Ostermundigen

Ostermundigen
Wappen von Ostermundigen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Bern-Mittellandw
BFS-Nr.: 0363i1f3f4
Postleitzahl: 3072
UN/LOCODE: CH OMD
Koordinaten: 603403 / 200498
Höhe: 585 m ü. M.
Höhenbereich: 529–733 m ü. M.[1]
Fläche: 5,96 km²[2]
Einwohner: i18'326 (31. Dezember 2024)[3]
Einwohnerdichte: 3075 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
32,9 %
(31. Dezember 2024)[4]
Arbeitslosenquote: 3,05 % (2011)[5]
Gemeindepräsident: Thomas Iten (parteilos)
Website: www.ostermundigen.ch
Der Rand von Ostermundigen
Der Rand von Ostermundigen
Lage der Gemeinde
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Karte von Ostermundigen
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Stadt Ostermundigen
Stadt Ostermundigen
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Ostermundigen (berndeutsch Oschtermundige [ˌɔʃtərˈmʊndɪgə], auch gekürzt Mundige [mʊndɪgə]) ist eine Einwohnergemeinde und der Hauptort des Verwaltungskreises Bern-Mittelland des Schweizer Kantons Bern.

Geographie

Ostermundigen ist eine Gemeinde in der Agglomeration Bern und liegt östlich von Bern am Fuss des Ostermundigenbergs.

Geschichte

Luftbild (1967)

Erstmals urkundlich erwähnt findet sich Ostermundigen im Jahr 1239 in der Phrase Chonradus laicus de Osturmundingin. Beim Ortsnamen handelt sich um einen primären Siedlungsnamen, gebildet mit dem althochdeutschen männlichen Personennamen Ostermund, erweitert um das Zugehörigkeitssuffix ‑ingen; «Ostermundigen» bedeutete somit ursprünglich «bei den Leuten des Ostermund».[6]

Im 17. Jahrhundert war Ostermundigen Schauplatz des Bauernkriegs von 1653, als Truppen unter Niklaus Leuenberger im nahen Murifeld lagerten.[7] 1798 zog die französische Armee nach der Schlacht am Grauholz durch das Gebiet. Bedeutend wurde der Ort vor allem durch die Sandsteinbrüche am Ostermundigerberg, deren Material für zahlreiche Berner Bauten, darunter das Münster, verwendet wurde. Künstler wie Ferdinand Hodler und Paul Klee nutzten die Steinbrüche als Motiv.[7]

Im Jahr 1870 wurde in Ostermundigen die erste Zahnradbahn Europas in Betrieb genommen. Sie diente dem Transport von Gestein aus dem damals grössten Steinbruch der Schweiz zum Bahnhof Ostermundigen.[8]

Bis Ende 1982 war Ostermundigen als sogenannte Viertelsgemeinde Teil der Gesamtgemeinde Bolligen. Mit der Auflösung dieser Struktur zum 1. Januar 1983 erhielt Ostermundigen den Status einer eigenständigen Einwohnergemeinde mit eigener Verwaltung. Seither entwickelte es sich zu einer typischen Agglomerationsgemeinde mit vielfältigem Wohn-, Arbeits- und Freizeitangebot.

Seit 1979 hat Ostermundigen eine Städtepartnerschaft mit Löhnberg an der Lahn, Deutschland.

Gescheiterte Fusion mit Bern

Zu Beginn des Jahres 2021 nahmen die Stadt Bern und Ostermundigen unter dem Projektnamen «Kooperation Ostermundigen – Bern» Fusionsverhandlungen auf.[9] Nach einer öffentlichen Vernehmlassung der Fusionsdokumente zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember 2022 verabschiedeten die Gemeinderäte beider Gemeinden im April 2023 das Fusionspaket zuhanden der Parlamente und Stimmberechtigten. Im Juni 2023 beschlossen die Parlamente, die Vorlage mit Annahmeempfehlung zur Abstimmung zu bringen.[10]

Am 22. Oktober 2023 fand in beiden Gemeinden eine Volksabstimmung statt. Während die Stimmberechtigten der Stadt Bern der Fusion mit rund 72 % zustimmten, lehnte die Stimmbevölkerung Ostermundigens das Vorhaben mit über 57 Prozent ab.[11] Damit gilt das Fusionsprojekt als gescheitert.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung[12]
Jahr 1836 1910 1930 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1983
Einwohner 689 2'325 3'747 5'339 6'530 8'754 11'923 15'854 16'321 17'034 17'611
Jahr 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2021 2022 2023
Einwohner 17'426 16'762 16'121 15'384 15'132 15'667 17'024 18'005 18'044 18'255 18'395

Politik

Insgesamt 40 Sitze

Der Gemeinderat ist die Exekutive Ostermundigens. Er zählt sieben Mitglieder (bis 2012 neun). Mit Ausnahme des Gemeindepräsidenten arbeiten die Gemeinderäte nebenamtlich. Der Gemeinderat wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt (gleichzeitig mit dem Grossen Gemeinderat). Sofern mehrere Kandidaturen eingehen, wird der Gemeindepräsident im Majorzverfahren gewählt, ansonsten in stiller Wahl. Gemeindepräsident ist seit 2013 Thomas Iten (parteilos; zuvor SP-Gemeinderat).[13][14][15][16][17][18]

Der Grosse Gemeinderat ist die Legislative Ostermundigens. Er umfasst 40 Mitglieder und wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt. Die links stehende Grafik zeigt die momentane Sitzverteilung des Grossen Gemeinderates (Stand Januar 2024). Die untenstehende Tabelle zeigt die Sitzverteilung nach den Wahlen seit Einführung des Gemeindeparlamentes[19]:

Partei 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012[20] 2016[21] 2020[22] 2024[23]
SP  1 19 19 19 15 12 12 14 13 15 14 13 12 12 11
SVP 5 6 5 6 9 6 6 9 9 10 11 11 9 9
glp 3 5 6 6
FDP 7 7 8 7 8 6 5 6 5 4 4 5 4 3
CVP/BDP 3 4 3 3 4 3 3 3 3 2 2 2 2 3 4
EVP  2 2 2 3 3 3 4 4 5 4 5 4 4 3 3
Grüne 2 3
Piraten 1 1
FORUM 2 3 5 3 1
LdU 3 3 2 2 2 3 2
SD 2 2 2 2
POCH 2 2
Auto-Partei 2 2
DA/GP 1 1 1
Freie Liste 1 2
1 
1992 inkl. JUSO, 2008–2016: SP/Grüne
2 
2016: EVP/CVP
3 
bis 2012: CVP, 2016: BDP, 2020: BDP/CVP

Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Ostermundigen (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SP 25,68 % (+4,67), SVP 22,80 % (+0,81), glp 12,26 % (+1,81), Mitte 10,72 % (−2,52), Grüne 10,29 % (−3,90), FDP 6,91 % (−1,33), EVP 5,30 % (+0,09), EDU 2,09 % (+0,64), Weitere 3,94 % (−0,26).[24]

Wirtschaft

Migros-Supermarkt (Architekt Justus Dahinden)

In Ostermundigen sind mehrheitlich KMU angesiedelt. Die grössten in der Gemeinde domizilierten Firmen sind Intersport und Emmi. Seit 2004 betreibt die Schweizerische Post in Ostermundigen ein Verteilzentrum. Neben diesen Firmen sind zudem bekannte Firmen wie die Friedrich Sport AG oder der Kabelhersteller «Kablan» in Ostermundigen tätig.

Verkehr

Bahnhof Ostermundigen (1983)

Den ersten Anschluss an den öffentlichen Verkehr erhielt Ostermundigen mit der Bahnstrecke Bern–Thun bereits 1859. 1924 wurde es an das Netz des Stadtberner Nahverkehrs angeschlossen.

  • Autobahnen (Anschlüsse Bern-Wankdorf und Bern-Ostring)
  • S-Bahn Bern
  • Bus Bernmobil (älteste Stadtbuslinie der Schweiz)
  • Bus RBS
  • Mobility on demand mybuxi
  • Publibike

Mit voraussichtlichem Baubeginn im Juli 2024 wird innerhalb von rund 5 Jahren das Tram Bern – Ostermundigen (TBO) realisiert. Ab voraussichtlich 2025 bauen die SBB gleichzeitig den Bahnhof Ostermundigen um, u. a. mit direkten Verbindungen zu den Tramhaltestellen.

Wasserversorgung

Ostermundigen ist beim Wasserverbund Region Bern angeschlossen.[25]

Kunst, Bildung, Kultur

Historische Zugkomposition mit Sandsteinen

Kulturell ist Ostermundigen stark auf die benachbarte Stadt Bern ausgerichtet. Ostermundigen hat ein gut ausgebautes Grundschulsystem mit vier Schulzentren (Bernstrasse, Dennigkofen, Mösli und Rüti).[26]

In den Sandsteinbrüchen Ostermundigens wurden jahrhundertelang Sandsteine gebrochen, die in der Stadt Bern als Bausubstanz verwendet wurden. Namentlich auch das Berner Münster wurde zu grossen Teilen aus Ostermundiger Sandstein erbaut. Sogar Teile des Kölner Doms wurden mit Ostermundiger Sandstein hergestellt.

Das kulturelle Leben Ostermundigens wird stark durch seine zahlreichen Vereine bestimmt.

Literarische Erwähnung fand der Ort in der Kurzgeschichte «Der Rand von Ostermundigen» (1973) von Franz Hohler

Sehenswürdigkeiten

Die Gemeinde ist auch wegen ihrer modernen Architektur sehenswert, z. B. des Migros-Einkaufszentrums von Justus Dahinden.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Ostermundigen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  2. Geographische Kennzahlen - Suche Gemeindestand 06.04.2025. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2025 zusammengefasst. Abruf am 29. August 2025.
  3. Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Bezirken und Gemeinden, 1991-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  4. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter, 2010-2024. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 28. August 2025
  5. Regionalporträts 2012: Gemeinden. (PDF; 46,5 MB) Bundesamt für Statistik, 2012, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  6. Ortsnamenbuch des Kantons Bern, Band I/4, Sp. 111 f.
  7. a b Gemeinde Ostermundigen - Geschichte. Abgerufen am 7. August 2025.
  8. Peter Steiger: In Ostermundigen fuhr die allererste Zahnradlokomotive. bernerzeitung.ch, 27. Februar 2012 (abgerufen am 5. Oktober 2020).
  9. Kooperation Ostermundigen – Bern. Website der Stadt Bern, abgerufen am 4. Juli 2023.
  10. Kooperation Ostermundigen Bern – Meilensteine. Stadt Bern und Gemeinde Ostermundigen, abgerufen am 4. Juli 2023.
  11. Keine Chance für Grossbern. Fusion geplatzt: Ostermundigen gibt Bern einen Korb. In: SRF News. 22. Oktober 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  12. Quellen: 1836–1950 HLS, ab 1955 Statistikzahlen. Einwohnerzahlen auf der Website der Gemeinde Ostermundigen.
  13. Peter Steiger: Überraschend kandidiert ein Dritter fürs Gemeindepräsidium. In: thunertagblatt.ch. 25. September 2012, abgerufen am 24. September 2024.
  14. Lisa Stalder: Thomas Iten neuer Ostermundiger Gemeindepräsident. In: derbund.ch. 16. Dezember 2012, abgerufen am 24. September 2024.
  15. Thomas Iten bleibt Gemeindepräsident in Ostermundigen. In: derbund.ch. 27. Juli 2016, abgerufen am 24. September 2024.
  16. Naomi Jones: Iten und die Frauen gewinnen. In: derbund.ch. 27. September 2020, abgerufen am 24. September 2024.
  17. Kaspar Keller: Ostermundigen: Thomas Iten still gewählt. In: derbund.ch. 24. Juli 2024, abgerufen am 24. September 2024.
  18. Gemeinderat. In: ostermundigen.ch. Abgerufen am 24. September 2024.
  19. Zahlen enthalten unter: Rückblick GGR. 2011 – über die Gemeindegrenze geschaut (Memento vom 24. November 2012 im Internet Archive), jeweils Jahr des Amtsantritts (also Ergebnisse für 1972 unter 1973 etc.). Website der Gemeinde Ostermundigen.
  20. Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2012. Website der Gemeinde Ostermundigen.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ostermundigen.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 18. Januar 2013
  21. Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2016 (Memento vom 16. Mai 2021 im Internet Archive). Website der Gemeinde Ostermundigen, 25. September 2016 (PDF; 243 kB).
  22. Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2020 (Memento vom 16. Mai 2021 im Internet Archive). Website der Gemeinde Ostermundigen, 27. September 2020 (PDF; 588 kB).
  23. Wahlen. In: ostermundigen.ch. Abgerufen am 24. September 2024.
  24. Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.
  25. Wasserverbund Region Bern AG: Organisation. In: wvrb.ch. Abgerufen am 5. März 2023.
  26. Bildung. Website der Gemeinde Ostermundigen.