Oued Samene
| Oued Samene | ||
![]() Topografische Karte des Oued Samene im Südosten Algeriens | ||
| Daten | ||
| Lage | Provinz Illizi in | |
| Flusssystem | Oued Samene | |
| Ursprung | Gebirgskamm zum Qued Taressa 25° 49′ 28″ N, 7° 35′ 43″ W | |
| Quellhöhe | ca. 1475 m[1] | |
| Mündung | Oued IrarrerenKoordinaten: 26° 49′ 19″ N, 7° 16′ 52″ W 26° 49′ 19″ N, 7° 16′ 52″ W | |
| Mündungshöhe | ca. 452 m[2] | |
| Höhenunterschied | ca. 1023 m | |
| Sohlgefälle | ca. 8,1 ‰ | |
| Länge | Talweg 127 km[3] | |
| Einzugsgebiet | etwa 3125 km²[4] Der Teil östlich des Erg Samene mit Tanarine wird nicht einbezogen, was hier korrigiert ist. | |
| Linke Nebenflüsse | Oued Tilemsi, Oued Izzatene | |
| Rechte Nebenflüsse | Oued Souf Mellene | |
| Gemeinden | Tanarine | |
| Einwohner im Einzugsgebiet | 162[5] | |
![]() Zwei Schaubilder zur Geologie des Tassili n'Ajjer. Der Oued Samene befindet sich oben, links der Mitte. | ||
Der Oued Samene (auch Oued Semen), gesprochen Sämen mit Betonung auf der ersten Silbe, ist ein Trockental, das in der südöstlichen algerischen Sahara durch das Tassili n'Ajjer führt. Während die obere Hälfte des Tales sich in einer Schlucht nordwärts windet, prägt die untere Hälfte ein etwa 10 km breites Tal, das längsseits von zwei Bergzügen eingefasst wird.
Geografie, Hydrologie
Der Fluss, der dem Tal den Namen gegeben hat, entspringt am Südrand des Tamelrik und führt über die Nordabdachung des Tassili n'Ajjer in Richtung Norden, wobei er sich bis 400 m tief in den Sandstein eingegraben hat. Auf diesem Streckenabschnitt nimmt er einen ganzen Fächer von Zuflüssen auf. Etwa auf halber Strecke seines Laufs verbreitert sich das Tal auf etwa 10 km. Hier wird es auf der West- und Ostseite von den Steilhängen zweier Bergzüge flankiert. Über eine Länge von knapp 40 km durchzieht das Dünengebiet des Erg Samene das Tal, während das Flussbett westlich davon liegt. Am Ausgang des Tales wendet er sich nach Nordwesten. Allerdings ist bald kein Flussbett mehr auszumachen.
Das Einzugsgebiet des Oued Samene reicht bis zum Kamm des Äußeren Tassilis. Dieser Kamm, der eine Länge von etwa 400 km aufweist, wird, außer im Westen, nur von wenigen Quertälern durchschnitten. Eines ist der Passübergang des Oued Samene zum Oued Taressa. Er wurde von den Nomaden des Oued Samene rege benutzt, um zu ihren Verwandten im Afara-Gebiet, 60 km südlich des Übergangs, zu gelangen.[6] Wegen einer ruppigen Passage direkt nördlich des Übergangs ist er für Fahrzeuge kaum benutzbar.[Anmerkung 1]
Am meisten Niederschläge fallen in diesem Gebiet im Frühjahr. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge wird auf 36 mm geschätzt, die Verdunstungsmenge auf 31 mm, so dass das Grundwassersystem Murzuk mit dem Überschuss angereichert wird.[7] Die gesamte Wassermenge, die in diesem Gebiet vorhanden ist, ist von 2002 bis 2022, auf die Fläche verteilt, um 26 mm gesunken, was etwa 80 Mio t entspricht. Die Auswertung der Messungen zeigt auch, dass 2022 während zweier Perioden starke Niederschläge verzeichnet wurden.[Anmerkung 2]
Geologie
Während der Zeit des Mesozoikums mit seinem Ozean im Gebiet der heutigen Sahara erfolgten umfangreiche Sedimentablagerungen im Bereich des späteren Tassili n'Ajjer und der weiteren Umgebung. Dabei entstanden seine zwei charakteristischen Sandsteinschichtungen: Äußeres und Inneres Tassili und dazwischen eine Schicht von weichem tonigem Sandstein und Graptolithenschiefer.[8] Seit dem Miozän wurde das Hoggar-Massiv um 4000 bis 5000 m angehoben. Diese Hebung erfasste auch das Gebiet des Tassili n'Ajjer und bewirkte eine Neigung der Schichtung nach Norden hin.[9] Frostsprengungen, Winderosion und Hochwasser hatten zur Folge, dass ein Teil des Sandsteins abgetragen und wegtransportiert wurde. So entstanden die auffälligen zwei Geländestufen südlich des Tamelrik (Abbruch des Äußeren Tassilis) und südlich des Tasedjebest (Abbruch des Inneren Tassilis).[8]
Bevölkerung
Der Oued Samene liegt im Lebensraum der Konföderation der Kel Ajjer-Tuareg. Der breite nördliche Abschnitt des Tals bietet gute Weidegebiete für die Ziegenherden von Nomaden, während die traditionellen Weidegebiete für Kamele weiter im Nordwesten, im Oued Irarraren liegen.[6]
Tanarine, die wichtigste Siedlung des Tals, ist am Fuße des Ostabhangs im nördlichen Talabschnitt gelegen. Erstmals erwähnt wird das Dörfchen im Zusammenhang mit einer Rezzou (Raubüberfall) von 1894, als die Verfolger die Plünderer stellten und es in Tanarine zu Verhandlungen kam.[10] In den 1980er-Jahren gab es in Tanarine eine Grundschule mit zwei Lehrern, die die Nomadenkinder unterrichteten, wenn sie sich in Tanarine aufhielten, was oft nur während zwei Monaten im Jahr der Fall war.[6]
2023 zählte man in Tanarine etwa 20 Häuser in fester Bauweise und etwa 50 traditionelle Zeriba (Schilfhütten) mit Einfriedung, sowie einen Brunnen mit Waschbecken und eine Schulanlage mit Fußballfeld mit Belag. Elektrischer Strom war nun vorhanden.[11] - Seit der Jahrhundertwende hat sich im Südwesten von Tanarine, auf der anderen Seite des Erg Samene, eine weitere kleine Siedlung entwickelt, deren Name nicht bekannt ist.[12]
Geschichte
Das Tal war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Im ganzen Bereich des Tals, sogar auf dem südlichen Plateau, gibt es zahlreiche Hügelgräber, vor allem Rundgräber, aber auch einzelne Schlüssellochgräber.[13] Im benachbarten Gebiet des Fadnoun wurden letztere untersucht und datiert. Diese Bestattungen stammen aus dem späteren 4. und frühen 3. Jahrtausend vor Chr., sind also etwa 5000 Jahre alt.[14]
2003 kam es im Frühling im Gebiet des Tassili n'Ajjer zu einer Geiselnahme von 32 europäischen Touristen durch die Salafisten-Gruppe GSPC. 15 der Geiseln wurden in ein vorbereitetes Versteck im Tamelrik, im Südteil des Oued Samene, dirigiert. Während des Sommers starb dort eine deutsche Geisel an den Strapazen, und die andern wurden nach Mali verschleppt. Nach 177 Tagen Geiselhaft kamen sie endlich frei.[15]
-
Der Oued Samene mit üppiger Vegetation beim Sodbrunnen Hassi In Haggarene -
Traditionelles Wohnhaus (Zeriba) und zwei dazu gehörige Speicher am Rande von Tanarine. Hinten der Erg Samene. -
Nomadenlager im nördlichen Oued Samene. Vorn das "Zelt" (ohne Dach), hinten hängen Vorräte und Gerätschaften. -
Zwei junge Tuareg beim Brunnen Hassi Dagalouche. Hinten Tamarisken-Büsche und der Rücken des Bergzugs In Tirhaouine -
Der Erg Samene in der Nähe von Tanarine, mit Blick nach Norden
Anmerkungen
- ↑ Re: Oued Samene - befahrbar oder nicht? [1], abgerufen im Dezember 2002, nicht mehr vorhanden. Gerhard Göttler schrieb dort am 27. November 2002 über diese Passage unter anderem: Einem uneinsichtigen Reisegefährten folgend habe ich mich bis Umkehr noch kaum 200 m über die Steinblöcke gequält - und musste für dieses Kamelverhalten dann mit dreizehn (13!) Federblattbrüchen auf der restlichen Reise büßen.
- ↑ Die Veränderung der totalen Wassermenge (inklusive Grundwasser) in einem bestimmten Gebiet lässt sich durch satellitengestützte Messungen des Erdgravitationsfeldes bestimmen. Siehe Global Watersheds [2] (Dazu sollte der Bericht über das betreffende Gebiet konsultiert werden.) Abgerufen am 30. Juli 2025
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Google Earth
- ↑ Mündungshöhe nach Geonames
- ↑ Entfernung gemessen mit Google Earth
- ↑ Matthew Heberger: Global Watersheds (web application). In: [3]. 2025, abgerufen am 19. Juli 2025 (englisch).
- ↑ GlobPOP: A 31-year (1990-2020) global gridded population dataset generated by cluster analysis and statistical learning [4] unter Verwendung des Reports von Global Watersheds [5], abgerufen am 27. Juli 2025
- ↑ a b c H. Schmon: Feldnotizen zu einem Bildungsurlaub bei den Kel Ajjer im Oued Samene, S. 2ff, 1992, unveröffentlicht
- ↑ Remini B.: The Sahara: A Wind Dynamics on surface and Water in Depth, Blida, DZ, 2021, S. 199 [6], abgerufen am 3. August 2025
- ↑ a b Eve Sivadjan, Catherine Goigun: Déserts du Monde, Editions Solar, Paris, 2002, S. 72, ISBN 2-263-03324-6
- ↑ Paul Perron: Architecture and tectonic of Paleozoic intracratonic Basins: Impact on the sedimentary record and associated geometries. Example of peri-Hoggar Basins, Dijon, FR, 2019, S. 107f, [7] pdf, 53 MB, abgerufen am 4. August 2025
- ↑ Gabriel Gardel: Les Touareg Ajjer, Edition Baconnier, Alger, 1961, S. 181
- ↑ Google Earth sowie OSM: Algeria - Illizi: residential, buildings, power line [8], abgerufen am 1. August 2025
- ↑ OSM: Algeria - Illizi: residential, buildings [9], abgerufen am 1. August 2025
- ↑ Neolithisches Schlüssellochgrab im Oued Samene, im Satellitenbild von Bing Maps,[10]; abgerufen am 5. August 2025
- ↑ Antoine Zazzo et al: Les tumulus à couloir et enclos de la Tassili du Fadnoun, Tassili Azger (Algérie), ResearchGate, 2015, S. 2 [11], abgerufen am 30. Juli 2025
- ↑ swissinfo: Chronologie der Geiselnahme in der Sahara, 2003, [12] abgerufen am 30. Juli 2025

