Paul Krückmann

Das Grab von Paul Krückmann und seiner Ehefrau Anna geborene Stierlings verwitwete Lenschow auf dem Zentralfriedhof Münster.

Paul Krückmann (* 25. Oktober 1866 in Neukloster; † 10. Oktober 1943 in Münster) war ein deutscher Rechtswissenschaftler an der Universität Münster.

Leben und Wirken

Paul Krückmann war ein Sohn des Arztes Karl Krückmann (1835–1914).[1] Er besuchte die Domschule Güstrow und bestand dort zu Ostern 1886 das Abiturientenexamen. Danach studierte er Rechtswissenschaft, und zwar je ein Semester an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Leipzig, München und Berlin sowie zwei Semester an der Universität Rostock, wo er am 23. April 1890 die erste juristische Prüfung bestand. Während seines Studiums wurde er 1886 Mitglied der Freiburger Burschenschaft Teutonia.[2]

Am 28. April 1890 ernannte Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin Krückmann zum Rechtsreferendar. Krückmann bestand am 24. November 1891 an der Georgia-Augusta das juristische Doktorexamen. Im Mai 1894 habilitierte er sich an der Universität Göttingen zum Privatdozenten für römisches Recht. Im Jahre 1898 wurde Krückmann außerordentlicher Professor an der Universität Greifswald. Vier Jahre später erhielt er den Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster. Krückmann blieb bis zu seiner Entpflichtung 1935 über drei Jahrzehnte Ordinarius an der juristischen Fakultät der Universität Münster. Er war mehrfach ihr Dekan,[3] zudem 1912/1913 auch der Rektor der Universität Münster.[4]

Krückmann war Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes in Münster. Während des Ersten Weltkrieges entwickelte er „mit einem Professorennetzwerk radikale Annexionsideen“.[5] Er wurde Mitglied der radikalnationalistischen Deutschen Vaterlandspartei und setzte in der Zeit der Weimarer Republik seine politische Arbeit im republikfeindlichen Umfeld der Deutschnationalen Volkspartei und des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes fort.[5]

Krückmann starb am 10. Oktober 1943 durch den „Volltreffer einer Sprengbombe auf sein Haus“ bei einem Luftangriff auf Münster.[6] Ihn überlebe seine Ehefrau Anna Krückmann. Sie war eine engagierte Kommunalpolitikerin, gründete den Hausfrauenverein in Münster und gehörte in ähnlicher Weise wie ihr Ehemann nationalistischen Kreisen an.[7]

Ehrungen

Paul Krückmann wurde 1918 „in Anerkennung seiner Verdienste“ zum Geheimen Justizrat ernannt.[6]

Veröffentlichungen

  • Über den Vertragsschluß. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der juristischen Doctorwürde der Juristenfacultät der Georg-Augusts-Universität. Göttingen 1892.
  • Institutionen des Bürgerlichen Gesetzbuches. 5. Auflage Göttingen 1929 (Erstveröffentlichung 1898).
  • Die Entfremdung zwischen Recht und Volk. Vortrag gehalten in der Greifswalder Vereinigung aller Lehrer an höheren, Volks- und Mittelschulen und der Universität. Leipzig 1899.
  • Anschauungsmittel für den Rechtsunterricht. Leipzig 1900. (4. Auflage 1910 unter dem Titel: Rechtsatlas. unter Mitwirkung von Rechtsanwalt Dr. Friedrichs in Dortmund)
  • Anfechtung, Wandelung und Schadenersatz beim Viehkauf. Mit Anhang Wesen, Erkennung, wirtschaftliche Bedeutung und Entwickelungsdauer einzelner Haupt- und Vertragsmängel. von A. Ströse. Neudamm 1904. (Reihe: J. Neumanns Rechtsbücher für den Landwirt.)
  • Unmöglichkeit und Unmöglichkeitsprozeß. Zugleich eine Kritik der Entwürfe Rußlands, Ungarns und der Schweiz. (Sonderabdruck aus dem Archiv für die civilistische Praxis Bd. 101, 1907)
  • Sachbesitz, Rechtsbesitz, Rechtsschein in der Theorie des Gemeinen Rechts. (In: Archiv für die civilistische Praxis Band 108, Heft 2/3)
  • Vorpraxis, akademische Rechtsprechung und anderes. Zur Reform des Rechtsstudiums. Tübingen 1911.
  • Einführung in das Recht. Tübingen 1912.
  • Clausula rebus sic stantibus, Kriegsklausel, Streikklausel. in: AcP (Archiv für civilistische Praxis). 116 (1918), S. 157.
  • Fiktionen und Bilder in der Rechtswissenschaft, Annalen der Philosophie und philosophischen Kritik. Band 3, Number 1 / Dezember 1921.

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Max Kaser: Paul Krückmann †. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung, Jg. 64 (1944), S. 476–482.
  • Sebastian Felz: Im Geiste der Wahrheit? Zwischen Wissenschaft und Politik: Die Münsterschen Rechtswissenschaftler von der Weimarer Republik bis in die frühe Bundesrepublik. In: Hans-Ulrich Thamer, Daniel Droste, Sabine Happ (Hrsg.): Die Universität Münster im Nationalsozialismus: Kontinuitäten und Brüche zwischen 1920 und 1960 (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, Band 5). Aschendorff Verlag, Münster 2012, Bd. 1, S. 347–412.
  • Bernd Haunfelder: Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, Band 14). Aschendorff Verlag, Münster 2020, ISBN 978-3-402-15897-5, S. 169–170.
  • Michael Jung: Im Netz der Rechten. Das deutschnationale Professorenehepaar Krückmann und die Stadtgesellschaft in Münster (= Kleine Schriften aus dem Stadtarchiv Münster, Band 19). Aschendorff Verlag, Münster 2024, ISBN 978-3-402-13125-1.

Anmerkungen

  1. Die mecklenburgischen Ärzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Gesammelt und herausgegeben von August Blanck 1874, fortgesetzt von Axel Wilhelm bis 1901. Durch genealogische Mitteilungen ergänzt und bis zur Gegenwart fortgeführt von Gustav Willgeroth. Landesgeschäftsstelle des Mecklenburgischen Ärztevereinsbundes, Schwerin 1929, S. 172.
  2. Geschichte der Freiburger Burschenschaft Teutonia und ihrer Vorläufer. Neuwied am Rhein 1984. Nr. 286, S. 329.
  3. Dekane der Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät (bis 1969), abgerufen am 4. September 2025.
  4. Bernd Haunfelder: Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff Verlag, Münster 2020, S. 169–170.
  5. a b Verlagsinformation zu Michael Jung: Im Netz der Rechten. Das deutschnationale Professorenehepaar Krückmann und die Stadtgesellschaft in Münster (siehe das Literaturverzeichnis), abgerufen am 4. September 2025.
  6. a b Max Kaser: Paul Krückmann †. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung, Jg. 64 (1944), S. 476–482.
  7. Martin Kalitschke: Das Anna-Krückmann-Haus bekommt einen neuen Namen. In: Westfälische Nachrichten, Ausgabe Münster, 11. Juni 2024.
VorgängerAmtNachfolger
Aloys MeisterRektor der WWU Münster
1912–1913
Karl Spannagel