Pasiteles

Pasiteles (altgriechisch Πασιτέλης) war ein Bildhauer und Kunstschriftsteller des ersten vorchristlichen Jahrhunderts aus Großgriechenland.
Leben
Pasiteles war ein Zeitgenosse des Pompejus und war überwiegend in Rom tätig. Vermutlich erhielt er im Jahr 89 oder 87 v. Chr. durch das Lex Plautia Papiria das römische Bürgerrecht. Er eröffnete in Rom eine Kunstschule, zu deren Schülern unter anderem die Bildhauer Stephanos, Kolotes[1] und in 2. Generation Menelaos[2] gehörten.
Sein Werk ist durch klassizistische Tendenzen gekennzeichnet, die er mit der Formeneleganz der römischen Plastik zu vereinigen suchte. Von seinen Werken sind nur Namen erhalten. Den Eklektizismus seiner Werke glaubt man in den erhaltenen Werken seines Schülers Stephanos, eine Knabenfigur in der Villa Albani, deutlich zu erkennen. Dessen Schüler Menelaos wiederum kehrt in der berühmten Ludovisischen Gruppe (Orestes und Elektra) zu einfacheren Formen zurück.
Pasiteles war von großer Vielseitigkeit; er arbeitete in Marmor, Elfenbein, Silber und Erz. Sein Werk über Schöpfungen der älteren Kunst (in fünf Büchern griechisch geschrieben, lateinisch quinque volumina scripsit nobilium operum in toto orbe ‚schrieb fünf Bände über edelsten Werke der ganzen Welt‘), wurde von Plinius dem Älteren verwendet, es ist nicht mehr erhalten. Dieser erwähnt in der Naturalis historia (35,156) eine Statue des Jupiter aus Gold und Elfenbein, die von Pasiteles stammte, sowie ein Silberstandbild des Schauspielers Quintus Roscius Gallus.
Pasiteles führte auch zahlreiche Naturstudien durch, so wird berichtet, dass er, als er im „Hafen, wo gerade eine Sendung wilder Tiere angekommen war, die Gelegenheit benützte, um vor einem L[öwen]-Käfig nach der Natur zu arbeiten (lateinisch cum per caveam intuens leonem caelaret).“ Dabei geriet er selbst in Lebensgefahr, da aus einem anderen Käfig ein Panther ausgebrochen war und nun im Hafen frei herumlief.[3][4]
Literatur
- Heinrich von Brunn: Pasiteles und seine Nachfolger. In: Geschichte der griechischen Künstler. Band 1. Ebner & Seubert, Stuttgart 1857, S. 595–620 (Textarchiv – Internet Archive).
- Pasiteles. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 12, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 753.
- Margarete Bieber: Pasiteles. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 271 (biblos.pk.edu.pl).
- Michael Donderer: Nicht Praxiteles, sondern Pasiteles: Eine signierte Statuenstütze in Verona. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 73, 1988, ISSN 0084-5388, S. 63–68, JSTOR:20186850.
- Bernard Andreae: Die Symbolik der Löwenjagd. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1985, ISBN 3-663-01687-0, S. 5–35, doi:10.1007/978-3-663-01687-8_1 (Leseprobe).
- Johannes Irmscher: Pasiteles. In: Das grosse Lexikon der Antike (= Heyne-Sachbuch. 01/7288). Wilhelm Heyne Verlag, München 1987, ISBN 3-453-00055-2, S. 406 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Margarete Bieber: Kolotes II. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 253 (biblos.pk.edu.pl).
- ↑ Margarete Bieber: Menelaos. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 24: Mandere–Möhl. E. A. Seemann, Leipzig 1930, S. 386 (biblos.pk.edu.pl).
- ↑ August Steier: Löwe. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 13, Teil 1: Libanos–Lokris. Stuttgart 1926, Sp. 968–990, hier S. 989 (Volltext [Wikisource]).
- ↑ Johannes Adolf Overbeck: Pasiteles und seine Schule. In: Die antiken Schriftquellen zur Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen. W. Engelmann, Leipzig 1868, S. 437–438 (Textarchiv – Internet Archive).