Pétridès erklärte, von der zweifelhaften Herkunft mancher Werke nichts gewusst zu haben. Zudem versteckte er mehrere jüdische Sammlungen vor der Verfolgung.
Nach dem Krieg wurde Paul Pétridès wegen „Geschäftsbeziehungen mit dem Feind“ und „Gefährdung der Staatssicherheit“ angeklagt. Die Ermittlungen der Commission nationale interprofessionnelle d’épuration[4] endeten 1949 mit der Einstellung des Verfahrens unter Anerkennung des Drucks durch die Besatzungsmacht, die Presse sowie Adrions Einfluss. Berücksichtigt wurde auch seine Unterstützung des französischen Widerstands, die unter anderem durch Dankeskarten von Jean Moulin für die Bereitstellung von Kunstwerken belegt ist. Das Komitee für die Beschlagnahmung unlauterer Gewinne verhängte jedoch eine hohe Geldstrafe gegen ihn. Nach seiner Berufung wurde diese reduziert. Paul Pétridès blieb nach dem Krieg als Kunsthändler mit seiner Galerie in Paris tätig und vertrat weiterhin Maurice Utrillos Interessen. In den 1970er-Jahren wurde er in einen Hehlereiskandal verwickelt und 1980 zu vier Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. Die Haftstrafe trat er jedoch nicht an. Paul Pétridès verstarb im August 1993.[1]
Literatur
- Paul Pétridès: The Complete Works of Suzanne Valadon, Compagnie française des Arts Graphiques, Paris, 1966.
- Paul Pétridès: L’oeuvre complet de Maurice Utrillo. Paris, 1959.
Weblinks
- Institut national d'histoire de l'art. Einzelnachweis zur Biografie und Tätigkeit von Paul Pétridès
- gettyimages
- National Gallery of Art, Washington, D. C.
- Looted Art
Einzelnachweise
- ↑ a b PÉTRIDÈS Paul (DE). Abgerufen am 22. August 2025 (französisch).
- ↑ Paul Pétridès: L’oeuvre complet de Maurice Utrillo. Paris 1969.
- ↑ Art Looting Intelligence Unit (ALIU) Reports 1945-1946 and ALIU Red Flag Names List and Index. Abgerufen am 22. August 2025.
- ↑ Commission nationale interprofessionnelle d'épuration: Commission nationale interprofessionnelle d'épuration (F/12). Abgerufen am 22. August 2025 (französisch).