Palazzo Genovese (Salerno)

Der Palazzo Genovese (auch Palazzo Genovesi) ist ein Barockpalast aus dem 18. Jahrhundert an der Via Pandolfina Fasanella im historischen Zentrum von Salerno in der italienischen Provinz Kampanien.
Er ist einer der bedeutendsten Adelspaläste der Stadt, ein erstes Jugendwerk des Architekten Mario Gioffredo aus Neapel.[1]
Geschichte

Das Gebäude befindet sich im historischen Zentrum von Salerno an der Südseite des Largo Sedile del Campo, zu dem die Hauptfassade hinzeigt, die heute teilweise durch die Verlängerung eines davorliegenden Palastes verdeckt ist. Auf dem Grundstück befand sich früher der Palast eine Zweiges der Familie Pinto, den der letzte Nachfahre, Fabrizio Pinto, der Kloster der Theresianer vererbt hatte. Neben diesem Palast lagen weitere Häuser im Besitz des Domkapitels. Dieses gesamte Gelände, das Cicari genannt wurde, kaufte 1744 „Matteo Genovese“, Baron von Montecorvino. Der Bau des neuen Palastes verlief nicht so reibungslos. Luigi Avino hat durch die notarielle Dokumentation, dem auch der Bewertungsbericht des Grundbuchamtes Federici beigefügt ist, die gesamte Immobilientransaktion rekonstruiert: Der Palast der Familie Pinto wurde von den Theresianern erst 1724 umgebaut, aber im notariellen Dokument von 1744 steht zu lesen, dass „[dem Palast] der Untergang drohe, die Mauern an vielen Stellen gebrochen seien und das Holz, das das Dach stützt, fast vollständig verrottet sei...“.
Möglicherweise hatte sich in der Zwischenzeit ein Ereignis ergeben, was ein Statikproblem verursacht hatte. Dieses Ereignis könnte das Erdbeben von 1730 gewesen sein. Der Palast wurde im Übrigen nicht an den Baron verkauft, sondern ihm in fortdauernder Erbpacht überlassen, wie man aus dem Notardokument ersieht, in dem bestätigt ist: „...die Pater fanden den Sig. Matteo Genovese, der anbot, das genannte Palasthaus für eine jährliche Pacht von 400 Dukaten in fortdauernder Erbpacht zu übernehmen, um es innerhalb von zwei Jahren zu restaurieren und zu verbessern, und der Sig. Matteo und seine Erben müssen den Vertrag alle 29 Jahre erneuern und alle notwendigen Ausgaben tragen...“. Diese Schlussfolgerung steht im Gegensatz zu dem, was in der Platea von 1788 berichtet wird, in der bestätigt ist, dass der Baron Genovese, nachdem er die Häuser gekauft habe, sie „dem Erdboden gleichmachen und zu sehr erheblichen Kosten den verschwenderischen und großartigen Palast neu errichten [müsse], den man heute sehe“. Aber aus dem Lesen eines umfangreichen Kontobuches des Gebäudes, das im selben Archivumschlag enthalten ist, geht hervor, dass, wie damals üblich, nicht das gesamte vorhergehende Gebäude abgerissen wurde, wenn auch ein erheblicher Teil. In jedem Falle waren die durchgeführten Arbeiten bemerkenswert, da sich die Summe der Kosten auf 4969 Dukaten belief. Das Kontobuch ist unterschrieben vom neapolitanischen Architekten „Mario Gioffredo“, dem Projektanten und Leiter der Arbeiten, und datiert auf den 21. August 1750.
Aus der Gesamtheit der Dokumentation geht hervor, dass die Arbeiten 1744 begannen, und im August 1745 war gerade das Eingangsportal in Arbeit, das dem vom Kunden freigegebenen Tonmodell entsprechen musste. Während Landung der alliierten Truppen in Salerno im September 1943 erlitt das Gebäude bemerkenswerte Schäden; dann wurde in ihm eine Mittelschule untergebracht und anschließend blieb es lange ungenutzt. 1994 wurde der Palast restauriert und von dieser Zeit an wurden in den Räumen des Erdgeschosses Ausstellungen durchgeführt.
Beschreibung und Architektur

Das Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss und ist mit einem Innenhof versehen. Der Dachstuhl besteht aus Holzbindern und die Dacheindeckung aus Ziegeln. Die Mauern sind aus Tuffstein, die Decken aus Holz oder sind als Kreuz- oder Rechteckgewölbe ausgeführt. Die zweizügige Ehrentreppe hat einen rechteckigen Grundriss und eine Gewölbedecke. Die Bodenbeläge sind aus Marmor oder farbigen Splittfliesen. Außen ist der Palast mit Stuck verziert und das Eingangsportal besteht aus geformten Steinblöcken. Oben an der Treppe gibt es eine mit Stuck dekorierte Türe und mit Fresken versehene Gewölbe. Geschnitzte Holzrahmen aus dem 18. Jahrhundert findet man außen und in den Innenräumen. Eine breite Glastrennwand befindet sich im heutigen Präsidentenzimmer. Im Untergrund gibt es einen Keller.[2]
Wie Avino erstmalig erwähnt hat, war Mario Gioffredo, einer der bekanntesten Architekten in Neapel in der Mitte des 18. Jahrhunderts, der Projektant dieses Palastes. Die Chronologie der Projektierung und des Baus hat man in späteren Studien ermittelt, bei denen letzte Dokumente veröffentlicht wurden, die im Staatsarchiv von Salerno verwahrt wurden, und Einzahlungsscheine im historischen Archiv der Banco di Napoli. Den Dokumenten zufolge kann man sagen, dass die Projektierung des Palastes nach heutigem Wissensstand das erste Werk des bekannten Architekten aus Neapel war. Andere bekannte Arbeiten von ihm – tatsächlich alle, wenn auch wenig darüber weiß – wurden später durchgeführt, wie der Palazzo Partanna (1746), das kleine Theater im Palazzo d’Afflitto (1748) oder der Palazzo Latilla (1754). Darüber hinaus fällt die Projektierung dieses Palastes vor die Entdeckung der Tempel von Paestum, die mit Sicherheit einen enormen Anreiz hin zu einer Akzentuierung einer puristischen und klassizistischen Kultur darstellte.
Im Lichte dieser Tatsachen erscheint die Konzeption des Palazzo Genovese sehr viel klarer und somit treten die kulturellen Bindungen mit der fortschrittlichen Umgebung der neapolitanischen Kunst klar hervor. Tatsächlich resultiert aus den biografischen Texten des 18. Jahrhunderts, dass Gioffredo ein Schüler von Francesco Solimena war und schon mit 14 Jahren die technische Werkstatt von Martino Buonocuore besucht hatte. Auch scheint es, dass er direkten Kontakt mit Giovanni Antonio Medrano hatte, von dem er im Alter von 23 Jahren die Qualifikation zur Berufsausübung empfing.
Mit diesen Bezügen kann man besser verstehen, dass die Kultur, die der Architekt in dem Palast in Salerno zugrunde legte, sicherlich nicht der entsprach, mit der er in den folgenden Jahrzehnten berühmt wurde, wenn sie auch eng mit der der Baumeister verbunden war. Das Eingangsportal mit seinem gebrochenen Tympanon ist tatsächlich ein typisches Beispiel für die Erfindungen Solimenas, während die breite Treppe, deren Wände durch voluminöse Öffnungen durchbrochen ist, greift klar den Stil Sanfelices im gleichnamigen Palast in Neapel auf, wie Blunt bereits bemerkt hatte. Dies bringt einen offensichtlichen Widerspruch zwischen dem Äußeren des Palastes, wie bereits Gambardella bemerkt hatte, der nicht die Aspekte erwähnt, die auf Sanfelice hinweisen, und dem Inneren des Palastes, das genau mit den Schöpfungen des neapolitanischen Architekten verbunden ist, zutage. Das Äußere des Palastes mit Ausnahme des Eingangsportals harmoniert nicht mit dem verschwenderischen Dekorativismus der Fenster und Balkone, die das neapolitanische Barock kennzeichnen, sondern es scheint durch einen gemäßigteren Klassizismus diktiert.
Sonstiges
In der Amtszeit des Bürgermeisters Alfonso Menna (März 1929 – November 1931) wurde ein Projekt skizziert, das die Befreiung der Fassaden des Palastes durch Abriss der umliegenden Gebäude vorsah.
Einzelnachweise
- ↑ Palazzo Genovese. Comune di Salerno, archiviert vom am 29. August 2016; abgerufen am 28. August 2025 (italienisch).
- ↑ Palazzo Genovesi. In: Catalogo generale dei Beni Culturali. Ministero della Cultura, abgerufen am 29. August 2025 (italienisch).
Weblinks
Koordinaten: 40° 40′ 45,9″ N, 14° 45′ 21,3″ O