Paul Émile Jacquel
Paul Émile Jacquel (* 29. November 1826 in Rothau; † 31. Januar 1898 in Paris) war ein französischer Ingenieur, Erfinder und Unternehmer.[1]
Leben
Er wurde als jüngerer Sohn in Rothau geboren, wo sein Vater eine Weberei betrieb. Nach dem Besuch der École industrielle in Strasbourg studierte er an der Hochschule Arts et Métiers in Châlons-en-Champagne. Für seinen Abschluss 1848 erhielt er eine Medaille und eine Prämie von 400 Francs.
Danach begann er als Ingenieur in der Textilfabrik Steinhell, Dieterlein et Cie in Rothau. Zu dieser Zeit waren die Ingenieure in den kleinen Fabriken in den Vogesen für alles zuständig. Er musste z. B. die Maschinen, die das Garn bleichten und färbten warten und reparieren, den Bach umleiten, um die Maschinen anzutreiben.

1852 begann er in der Maschinenfabrik André Koechlin in Mülhausen als Vertriebs-Ingenieur. Er bereiste ganz Frankreich, um für neue Projekte Studien durchzuführen, um bestehende Turbinen auf die neue Jonval-Koechlin Technik umzustellen. Anschließend beaufsichtigte er die Arbeiten. Vier Jahre verbrachte er in Antequera (Spanien), um hier die neuen Turbinen zu installieren. 1857 gründete der Offizier im Ruhestand M. Sandoz in Cernay eine Spinnerei und Weberei und stellt Jacquel als Direktor ein. Zunächst musste er entscheiden, ob die neue Fabrik nach elsässischem Muster oder dem fortgeschrittenem englischen Muster gebaut werden sollte. Dazu unternahm er eine Studienreise nach England. Er kaufte eine komplette Fabrik in England und beaufsichtigte ihre Installation in Cernay. Die Erzeugnisse wurden von der Fachwelt gelobt. 1860 starb M. Sandoz und Jacquel kaufte zusammen mit seinem älteren Bruder Gustave eine Weberei in Natzwiller, die sein Vater 1842 gegründet hatte. Die Brüder erweiterten die Fabrik um eine Spinnerei. Neben seinen industriellen Aktivitäten beschäftigte sich Jacquel mit Erfindungen, s. u. Nachdem er 1890 die Leitung seiner Fabrik an seinen Sohn Frédéric Charles Jacquel (1855–1937) übertragen hatte, übernahm er die Errichtung einer neuen Weberei in Amiens für die Firma Esnault, Peltrie et Cie.[2]
Bis in die 1980er Jahre betrieb die Familie Jacquel Textilfabriken im Südelsass.[3]
Erfindungen
Zwei seiner Erfindungen hatten bleibenden Wert: das Flussschubboot (bateaux pousseurs fluviaux) und den tragbaren Riemenheber (monte-courroies portatif).
Flussschubboot
Am Ende des 19. Jahrhunderts litt die Flussschifffahrt unter der Konkurrenz durch die Eisenbahn. Die Lastkähne (Péniche) waren klein, 300 bis 400 t Ladung, langsam, da meist getreidelt, und lagen lange im Hafen zum Be- und Entladen. Es gab schon Dampfschiffe, der Einbau einer Dampfmaschine in eine Péniche war zu teuer. Jacquel entwickelte in den 1870er Jahren ein Schubschiff mit Dampfantrieb, das man hinter dem Lastkahn befestigte und das diesen antrieb. Im Hafen wurde das Schubschiff wieder abgekoppelt und konnte andere Schiffe antreiben, während das Schiff im Hafen ent- und beladen wurde. Diese Erfindung wurde 1878 auf der Weltausstellung Paris 1878 ausgezeichnet. Zu seiner Zeit kam diese Erfindung nicht zum Einsatz, erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie auf dem Rhein, der Donau und dem Mississippi zum Einsatz, um sehr große Schubverbände zu bilden.[4][2]

Riemenheber
Ein Riemenheber ist eine „Gabel, mit der die zu tragenden Riemen über die Riemenscheiben geführt werden“. Zu einer Zeit, in der die meisten Maschinen in den Fabriken über Riemenantriebe von einer zentralen Kraftquelle, meist ein Wasserrad oder eine Dampfmaschine, angetrieben wurden, ein notwendiges Instrument. Das Auf- und Ablegen der Riemen auf die Antriebswelle ist eine gefährliche Tätigkeit. Jacquels Erfindung machte den Vorgang sicherer. Er war in Paris, um Versuche mit einem Prototyp anzustellen, als er verstarb.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jacquel, Paul, Emile. In: SYMOGIH.ORG. Laboratoire de recherche historique Rhône-Alpes, 2025, abgerufen am 30. August 2025 (französisch).
- ↑ a b c Alph. Camme: Jacquel, Paul-Émile. Arts et Métiers, Châlons-en-Champagne, 1898, abgerufen am 30. August 2025 (französisch).
- ↑ L'industrie textile dans la vallée de la Bruche : les établissements Frédéric Jacquel et leur personnel (1840-1984). In: XIXe siècle en mémoires. Bibliothèque François-Lebrun, Rennes, 2025, abgerufen am 30. August 2025 (französisch).
- ↑ Xavier Thiery: Exposition : la saga du « système Jacquel », précurseur des bateaux pousseurs fluviaux. In: DNA. 2. Mai 2025, abgerufen am 30. August 2025 (französisch).