Palazzo Ducale (Nocera Inferiore)

Der Palazzo Ducale war ein Palast aus dem 16. Jahrhundert in der Via Francesco Solimena, 1 in Nocera Inferiore in der italienischen Provinz Kampanien. Ferdinando I. Carafa, Lehensherr und zweiter Herzog von Nocera, ließ ihn 1530 in der Stadtmitte errichten und gab dafür das Castello del Parco als Residenz auf. 1751 ließ ihn Karl III., König von Neapel vollständig abreißen. An seiner Stelle wurde die Caserma Bruno Tofano errichtet. Der König wollte so die Bevölkerung von Nocera von der Belastung befreien, die Soldaten in ihren eigenen Häusern unterzubringen.
Geschichte


1521 kaufte Tiberio Carafa Nocera dei Pagani für 50.000 Dukaten. Nach kurzem Aufenthalt in der Burg entschied sich Ferdinando I. Carafa, der Sohn des ersten Herzogs von Nocera, Tiberio Carafa, einen echten Palast bauen zu lassen, und wählte dafür das dicht bevölkerte Viertel Borgo des Ortes am Südhang des Sant'Andrea-Hügels.
Der Herzog ließ seinen Palast mit einem berühmten Lustgarten schmücken, von dem heute noch Reste in der Villa Comunale erhalten sind.
Nach dem Tod von Ferdinando I. Carafa am 25. Mai 1558 wurde dessen Sohn, Alfonso Carafa, Herzog; er heiratete Giovanna Castriota Scanderbeg. Nach dem Tod des dritten Herzogs von Nocera gelangte der Palast in die Hände seines Sohnes, Ferdinando II. Carafa. Dieser heiratete Anna Clarice Carafa und starb am 11. September 1593, wodurch er Titel und Palast seinem Sohn, Francesco Maria Carafa hinterließ. Dieser verstarb am 12. Juli 1642 und sein Nachfolger war Francesco Maria Domenico Carafa, der 1647 als letzter Herrscher der Carafas über Nocera starb.
In den Räumlichkeiten des Palastes hatte Alfonso Carafa den Philosophen Bernardino Telesio zu Gast (von 1544 bis 1550 und dann nochmals 1565), der Nachhilfelehrer seines Sohnes, Ferdinando II. Carafa, war. Dieser Umstand erlaubte es dem Philosophen aus Cosenza, die nötige geistige Sammlung für sein großes Werk De rerum natura iuxta propria principia (dt.: Über die Natur der Dinge nach eigenen Prinzipien) zu finden, das er seinem Schüler widmete.[1]
In der Regentschaft des letzten Herzogs aus der Dynastie der Carafas wurde der Palast von den Bürgern im Umfeld der antispanischen Umtriebe in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geplündert.
Der herzogliche Palast fiel 1656 an die iberische Familie der Markgrafen von Castel Rodrigo, die ihn etwa 50 Jahre lang behielten und dann an Pio di Carpi vererbten. Als weitere Eigentümer sind Donna Leonor de Moura und Gilberto II. Pio di Savoia zu vermerken.
Letzter Eigentümer war im 18. Jahrhundert König Karl III. Dieser kaufte, nachdem er am 10. Mai 1734 nach dem Sieg über das österreichisch-ungarische Heer des Otto Ferdinand von Abensperg und Traun nach Neapel eingezogen und am 15. Juni desselben Jahres zum König beider Sizilien ausgerufen worden war, den Palast und ließ ihn umbauen.
Beschreibung
Laut dem Zeugnis des Bischofs Simone Lunadoro von Nocera Inferiore-Sarno (vom 17. Juni 1602 bis 1610)[2] lag der Palast in der Nähe eines öffentlichen Platzes.
Er war bewundernswert wegen der Pracht seiner Räumlichkeiten, sodass der Herzog Ferdinando I. Carafa „dort den Grafen De Miranda, Vizekönig von Neapel, in Begleitung vieler großartiger Adliger mit viel Glanz empfing“.
Von dort aus sah man den Collina del Parco und seinen Garten.
Der Lustgarten
Der obengenannte Bischof Lunadoro fuhr mit einer minutiösen Beschreibung des Garten fort: „[Er ist] angefüllt mit Zitronen, Limonen, Orangen, Myrthen und anderen, sehr edlen Pflanzen“.
Die Wasserspiele des Parks wurden von einer der beiden Bäche gespeist, die die Stadt durchfließen. Die Brunnen waren voll von Fischen und verziert mit „Statuen, die von der Hand eines ganz exzellenten Bildhauers anmutig aus Marmor gehauen wurden“.
Es gab auch eine unterirdische Grotte, „ganz mit Statuen, Bildnissen, Grotesken und Blumenmustern in tausenderlei Arten verziert“.
Die Überbleibsel dieses Gartens bilden die heutige Villa Comunale der Stadt.
Einzelnachweise
- ↑ Sertorio Quattromani, Pasquino Grupi (Herausgeber): La filosofia di Bernardino Telesio. Rubbettino, S. 3, abgerufen am 21. August 2025 (italienisch).
- ↑ Mons. Lunadoro: Copia d'una lettara scritta dal molto illus. e rever.mo mons. Lunadoro vescovo di Nocera de' Pagani intorno all'origine di detta città, e suo vescovado, al signor Alcibiade Lucarini, Napoli 1610. Nocera Inferiore 1985.
Quellen
- E. Falcone: Nocera dei Pagani dalle origini ad oggi. Cava dei Tirreni 1983.
- G. Orlando: Storia di Nocera de'Pagani. Neapel 1884–1887.
- V. Piccolo: Caserma Carlo III. 2001.
Koordinaten: 40° 44′ 48,1″ N, 14° 38′ 34,1″ O