Oxfordbewegung

Die Oxfordbewegung (englisch: Oxford movement) entstand innerhalb der anglikanischen Kirche um 1830 als Versuch, dem Anglikanismus zugrundeliegende katholische Prinzipien und frühkirchliche Orientierungen vermehrt zur Geltung zu bringen.
Geschichte
Die eigentliche Geburtsstunde war die Predigt „National Apostasy“, die John Keble am 14. Juli 1833 in der Universitätskirche St Mary the Virgin gehalten hatte. Die Bewegung wurde getragen durch John Keble, John Henry Newman und Edward Bouverie Pusey, die in Oxford lehrten. Ein weiteres bekanntes Mitglied der Bewegung war Frederick William Faber, der wie Newman katholischer Priester und Oratorianer wurde. Nach den von Newman seit 1833 herausgegebenen „Tracts for the Time“ wurden diese Protagonisten auch Traktarianer genannt.
Ihre Lehre wurde von der anglikanischen Hierarchie verurteilt, nachdem Newman im berühmten Tract No. 90 dargelegt hatte, dass es keinen unausweichlichen Widerspruch zwischen den Neununddreißig Artikeln und dem katholischen Glaubensbekenntnis gab. Mit dieser These löste er eine ungeheure Aufregung in der britischen Gesellschaft aus, da er der Staatskirche ihren sicher geglaubten Boden zu entziehen schien.[1] Sie sah die kirchliche Legitimität des Anglikanismus in Frage gestellt. Newman konvertierte 1845 zum Katholizismus. Seine Autobiographie „Apologia pro vita sua“ (1864) erzählt auch die Geschichte der Oxfordbewegung. Aus der Bewegung entwickelte sich die High-Church-Richtung der anglikanischen Kirche mit Auswirkungen auf liturgisch-theologischem Gebiet, im Gegensatz zur protestantischen Low-Church-Richtung.
Nach Newmans Konversion beruhigte sich die Stimmung an der University of Oxford wieder, man begann sich wieder dem Tagesgeschäft der gewohnten akademischen Lehre zuzuwenden.[2]
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- * Die kirchlichen Wirren in England, Teil 2: Die Puseyiten: In: Illustrirte Zeitung, Jg. 1 (1843), Nr. 22 vom 11. November, S. 342–343 (Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek).
- Thomas Mozley: Reminiscences: chiefly of Oriel College and the Oxford Movement, 2. Aufl. Longmans, Greene & Co., London 1882, Band 1 und Band 2.
- Wilfrid Philip Ward: William George Ward and the Oxford movement. Macmillan, London 1889 (Digitalisat).
- Wilfrid Philip Ward: William George Ward and the Catholic Revival. Longmans, Green & Co., New York 1912.
- S. Parkes Cadman: The three religious leaders of Oxford and their movements: John Wycliffe, John Wesley, John Henry Newman. The MacMillan Company, New York 1916.
- Max Keller-Hüschemenger: Die Lehre der Kirche in der Oxford-Bewegung. Gütersloher Verlagshaus Mohn, Gütersloh 1974, ISBN 3-579-04224-6.
- Albrecht Geck (Hrsg.): Autorität und Glaube. Edward Bouverie Pusey und Friedrich August Gotttreu Tholuck im Briefwechsel (1825–1865). V&R Unipress, Osnabrück 2009, ISBN 978-3-89971-577-4.
- Stewart J. Brown, Peter B. Nockles (Hrsg.): The Oxford Movement. Europe and the Wider World 1830–1930. Cambridge University Press, Cambridge 2012.
- Christian Koch: Die Oxfordbewegung und ihre Historiographie. Eine Analyse der geschichtlichen Konstruktion konfessioneller Identität im Traktarianismus (= Beiträge zur historischen Theologie, Bd. 206). Mohr Siebeck, Tübingen 2024, ISBN 978-3-16-163370-6.
Weblinks
- Literatur von und über Oxfordbewegung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Nineteenth-Century High Church: Tractarianism, the Oxford Movement, and Ritualism
- The Oxford Movement in “Encyclopædia Britannica”
Fußnoten
- ↑ Lytton Strachey: Cardinal Manning. In: ders.: Eminent Victorians: Cardinal Manning, Florence Nightingale, Dr. Arnold, General Gordon (= The collected works of Lytton Strachey, Band 2). Chatto & Windus, London 1948 (Erstausgabe 1918), S. 11–128, hier S. 35–37.
- ↑ Lytton Strachey: Cardinal Manning. In: ders.: Eminent Victorians: Cardinal Manning, Florence Nightingale, Dr. Arnold, General Gordon. Chatto & Windus, London 1948, S. 11–128, hier S. 46.