Orellibrunnen

Der Orellibrunnen in Zürich-Fluntern (2009)

Der Orellibrunnen ist ein 1949 im Zürcher Quartier Fluntern errichteter Gedenkbrunnen zu Ehren von Susanna Orelli-Rinderknecht (1845–1939). Er war das erste und bis 2004 das einzige einer historisch verbürgten Frau gewidmete Personendenkmal in der Stadt Zürich.

Geschichte

Über die Geschichte des Orellibrunnens ist nur wenig bekannt. Er wurde 1949, in Orellis 10. Todesjahr, erschaffen.[1] Der Aufstellungsort liegt etwas oberhalb des von ihr gegründeten Alkoholfreien Kurhauses (heute Hotel Zürichberg) am Waldrand des Zürichbergs. 1950 wurde auch der Weg, der zum Brunnen führt, nach ihr benannt.[2]

Auch über den Schöpfer des Brunnens Emil Schäfer liegen kaum Informationen vor. Er war Architekt BSA und in Zürich wohnhaft. 1928 gewann er den zweiten Preis in einem Wettbewerb für öffentliche Brunnen.[3] 1944 schuf er einen Brunnen in Wiedikon.[4]

Beschreibung

Der kleine Brunnen steht am nordwestlichen Ende des Orelliwegs, der hier in den Strassenzug Hinterbergstrasse/Hanslinweg mündet und vom Spyristeig fortgesetzt wird. Er ist aus Granit aus der Tessiner Ortschaft Castione gehauen[1] und hat einen achteckigen Grundriss. Auf einer separaten Tafel ist die Inschrift angebracht:

«DR. MED. H. C. SUSANNA ORELLI-RINDERKNECHT 1845 – 1939
FÖRDERIN DES VOLKSWOHLES
‹IM GUTEN LIEGT EWIGE LEBENSKRAFT›»

Das Zitat

Der Ursprung des Zitats «Im Guten liegt ewige Lebenskraft» lässt sich nicht ganz zurückverfolgen. Der Spruch wurde bereits 1925 in der Berliner Zeitschrift Die Frau als «das schöne Wort von Frau Orelli» erwähnt[5] und machte in den folgenden Jahrzehnten als fest mit Orelli verknüpfte Maxime die Runde. Die Neue Zürcher Zeitung zitierte ihn 1935 anlässlich von Orellis 90. Geburtstag als deren «Lebensprinzip».[6] 1945 präsentierte sie ihn als Orellis «Devise, die zum verpflichtenden Vermächtnis jener geworden ist, die ihre Aufgabe übernommen haben».[7] Im selben Jahr veröffentlichte der Zürcher Frauenverein für alkoholfreie Wirtschaften anlässlich seines 50-jährigen Bestehens einen Bericht, dem der Satz als Motto vorangestellt war.[8]

Rezeption

Ein Frauendenkmal war damals so aussergewöhnlich, dass die feministische Münchner Ausstellung Im Zeichen der Frau 1950 eine Fotografie des schlichten Orellibrunnens in ihrer «Denkmälerallee zu Ehren von Frauen» zeigte.[9]

Später geriet das Denkmal hingegen weitgehend in Vergessenheit. In der emotional geführten Denkmaldebatte 2020, welche die männliche Dominanz in der Stadtzürcher Denkmalstruktur kritisierte, spielte es keine Rolle. Georg Kreis erwähnte es in seinem Bericht zu den öffentlichen Denkmälern der Stadt Zürich 2021 mit keinem Wort, obwohl er andere Gedenkbrunnen wie den Geiserbrunnen oder den Othmar-Schoeck-Brunnen ausführlich behandelte.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Walter Baumann: Zürcher Brunnen. Wasserversorgung Zürich, Zürich 1993.
Commons: Orellibrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Brunnenguide Riesbach, Fluntern, Hottingen, Hirslanden und Witikon. Kreis 7 und 8 (PDF; 841 KB), Nr. 361.
  2. Der Orelliweg. In: alt-zueri.ch. Abgerufen am 16. April 2025.
  3. Wettbewerb für öffentliche Brunnen. In: Neue Zürcher Zeitung. Morgenausgabe. Nr. 2002, 2. November 1928, S. 6 (online).
  4. Ein neuer Brunnen in Wiedikon. In: Neue Zürcher Zeitung. Mittagausgabe. Nr. 926, 1. Juni 1944, S. 6 (online).
  5. Lina Wolff: Ein Stück Frauenkultur. In: Die Frau. Band 33, Nr. 1. Herbig, Berlin 1925, S. 159–163 (online).
  6. Zwei Jubilare. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 1, 1. Januar 1935, S. 13 (online).
  7. Schweizerische Stiftung zur Förderung von Gemeindestuben und Gemeindehäusern. In: Neue Zürcher Zeitung. Abendausgabe. Nr. 1632, 30. Oktober 1945, S. 5 (online).
  8. Im Guten liegt ewige Lebenskraft. In: Der Bund. Band 96, Nr. 173, 15. April 1945, S. 7 (online).
  9. Ilse Reicke: Frauenehrung in aller Welt. Zur 1. Bundesausstellung des deutschen Frauenringes «Im zeichen der Frau» in München. In: Die Tat. 4. August 1950, S. 5 f. (online).
  10. Georg Kreis: Die öffentlichen Denkmäler der Stadt Zürich. Ein Bericht im Auftrag der Arbeitsgruppe KiöR. 30. Juni 2021, S. 116–120 (PDF; 8,3 MB).

Koordinaten: 47° 23′ 11,1″ N, 8° 33′ 39,2″ O; CH1903: 684739 / 249005