Oskar Kokstein
Oskar Kokstein (* 24. November 1860 in Warasdin, Königreich Kroatien und Slawonien; † 1. März 1943 in Wien) war ein österreichisch-ungarischer Beamter und Hofrat.
Leben
Am 11. Mai 1882 erfolgte der Eintritt in den Staatsdienst mit Tätigkeit im Finanzdienst an zahlreichen Orten, u. a. in Prag, Czernowitz und Ostrau. Am 20. Jänner 1900 erfolgte die Verleihung des Titels und Charakters eines Hofrates. Am 2. Februar 1910 wurde er zum Finanzlandesdirektor und Vizepräsidenten der Finanzlandesdirektion für Österreich unter der Enns ernannt.[1]
Ab 13. November 1916 war er Leiter des Amtes für Volksernährung (auch k.k. Ernährungsamt),[2] das vom cisleithanischen Ministerium Stürgkh als Sektion des Innenministeriums gegründet wurde und vom Ministerium Koerber II Kabinettsrang erhielt.[3] Es handelte sich um Zeiten des Mangels, in denen behördliche Wirtschaftslenkung erforderlich wurde, um vor allem für die ärmeren Bevölkerungsschichten, die nicht genug Geld für den Schwarzmarkt hatten, Hungersnöte zu vermeiden. Am 18. Jänner 1917 kehrte er auf den vorgenannten Posten in der der Finanzlandesdirektion zurück, sein Nachfolger im Amt für Volksernährung wurde der Generalmajor Anton Höfer, der am 5. Jänner 1917 im Ministerium Clam-Martinic zum Minister ohne Portefeuille ernannt wurde.[4]
Kokstein wurde nach Kriegsende Präsident der Finanzlandesdirektion für Niederösterreich. Am 31. März 1920 wurde er nach öffentlichem Streit mit dem Staatssekretär für Finanzen, Richard Reisch, pensioniert.[5] Am 14. Mai 1921 kam es zur vorübergehende Aufhebung der Pensionierung und am 30. Juni 1921 zur endgültigen Versetzung in den dauernden Ruhestand.[1]
Der befreundete Schriftsteller Rudolf Brunngraber widmete Oskar Kokstein seinen Roman Karl und das 20. Jahrhundert.[6]
Einzelnachweise
- ↑ a b Hanns Haas, Wolfgang Mueller, Stefan Semotan und Gertrude Enderle-Burcel (Hrsg.): Der Österreichische Staatsrat. Protokolle des Vollzugsausschusses, des Staatsrates und des Geschäftsführenden Staatsdirektoriums 21. Oktober 1918 bis 14. März 1919. Band 3: 13. Dezember 1918 bis 11. März 1919. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 2025, S. 722 bis 723.
- ↑ Franz Joseph m. p.: Seine k. u. k. apostolische Majestät … haben zu erlassen geruht: Wien, am 13. November 1916. In: Wiener Zeitung, Amtlicher Teil, 14. November 1916, S. 1 (online bei ANNO). Das Amt für Volksernährung. In: Deutsche Macht. 41. Jahrgang, Nr. 92. Cilli 18. November 1916, S. 2, Sp. 2,3, urn:nbn:si:DOC-AMD7CQNP (dlib.si [PDF; 6,4 MB; abgerufen am 30. März 2015]). Casimir Hermann Baer: Der Völkerkrieg: eine Chronik der Ereignisse seit dem 1. Juli 1914. Band 21. J. Hoffmann, Stuttgart, Zum k. k. Amte für Volksernährung November 1916, S. 57 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). John W. Boyer: Karl Lueger (1844–1910): christlichsoziale Politik als Beruf. Band 93 von Studien zu Politik und Verwaltung, hrsg. von Christian Brünner, Wolfgang Mantel, Manfried Welan. Böhlau Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78366-4, Anmerkung 38, S. 541 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). verweist BDFA, Band 10, S. 361, 398; Hans Loewenfeld-Russ: Im Kampf gegen den Hunger. Aus den Erinnerungen des Staatssekretärs für Volksernährung 1918–1920. Hg. v. Isabella Ackerl. Wien 1986, S. 43–44 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, NÖ Institut für Landeskunde (Hrsg.): Agrarpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1930-1960. Internationale Tagung (St. Pölten, 5.–8. Mai 2004), Tagungsmappe. St. Pölten 2004 (univie.ac.at/ruralhistory [PDF] mit Kurzfassungen der Vorträge und ausführlicher Literaturliste).
- ↑ Generalmajor Anton Höfer. In: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges, 1914/17. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1917, S. 158 (google.de [abgerufen am 5. April 2025]).
- ↑ Stefan Hammer, Alexander Somek, Manfred Stelzer, Barbara Weichselbaum (Hrsg.): Demokratie und sozialer Rechtsstaat in Europa. Festschrift für Theo Öhlinger. Wien 2004, S. 709–710.
- ↑ Rudolf Brunngraber: Karl und das 20. Jahrhundert. Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1933.