Pépinière des Generaldirektoriums

Die Pepinière (französisch für „Baumschule“ oder „Pflanzschule“) des preußischen Generaldirektoriums war eine Einrichtung, um fähige Personen – besonders Landräte, aber auch Kriegs- und Domänenräte, aus allen Provinzen – einige Monate an den Sitzungen und Arbeiten des Generaldirektoriums in Berlin teilnehmen zu lassen, um so einen Überblick über die Belange der Gesamtverwaltung zu erhalten. Diese so vorgebildeten Landräte – die ersten gingen 1770 für ein halbes Jahr nach Berlin – hatten dann Aussicht auf Avancement zum (bürgerlichen) Kammerdirektor oder (adeligen) Kammerpräsidenten.^[1]

Die Pépinère wurde 1769/70 auf Anordnung König Friedrichs II. von Minister Freiherr vom Hagen im Zusammenhang mit einer umfassenden Reform des kameralistischen Vorbereitungsdienstes begründet. Es handelte sich bei ihr nicht um eine Institution mit festen Konturen, sondern eher um eine Art halbjährigen Unterrichtskursus zur Einführung in die Geschäfte der Zentralverwaltung. Sie veränderte ihre Aufgabenstellung im Laufe ihrer Existenz, u. a. diente sie später auch der Gewinnung geeigneter Mitarbeiter für die Provinzialdepartements. Mit der Auflösung des Generaldirektoriums 1808 im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen ging die Einrichtung unter.

Eine ähnliche Pépinière, aber für Diplomaten, war bereits 1748 durch den (Außen-)Minister Graf Podewils gegründet worden (nach dem Vorbild der von dem Marquis de Torcy eingerichteten Académie des nobles). Die im Januar 1780 (zweimal) von Großkanzler von Carmer vorgeschlagene Einrichtung einer Pflanzschule für Justizbeamte in Berlin wurde von König Friedrich (zweimal) abgelehnt. Die Chirurgische Pépinière zur Aus- und Weiterbildung von preußischen Militärärzten wurde 1795 gegründet.

• Rolf Straubel: Beamte und Personalpolitik im altpreußischen Staat: Soziale Rekrutierung, Karriereverläufe, Entscheidungsprozesse (1763/86–1806) (= Bibliothek der Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Band 2). Berliner Wissenschafts-Verlag, 1998. ISBN 978-3-8305-4273-5
• Walther Hubatsch: Friedrich der Große und die preußische Verwaltung. (= Studien zur Geschichte Preußens. Band 18) Köln: Grote, 1973
• Martin Hass: Friedrich der Große und seine Kammerpräsidenten, in: Festschrift zu Gustav Schmollers 70. Geburtstag. (= Beiträge zur brandenburgischen und preußischen Geschichte) Leipzig: 1908, S. 199–200
• Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preussens im 18. Jahrhundert. (Königliche Akademie der Wissenschaften, Acta Borussica). Prussia, 1936

1. ↑ Otto Hintze (Hg.): Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte: neue Folge der "Märkischen Forschungen" des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg, Band 15. Leipzig: Duncker und Humblot, 1902, S. 94, FN 3 [1]