Paheri
| Paheri in Hieroglyphen | |||||
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Paheri (Pa-heri) P3-ḥrj[1] | |||||
Paheri (Pa-heri) P3-ḥrj | |||||
Paheri war ein lokaler altägyptischer Fürst in Elkab vom Anfang der 18. Dynastie (Neues Reich – ca. 1500 v. Chr.). Er ist vor allem von seinem Felsengrab in el-Kab (EK3) bekannt.
Familie
Paheris Genealogie lässt sich weitgehend – über sieben Generationen – rekonstruieren, von der Ur-Ur-Großmutter bis zu seinen Enkeln, insbesondere über die mütterliche Linie.
Sein Großvater mütterlichseits war Ahmose, Sohn der Ibana, dessen biographische Inschrift von großem historischen Interesse ist, weil sie unter anderem Details über die Vertreibung der Hyksos gibt. Ibana war mit Baba (auch Bibi genannt) verheiratet,[2] dessen Mutter Ra-inet in Ahmoses Grab (EK5) genannt wird; sie ist Paheris Ur-Ur-Großmutter. Da Ahmoses Vorfahren nicht-ägyptische Namen tragen, wurde vermutet, dass sie Ausländer, vielleicht Asiaten waren.[3]
Ahmoses Ehefrau war Ipu, Paheris Großmutter. Beide hatten u. a. eine Tochter namens Kem, die Ehefrau von Iti-reri wurde, der als „Erzieher des Königssohnes“ Wadjmes, Sohn Thutmosis' I., enge Beziehungen zum Königshause hatte. Sie sind Paheris Eltern. In Paheris Grab sind auch seine zwei Onkel und zehn Geschwister dargestellt und benannt.
Paheri selbst war mit Henut-er-neheh vermählt; sie hatten sechs Kinder. Es gibt Hinweise auf Paheris Enkel, mindestens einer ist im Grab dargestellt, aber ohne Namen.
Diese und weitere Verwandtschaftsverhältnisse sind in der Grabpublikation zusammengestellt und auch graphisch veranschaulicht worden.[4]
Ämter und Karriere
Paheri war „Schreiber“. Er trug die Titel „Bürgermeister von Elkab“[5] und zugleich „Bürgermeister von Esna“[6], „dies verweist auf eine sich anbahnende Verlagerung des Verwaltungsmittelpunktes, weshalb dann in der Ramessidenzeit nur noch Bürgermeister von Esna auftreten“.[7] Beide Städte liegen etwa 35 km (Luftlinie) entfernt und gehören zum 3. oberägyptischen Gau Nechen. Paheris Vorfahren waren keine Bürgermeister. Somit müssen ihm diese Ämter direkt vom König übertragen worden sein.
Abgesehen von diesen lokalen Titeln hatte Paheri auch Titel mit überregionaler Bedeutung: Er war „einer, der das Korn zählt von Dendera bis Elkab“[8], „der die Aufsicht führt auf den Äckern der ‚Südgegend‘“ (Teil von Oberägypten oder auch ganz Oberägypten) und „der das Herz des Oberschatzmeisters erfüllt bei der Südreise“ (Inspektionsreise durch Oberägypten), wie es an verschiedenen Stellen in seinem Grab heißt. Alle diese Titel weisen darauf hin, dass er in erheblichem Maße Verantwortung für einen Teil Oberägyptens trug. Er führte auch einen Priestertitel „Vorsteher der Priester von Elkab“.[9]
An einer Stelle in seinem Grab wird er als „Erzieher für den Königssohn“[10] Wadjmes bezeichnet. Das hat die Frage aufgeworfen, ob es sich um den gleichen Wadjmes handelt wie bei seinem Vater Iti-reri oder um einen anderen Wadjmes, möglicherweise um einen Sohn Thutmosis' III., denn auf Paheris Schoß sitzt ein nacktes Kleinkind mit Jugendlocke, während an anderer Stelle im Grab Wadjmes und Amenmes, beide als Erwachsene, vor Iti-reri dargestellt sind.[11]
Paheri war auch zuständig für das Grab seines Großvaters Ahmose, Sohn der Ibana (EK5), wie einer Widmungsinschrift in dessen Grab zu entnehmen ist: „Der Sohn seiner Tochter ist es, der die Arbeit an diesem Grabe leitete, indem er den Namen des Vaters seiner Mutter leben ließ, der Zeichner[12] des Amun, Paheri, der selige.“[13] Dass es sich bei diesem Paheri zweifelsfrei um den Inhaber des Grabes EK3 handelt, hat erst eine Nachuntersuchung des Grabes von Ahmose ergeben, bei der auf der Fassade in bisher undokumentierten Inschriften Paheri mit den gleichen Titeln genannt wird wie in dessen Grab.[14]
Autobiographische Inschrift
In seinem Grab befindet sich eine autobiographische Inschrift[15], die drei Statuen umrahmen, die sehr gelitten haben, nur die Umrisse sind noch zu erkennen: In der Mitte ist Paheri selbst, rechts von ihm (wenn man davor steht) seine Mutter Kem, links seine Gemahlin Henut-er-neheh. Die Inschrift lässt sich in zwei große Abschnitte gliedern: Der erste Abschnitt richtet sich an Paheri und spricht ihn direkt an: „du bist unter den Ersten der Gelobten“, während im zweiten Abschnitt Paheri selbst spricht und sich an die Grabbesucher wendet: „Er spricht: Ich bin ein Edler ...“. Die Inschrift beginnt mit der traditionellen Opferformel „ein Opfer, das der König gibt ...“ und endet mit einem Anruf an Lebende, ein Opfergebet zu seinen Gunsten zu sprechen. Dazwischen berichtet Paheri von seinem Lebenswandel. Bezeichnend ist, dass er sich als gebildeter Schreiber präsentiert: „mein Griffel machte mich bekannt“ und „nicht sagte ich die Worte des Pöbels“.[16] An der Westwand seines Grabes ließ er sich als Schreiber darstellen, der eine Viehzählung vornimmt: „Berechnen der Zahl der Herden durch den Bürgermeister von Esna ...“, und so schreibt er in seiner Autobiographie: „Ich habe berechnet die Grenzen in der Schrift und die Ufer in allen guten Dingen des Königs, sowie allen Dingen des Königshauses, es lebe, sei heil und gesund, wie der Nil, wenn er zum Meere fließt.“ Dieses Bild wird von Sethe so erläutert: „Wie der Nil auf seinem Weg zum Meere die Grenzen und Ufer bestimmt, so will der Tote in der Fülle des königlichen Besitzes Grenzen und Ufer bestimmt haben.“ Paheri stellt sich demnach nicht nur als Gelehrter, sondern auch als umsichtiger Verwalter des königlichen Besitzes dar.[17]
Sein Grab
Dieses Grab wurde mit Reliefs ausgeschmückt und gehört zu den best erhaltenen der frühen 18. Dynastie. Das Grab unterstreicht die bedeutende Rolle dieser Stadt am Anfang dieses Zeitalters. Die Grabstätte besteht aus der oberirdischen Kapelle, die wiederum aus einem Raum besteht und hat einen Schacht vor dieser, der zu der Grabkammer hinabführt.
Im Grab finden sich auf der Westwand vor allem landwirtschaftliche Szenen und solche die Totenrituale im Mittelpunkt haben, auf der Ostwand ist ein großes Festbankett dargestellt. An der Rückwand ist eine Nische, in der drei Statuen stehen, die Paheri, seine Gemahlin Henuterneheh und seine Mutter Kemi darstellen. Der Rest der Wand ist mit einer großen biographischen Inschrift versehen.
In diesem Grab wird Paheri auch als „Erzieher des Königssohnes“ bezeichnet und ist in einer Szene dargestellt, in der er Wadjmes (Wadjmose), den Sohn Thutmosis I., auf seinem Schoß trägt. Eine andere Szene zeigt, wie Paheri dem Wadjmes und dem weiteren Königssohn Amunmose opfert.
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Festszene im Grab des Paheri -
Paheri und Wadjmes
Literatur
- Joseph John Tylor: The Tomb of Paheri at El Kab. Beigefügt zu: Édouard Naville: Ahnas el Medineh (Heracleopolis Magna). With chapters on Mendes, the Nome of Thoth, and Leontopolis. (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 11, ISSN 0307-5109). Office of the Egypt Exploration Fund / Paul / Trench / Trübner, London 1894 (Nachdruck. ebenda 1981, ISBN 0-901212-41-5), online.
- J. J. Tylor: Wall Drawings and Monuments of El Kab. [Band I:] The Tomb of Paheri. The Egypt Exploration Fund, London 1895. (Digitalisate: nur Titelseite und Tafeln)
- Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Band V: Upper Egypt: Sites (Deir Rîfa to Aswân, excluding Thebes and the Temples of Abydos, Dendera, Esna, Edfu, Kôm Ombo and Philae). neu aufgelegt. Griffith Institute / Ashmolean Museum, Oxford 1962, S. 177–181 (Volltext als PDF; 16,1 MB); abgerufen über The Digital Topographical Bibliography.
- Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Übersetzung zu den Heften 1-4. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1914, S. 54–63 (Nr. 44–49) (Digitalisat).
Weblinks
- Osirisnet: The tombs of Ancient Egypt / Paheri.- Das Grab des Paheri In: osirisnet.net; Auf: web.archive.org vom 20. November 2020.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Ranke: Die ägyptischen Personennamen. Band 1, Augustin, Glückstadt 1935, S. 115, Nr. 24 (Volltext als PDF).
- ↑ Die Umschrift der nicht-ägyptischen Namen nach W. Vivian Davies: The tomb of Ahmose Son-of-Ibana at Elkab. Documenting the family and other observations. In: Wouter Claes, Herman de Meulenaere, Stan Hendrickx (Hrsg.): Elkab and Beyond. Studies in Honour of Luc Limme (= Orientalia Lovaniensia Analecta. Band 191). Uitgeverij Peeters en Departement Oosterse Studies, Leuven / Paris / Walpole (MA) 2009, S. 139–175, speziell der Abschnitt: „Ahmose Son-of-Ibana's Family“, S. 151–153.
- ↑ Claude Vandersleyen: Les guerres d'Amosis. Fondateur de la XVIIIe dynastie (= Monographies Reine Élizabeth (MRE). Band 1). Fondation Égyptologique Reine Élizabeth, Brüssel 1971, S. 24–25
- ↑ Joseph John Tylor: The Tomb of Paheri at El Kab. Beigefügt zu: Édouard Naville: Ahnas el Medineh (Heracleopolis Magna). With chapters on Mendes, the Nome of Thoth, and Leontopolis (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 11). London 1894, S. 9 (Digitalisat).
- ↑ Ḥ3tj-ˁ-n-Nḫb (Hati-a-en-Necheb): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 323 (Nr. 1090).
- ↑ Ḥ3tj-ˁ-n-Jwnyt (Hati-a-en-Junit): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 319 (Nr. 1077).
- ↑ Wolfgang Helck: Die altägyptischen Gaue. In: Beihefte Tübinger Atlas des Vorderen Orients. (TAVO) Reihe B (Geisteswissenschaften), Nr. 5, Wiesbaden 1974, S. 76.
- ↑ Ḥsb-jt-š3ˁ-n-Jwnyt-nfryt-r-Nḫb (Heseb-it-schaa-en-Junit-neferyt-er-Necheb): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 435 (Nr. 1491).
- ↑ Jmj-r3-ḥmw-nṯr-n-Nḫb (Imi-ra-hemu-netscher-en-Necheb): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 86 (Nr. 279).
- ↑ Mnˁj-n-s3-nswt (Menai-en-sa-nesut): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 274 (Nr. 954).
- ↑ Joseph John Tylor: The Tomb of Paheri at El Kab. Beigefügt zu: Édouard Naville: Ahnas el Medineh (Heracleopolis Magna). With chapters on Mendes, the Nome of Thoth, and Leontopolis. (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 11). London 1894, S. 6f. (Digitalisat).
- ↑ Sš-qdwt (Sesch-qedut): Abdul Rahman Al-Ayedi: Index of Egyptian Administrative, Religious and Military Titles of the New Kingdom. Obelisk Publications, Ismailia (Egypt) 2006, S. 577 (Nr. 1940).
- ↑ Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Übersetzung zu den Heften 1-4. Leipzig 1914, S. 63 (Nr. 49B) (Digitalisat).
- ↑ W. Vivian Davies: The tomb of Ahmose Son-of-Ibana at Elkab. Documenting the family and other observations. In: Wouter Claes, Herman de Meulenaere, Stan Hendrickx (Hrsg.): Elkab and Beyond. Studies in Honour of Luc Limme (= Orientalia Lovaniensia Analecta. Band 191). Uitgeverij Peeters en Departement Oosterse Studies, Leuven / Paris / Walpole (MA) 2009, S. 142.
- ↑ Abbildung: Joseph John Tylor: The Tomb of Paheri at El Kab. Beigefügt zu: Édouard Naville: Ahnas el Medineh (Heracleopolis Magna). With chapters on Mendes, the Nome of Thoth, and Leontopolis. (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 11). London 1894, Tafel IX (Digitalisat); deutsche Übersetzung: Kurt Sethe: Urkunden der 18. Dynastie. Übersetzung zu den Heften 1-4. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1914, S. 55–61 (Nr. 45) (Digitalisat); englische Übersetzung: Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian Literature. Band II: The New Kingdom. University of California Press, Berkeley / Los Angeles / London 1976, S. 15–21 (Digitalisat).
- ↑ Das von Sethe nicht übersetzte Wort Ḥ3w-mr nach Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. Von Zabern, Mainz 1995, S. 504. Siehe auch: Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian Literature. Band II: The New Kingdom. University of California Press, Berkeley / Los Angeles / London 1976, S. 19: „I did not speak with low-class words.“ (deutsch: „Ich habe nicht mit Unterschicht-Worten gesprochen.“).
- ↑ Paheri als Schreiber: Niv Allon, Hana Navrátilová: Ancient Egyptian Scribes. A Cultural Exploration. Bloomsbury, London u. a. 2017, S. 13–24.