Organotellurverbindungen

Organotellurverbindungen sind eine Stoffgruppe der organischen Chemie, deren Vertreter mindestens eine Kohlenstoff-Tellur-Bindung aufweisen. Untergruppen der Organotellurverbindungen sind unter anderem die Tellurole und Tellurolate, die organischen Telluride und Ditelluride, die Tellurocarbonylverbindungen und die Telluroxide. Auch tetravalente Organotellurhalogenide, hexavalente Organotellurverbindungen sowie tellurhaltige Heterocyclen sind bekannt.

Herstellung

Tellurole und Tellurolate

Tellurole können beispielsweise durch Alkoholyse von Aluminiumtellurid oder durch Protonierung eines Tellurolats, zum Beispiel mit Phosphorsäure, gewonnen werden. Tellurolate wiederum werden meist durch Reduktion von organischen Ditelluriden oder durch Reaktion von Organolithiumverbindungen mit elementarem Tellur gewonnen.[1]

Telluride und Ditelluride

Ein wichtiges Reagenz zur Herstellung von Organotellurverbindungen ist Natriumtellurid, das meist in situ aus elementarem Tellur und Natriumhydrid in N-Methylpyrrolidon hergestellt wird. Dessen Umsetzung mit Aryliodiden und Alkyliodiden ergibt zunächst ein Tellurolat, das dann weiter zu einem organischen Tellurid reagiert. Durch Oxidation des Intermediats, zum Beispiel durch Luftsauerstoff, kann stattdessen ein Ditellurid erhalten werden. Telluride mit einer Phenylgruppe können ausgehend von Diphenylditellurid erhalten werden, indem dieses zunächst mit Diisobutylaluminiumhydrid und dann mit einem Acetal, organischen Sulfonat oder Epoxid umgesetzt wird.[2]

Tellurocarbonylverbindungen

Tellurocarbonylverbindungen, also Tallur-Analoge der Aldehyde und Ketone können ausgehend von diesen durch Umsetzung mit Bis(dimethylaluminium)tellurid hergestellt werden.[3]

Organotellurhalogenide

Durch Reaktion von Tellurtetrachlorid mit Lithiumorganylen, Grignard-Verbindungen oder Organoquecksilberverbindungen werden tetravalente Organotellurchloride RnTeCl4-n (n = 1, 2, 3) erhalten.[4]

Telluroxide

Telluroxide, Analoge der Sulfoxide, können durch Oxidation entsprechender organischer Telluride erhalten werden, beispielsweise mit Wasserstoffperoxid, Natriumperiodat oder meta-Chlorperbenzoesäure. Eine Alternative ist die Hydrolyse von Diorganyltellurdibromiden.[5]

Hexavalente Organotellurverbindungen

Tellur bildet auch hexavalente organische Verbindungen. Hexamethyltellur kann hergestellt werden, indem Tetramethyltellur zunächst mit Xenondifluorid fluoriert und dann mit Dimethylzink methyliert wird.[6] Ähnlich kann auch Hexaphenyltellur hergestellt werden, wobei als organometallisches Reagenz Phenyllithium eingesetzt wird. Die direkte Reaktion von Tellurtetrachlorid mit Phenyllithium ergibt hingegen nur schlechte Ausbeuten.[7]

Heterocyclen

Tellur-Analoge des Furans und abgeleiteter Verbindungen sind tellurhaltige Heterocyclen. Die erste solche Verbindung, die synthetisiert wurde, war das Tetraphenyltellurophen. Dazu wurde zunächst Diphenylacetylen mit elementarem Lithium dimerisiert und dann das so erhaltene Intermediat mit Tellurtetrachlorid umgesetzt. Unsubstituierte Tellurophen kann durch Reaktion von Diacetylen mit Natriumtellurid hergestellt werden.[8]

Einzelnachweise

  1. Igor D Sadekov, A V Zakharov: Stable tellurols and their metal derivatives. In: Russian Chemical Reviews. Band 68, Nr. 11, 30. November 1999, S. 909–923, doi:10.1070/RC1999v068n11ABEH000544.
  2. Nicola Petragnani, Hélio A. Stefani: Advances in organic tellurium chemistry. In: Tetrahedron. Band 61, Nr. 7, Februar 2005, S. 1613–1679, doi:10.1016/j.tet.2004.11.076.
  3. Masahito Segi, Tadashi Koyama, Yukihiro Takata, Tadashi Nakajima, Sohei Suga: Telluro aldehydes and telluro ketones. In: Journal of the American Chemical Society. Band 111, Nr. 23, November 1989, S. 8749–8751, doi:10.1021/ja00205a044.
  4. Bimal Krishna Banik, Sangeeta Bajpai: Tellurium Chemistry. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2022, ISBN 978-3-11-073587-1, S. 7.
  5. Igor D Sadekov, B B Rivkin, Vladimir I Minkin: Organotellurium Compounds in Organic Synthesis. In: Russian Chemical Reviews. Band 56, Nr. 4, 30. April 1987, S. 343–354, doi:10.1070/RC1987v056n04ABEH003275.
  6. Latif Ahmed, John A. Morrison: Synthesis and characterization of hexamethyltellurium(VI). In: Journal of the American Chemical Society. Band 112, Nr. 20, September 1990, S. 7411–7413, doi:10.1021/ja00176a061.
  7. Masataka Miyasato, Takao Sagami, Mao Minoura, Yohsuke Yamamoto, Kin‐ya Akiba: Syntheses and Reactions of Hexavalent Organotellurium Compounds Bearing Five or Six TelluriumCarbon Bonds. In: Chemistry – A European Journal. Band 10, Nr. 10, 17. Mai 2004, S. 2590–2600, doi:10.1002/chem.200305260.
  8. Cristiano R. B. Rhoden, Gilson Zeni: New development of synthesis and reactivity of seleno- and tellurophenes. In: Organic & Biomolecular Chemistry. Band 9, Nr. 5, 2011, S. 1301, doi:10.1039/c0ob00557f.