Otto Schindler (Grafiker)

Otto Schindler (1995)

Otto Schindler (* 3. November 1914 in Köln; † 26. Mai 2004[1] ebenda) war ein deutscher Grafiker und Wagenbauer im Kölner Rosenmontagszug. Von Mitte der 1950er Jahre bis Mitte der 1980er Jahre war er maßgeblich an der Gestaltung der Rosenmontagszüge beteiligt. Schindler betrieb eine Messebau-Agentur in Köln-Deutz.

Leben

Otto Schindler absolvierte nach der Schule eine Ausbildung als Werbegrafiker beim Kölner Künstler Erich Saalfeld. Danach arbeitete er als Werkstudent am Kölner Werbehaus und lernte den Beruf des Modezeichners. In dieser Zeit lernte er August Sander und Mitglieder der Kölner Progressiven wie Heinrich Hoerle und Hans Schmitz kennen.[2] Im Zweiten Weltkrieg kam er als Soldat in englische Kriegsgefangenschaft in Schleswig-Holstein.

Straßenszene in Köln mit einer großen bunten Karnevalsfigur auf einem rot-weiß gestreiften Sockel am Straßenrand. Die Figur stellt eine stilisierte, lächelnde Person in grün-rotem Uniformkostüm mit Dreispitz und Degen dar – typisch für den Kölner Karneval. Im Hintergrund sieht man Passanten, Fahrradständer, Geschäftsschilder (u. a. Lidl, TK Maxx) und weiter hinten die romanische Kirche Groß St. Martin mit ihren markanten Türmen. Es ist tagsüber, der Himmel ist bewölkt, und es herrscht reger Fuß- und Radverkehr.
Leuchtfigur am Kölner Neumarkt

1948 übernahm er die väterliche Firma Otto Schindler Werbewerkstätten im Haus Roter Kardinal neben den Sünner Terrassen in Köln-Deutz. Beruflich hielt er weiter Kontakt zu August Sander. Schindler übernahm jahrzehntelang Aufträge im Bereich Marketing und Messebau, beispielsweise für die Klöckner-Humboldt-Deutz AG, die Konrad-Adenauer-Stiftung und das Bundesgesundheitsamt. 1978 verkaufte er den Betrieb an einen ehemaligen Mitarbeiter und dessen Teilhaber.

1982 entstand der biografische Dokumentarfilm Otto Schindlers Handschrift von Peter Geilsdörfer. Schindler war verheiratet mit Gina Breuer (1914–2008), Vater von drei Kindern und lebte bis zuletzt in Köln-Deutz. Er wurde auf dem Kölner Melatenfriedhof beerdigt.[1]

Am 7. September 2021 beschloss der Kulturausschuss der Stadt Köln die Schenkungsannahme von 214 Wagenentwürfen durch Schindlers Sohn Michael an das Kölnische Stadtmuseum.[3]

Gestaltung des Kölner Rosenmontagszuges

1953 wirkte Schindler erstmals beim Kölner Rosenmontagszug als Bearbeiter in der Gestaltung von Zugwagen mit, deren Entwürfe von Erich Saalfeld, Josef Herft und Toni Ludes stammten.[4] In den Folgejahren entwarf er jährlich diverse Fest- und Mottowagen mit politischen und gesellschaftlichen Motiven für die am Zug teilnehmenden Karnevalsgesellschaften. Zudem entwarf er große Prunkwagen, etwa für das Dreigestirn, von denen einige noch heute fahren.

Jahrelang zeichnete er die Mottomotive für den Zug, die auch auf den Titelseiten der Kölner Rosenmontagszeitung erschienen. Hierbei setzte er meist die Figuren Tünnes und Schäl in die Szene des jeweiligen Zugmottos, oft begleitet von der weiblichen Colonia. Neben Künstlern wie Herbert Labusga oder Otto Schwalge war Schindler zwischen den 1950er und den 1980er Jahren der maßgebliche und langjährige grafische Gestalter des Kölner Karnevals.[5] Ebenso entwarf er Standfiguren für den Zugweg und Karnevalsorden. Letztmals wirkte er im Jahr 1987 bei der Gestaltung des Rosenmontagszuges mit.[6]

Otto Schindler erhielt vom Kölner Festkomitee den „Goldenen Zuglorbeer“ für seine Verdienste um den Kölner Karneval. Sein Atelier und seine Werkstatt befinden sich seit 1960 in Köln-Deutz und können nach Terminabsprache mit dem Otto Schindler Archiv besichtigt werden. Viele Werke und Entwürfe befinden sich im Kölner Karnevalsmuseum und im Kölnischen Stadtmuseum. Der künstlerische Nachlass, darunter Zeichnungen, Aquarelle, Graphiken sowie einige Ölbilder, befindet sich im Otto Schindler Archiv in Köln-Deutz.

Erinnerung

Gedenktafel an einer roten Wand mit der Überschrift „Wohnhaus Otto Schindler – Karneval in Deutz“. Die Tafel ist Teil des Projekts „Discover Deutz – Der Deutzpfad“. Auf der linken Seite steht ein Text, der erklärt, dass der Grafiker und Wagenbauer Otto Schindler über Jahrzehnte das Bild des Kölner Rosenmontagszugs mitgestaltete. Auf der rechten Seite ist ein Porträtfoto von Otto Schindler zu sehen. Unten rechts befindet sich ein QR-Code, links unten das Logo des Projekts und ein Hinweis auf die Bürgervereinigung Deutz als Initiator.
Gedenktafel für Otto Schindler an seinem ehemaligen Wohnhaus

Am ehemaligen Wohnhaus Schindlers in der Benediktusgasse 4 wurde 2025 ein Schild im Rahmen des Deutzpfades angebracht, das an den Grafiker erinnert.[7]

Literatur

  • Der Kölner Rosenmontagszug 02, 1949–2009. 1. Auflage. Bachem, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2146-2.
Commons: Otto Schindler – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Otto Schindler in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 23. Mai 2021.
  2. Tafel zu Otto Schindler im Kölner Karnevalsmuseum
  3. Stadt Köln: über die 5. Sitzung des Ausschusses Kunst und Kultur in der Wahlperiode 2020/2025 am Dienstag, dem 07.09.2021, 1. 7. September 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
  4. Festkomitee Kölner Karneval (Hrsg.): Kölner Rosenmontagszeitung 1953 (Archiv des Kölner Karnevalsmuseums). Greven Verlag, Köln 1953.
  5. Kölner Rosenmontagszeitungen der Jahre 1955 bis 1987 des Festkomitee Kölner Karneval (Greven Verlag bzw. Verlagsbeilage des Kölner Stadt-Anzeigers, eingesehen im Archiv des Kölner Karnevalsmuseum)
  6. Festkomitee Kölner Karneval (Hrsg.): Kölner Rosenmontagszeitung 1987 (eingesehen im Kölner Karnevalsmuseum). Verlagsbeilage Kölner Stadt-Anzeiger, Köln 1987.
  7. Bürgervereinigung Deutz Discover Deutz, der Deutzpfad, ist eine Initiative der Bürgervereinigung Deutz.: Otto Schindler und dä jlöhndije Fuss. In: https://discover-deutz.de. Bürgervereinigung Deutz, abgerufen am 28. Juni 2025.