Operation Bellicose

Ein Lancaster-Bomber im Flug (19. September 1942)

Operation Bellicose (deutsch etwa: „Unternehmen kampfbereit“) war im Zweiten Weltkrieg der Deckname einer britischen Militäroperation.

Bei dem vom 20. bis 24. Juni 1943 erfolgreich durchgeführten Unternehmen handelte es sich um den ersten sogenannten shuttle raid (deutsch etwa: „Pendel-Überfall“) der Royal Air Force (RAF), also um einen strategischen Bombenangriff, bei dem die Flugzeuge an einem Ort landeten, der weit vom Startort entfernt war. Erstes Ziel waren die Zeppelinwerke in Friedrichshafen am Bodensee und drei Tage später die Marinebasis La Spezia in Oberitalien.

Geschichte

Nach der Luftschlacht um England (1940–1941) wurden im Vereinigten Königreich die Fähigkeiten für eigene Langstreckenbomberflüge massiv ausgebaut. Ein wichtiger Bestandteil war die Entwicklung des Bombenflugzeugs Avro Lancaster (Bild), von dem ab März 1942 erste Exemplare zur Verfügung standen. Diese viermotorigen Bomber waren in der Lage, jeweils mehr als sechs Tonnen Sprengstoff auf ein Ziel abzuwerfen. Es handelte sich um große Flugzeuge (21 m lang mit einer Spannweite von 31 m), die zur Selbstverteidigung mit acht Maschinengewehren bewaffnet waren. Dennoch waren sie verwundbar, und zwar sowohl durch deutsche Jagdflugzeuge als auch durch Flugabwehrfeuer (Flak). Im Verlauf des Krieges verloren die Alliierten insgesamt mehrere tausend Bombenflugzeuge durch feindlichen Beschuss.

Der Reflektor des „Würzburg-Riesen“ hat einen Durchmesser von 7,5 m (22. Juni 1944)

Mithilfe von Aufklärungsflugzeugen hatten die Briten Luftbilder von Friedrichshafen gewonnen. Der Luftbildauswerter (englisch image interpreter) Claude Wavell der Central Interpretation Unit entdeckte darauf auffällige Strukturen in der Nähe der Zeppelinwerke, die er als Parabolspiegel von Funkmessgeräten (FuMG) identifizierte. Tatsächlich handelte es sich um Anlagen vom Typ FuMG 65 (deutscher Deckname: „Würzburg-Riese“). Nachdem Premierminister Winston Churchill diese Fotos am 14. Juni 1943 auf der Militärbasis Medmenham gesehen hatte, erhielt die No. 5 Bomber Group des RAF Bomber Command unter Air Vice Marshal Ralph Cochrane zwei Tage später den Befehl, die Zeppelinwerke bei Vollmond anzugreifen.

Am 20. Juni 1943 starteten die Flugzeuge in Lincolnshire von der Basis RAF Scampton (etwa 8 km nördlich von Lincoln) zum geplanten Angriff.[1] Insgesamt handelte es sich um 56 Lancaster-Bomber von der No. 5 Bomber Group sowie vier weitere Maschinen der No. 8 Bomber Group. Wie schon bei der Operation Chastise vom Mai 1943, wurde einer der Bomber, den die No. 5 Group stellte, zur Koordination der Angriffe genutzt – eine Taktik, für die sich später die Bezeichnung master bomber („Führungsbomber“) etablierte.[2] Erstes Ziel war Friedrichshafen. Ohne dass es die Briten wussten, befand sich dort auch der Standort einer im Bau befindlichen „V2“‑Fabrik. Der britische Überraschungsangriff gelang und richtete schwere Schäden an.

Danach flogen die Bomber nicht direkt wieder zurück, sondern stattdessen weiter nach Süden über das Mittelmeer bis an die Nordküste Afrikas. Dort landeten sie auf dem Flughafen Maison Blanche nahe Algier. Dieser befand sich, nach der Kapitulation des Deutschen Afrikakorps im Mai 1943, seit zwei Monaten in amerikanischer Hand. Die United States Army Air Forces (USAAF) waren informiert und hatten dem britischen Plan zugestimmt.

Die britischen Flugzeuge wurden dort gewartet, aufgetankt und neu beladen. Acht Bomber blieben zur Reparatur in Algerien zurück, während die restlichen 52 die Mission fortsetzten. Diese starteten zwei Tage später zum Rückflug und griffen dabei die Marinebasis La Spezia in Norditalien an. Dieser massive Bombenangriff durch die RAF kam für die unvorbereitete und relativ schwache italienische Luftabwehr dort völlig überraschend. Er richtete ebenfalls schwere Schäden an, unter anderem an einem Treibstoffdepot und einem Waffenlager. Danach kehrten die Bomber ohne eigene Verluste wohlbehalten in die Heimat zurück.[3]

Wiktionary: bellicose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen (englisch)

Einzelnachweise

  1. Operation Bellicose. In: Codenames.Info. 12. Februar 2024, abgerufen am 29. August 2025 (englisch).
  2. Martin Middlebrook, Chris Everitt: The Bomber Command War Diaries. An Operational Reference Book, 1939–1945. Midland Publishing, 1996, ISBN 1-85780-033-8, S. 399 f.
  3. This Day in History – The RAF Launched Operation Bellicose (1943). In: HistoryCollection. 20. Juni 2016, abgerufen am 26. August 2025 (englisch).