Patrick Siegl (Künstler)

Patrick Siegl

Patrick Siegl (* 1991 in München) ist ein deutscher Maler, der sich der Art brut zurechnen lässt.

Werdegang und Werk

Patrick Siegl wurde 1991 in München geboren. Im Kindesalter wurde er mit Autismus diagnostiziert. Er besuchte die Montessori-Schule in Großhadern, wo das künstlerische Talent des Jugendlichen schnell erkannt wurde. Schon früh war Siegl klar, eine künstlerische Laufbahn einschlagen zu wollen. Im September 2011 wechselte er nach Abschluss der Schule und auf Empfehlung einer Kunstlehrerin als festes Mitglied ins Atelier Augustinum, in dem er seither täglich als Künstler in Vollzeit arbeitet.[1][2][3]

Patrick Siegl bei der Arbeit

Patrick Siegl fertigt Kaltnadelradierungen, arbeitet mit Fineliner, Filz- und Bleistiften, wobei er verschiedene Techniken mischt, etwa indem er die Radierungen nachkoloriert und weiterbearbeitet. Er unterteilt die Bildfläche „zunächst durch kleine, sich ständig wiederholende Formelemente in verschiedene szenenartige Bereiche. Schließlich werden auch diese durch Figuren, weitere Formen oder Farbflächen so miteinander verbunden, dass eine geschlossene Folie entsteht“. Er „entwirft, zeichnet und malt in einer absolut miniaturistischen Manier“, so dass die unendlichen Details innerhalb seiner Bilder für den Betrachter oft nur mit einer Lupe erkennbar werden.[1][2][4]

Ein wiederkehrendes Hauptthema seiner Werke sind neben der asiatischen Kultur fernöstliche Architekturen und Stadtlandschaften.[4] „Seine gegenständlichen, mit ihrer starken Strukturierung oftmals aber auch ins Abstrakte und Formelhafte hinüber reichenden Motive zeigen monumentale Architekturen, Tempelbauten, archaische Landschaften und phantastische Mischwesen. Sein großes Interesse an der asiatischen Kultur und deren profunde Kenntnis sind eine durchgehende Konstante in seinem Werk.“[1][2] Seine Werke tragen fantasievolle, beschreibende Titel, wie etwa „The Battle of Yang Wei Shou“ (2012), „Die Schatzkammer in der Grabeskirche von Kapadokien“ (2013), „Fischschmetterling“ (2014), „Schmetterlinge auf dem traditionellen japanischen Kirschblütenfest“ (2014) oder „Zehntausend Zuschauer im russischen Staatszirkus ärgern sich blau und grün über Wladimir Putin“ (2013).[5]

Auszeichnungen

Patrick Siegl wurde mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet.[1]

  • Im Jahr 2014 wurde ihm der Europäische Kunstpreis Malerei und Grafik von Künstlern mit geistiger Behinderung Euward verliehen.[6] 2024 war er erneut nominiert.[7][8]
  • 2013 erhielt er den Bundes-Kunstpreis für Menschen mit geistiger Behinderung für das Werk „The Battle of Xian Zhou“.
  • 2013 wurde er erster Preisträger des Kunstpreises der Lothar-Späth-Stiftung.[9]

Ausstellungen (Auswahl)

Ausstellung Patrick Siegl, München 2016
  • 2024: Unter einem Himmel. Künstlerhaus am Lenbachplatz, München[7]
  • 2020: „Roots of Abstract“ – Abstraktion in der Outsider Art. Kunsthalle Rathausgalerie, München[10]
  • 2018: Hétérotopies: architectures habitées. Galerie Christian Berst, Paris
  • 2016: Zeichne bis ans Ende der Welt. Artothek, München[11]
  • 2014/2015: Art in disability. Euward 6. Buchheim-Museum, Bernried[3][12]
  • 2013: Bundes-Kunstpreis. Städtische Galerie Villa Bosch, Radolfzell[9]

Literatur

  • Giulia Zini, Dimitri Pietquin, Patrick Siegl. Ausstellungskatalog. Klaus Mecherlein, Augustinum-Stiftung (Hrsg.) München 2014, ISBN 978-3-00-047772-0
Commons: Patrick Siegl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Patrick Siegl. In: Augustinum-Gruppe. Abgerufen am 8. August 2025
  2. a b c Euward 6: Giulia Zini, Dimitri Pietquin, Patrick Siegl. Ausstellungskatalog. Klaus Mecherlein, Augustinum-Stiftung (Hrsg.) München 2014, S. 81–87
  3. a b Caroline von Eichhorn: Moscheen, Wolkenkrater und Zirkuszelte. In: Süddeutsche Zeitung in der Reihe „Junge Leute“ vom 15. Dezember 2014. Abgerufen am 25. August 2025
  4. a b Klaus Mecherlein: Patrick Siegl. Die Kunst auf der Nadelspitze. In: Augustinum-Gruppe. Abgerufen am 8. August 2025
  5. Euward 6: Giulia Zini, Dimitri Pietquin, Patrick Siegl. Ausstellungskatalog. Klaus Mecherlein, Augustinum-Stiftung (Hrsg.) München 2014, S. 89–97
  6. Die Preisträger des euward6 (2014). In: Euward. Abgerufen am 8. August 2025
  7. a b Barbara Hordych: Perfekt winzig. In: Süddeutsche Zeitung vom 29. Januar 2024. Abgerufen am 25. August 2025
  8. euward9. Ausstellungskatalog. Klaus Mecherlein, Augustinum-Stiftung (Hrsg.) München 2024, ISBN 978-3-9823046-5-6, S. 62
  9. a b Bundes-Kunstpreis für zwei Mitglieder des "Atelier hpca". In: Merkur vom 23. Mai 2013. Abgerufen am 25. August 2025
  10. Roots of Abstract. Abstraktion in der Außenseiterkunst. In: Galerie Christian Berst. Abgerufen am 25. August 2025
  11. Patrick Siegl. In: Auf Kunst. Abgerufen am 25. August 2025
  12. Euward – Art in disability. In: Buchheim-Museum. Abgerufen am 25. August 2025