Liste der Könige Israels

Die Liste der Könige Israels führt alle Könige der Israeliten auf, von denen die hebräische Bibel berichtet. Da das Königreich Israel nach biblischer Überlieferung in das Nordreich Israel und das Südreich Juda geteilt wurde, umfasst sie die Könige beider Reiche. Ihre Chronologie und Regierungszeiten sind ein Spezialthema der Forschung zur Geschichte Israels.

Quellenlage

Das ursprünglich ungeteilte Buch der Könige bezieht sich für seine Angaben auf zwei schriftliche Chroniken, je eine für die Könige von Israel und Juda (ab 1 Kön 14,19  und 14,29 , dann immer wieder). Die Vorlagen gelten als authentisch und für die Zeit ab ≈900 v. Chr. als relativ zuverlässig. Ab 1 Kön 15,1  datieren sie den Amtsantritt eines Königs von Israel in das Regierungsjahr des jeweils amtierenden Königs von Juda und umgekehrt. Diese Synchronismen sind Teil eines redaktionellen Schemas mit folgenden gemeinsamen Angaben:

  • Antrittsjahr („im x.ten Regierungsjahr des Königs von Juda…/ von Israel…“),
  • Regierungsdauer nach Jahren,
  • theologische Beurteilung,
  • Quellenhinweis,
  • Todesnotiz,
  • Nachfolger.

Bei den Königen von Juda werden zudem das Alter des neuen Königs beim Amtsantritt, der Name seiner Mutter, später auch deren Herkunftsort, und der Bestattungsort des Königs genannt.[1]

Grabplatte des Königs Asarja / Usija (Israel-Museum)

Die Regierungsjahre lassen sich aus folgenden Gründen nur annähernd festlegen:

  • Die Angaben verschiedener Bibelfassungen (Masoreten, Septuaginta) weichen teilweise voneinander ab.
  • Die Chronikvorlagen wurden nach dem Untergang des Nordreichs im Südreich redaktionell kombiniert und sollten Davids Dynastie als kontinuierliche Genealogie darstellen, so dass man mit konstruierten Anteilen rechnet.
  • Die Angaben zur Regierungsdauer der ersten drei Könige sind symbolisch. Das biblisch vorausgesetzte Davidisch-Salomonische Großreich gilt in der Forschung als weitgehend ahistorisch.[2]
  • Für das erste Jahrtausend v. Chr. liegen nur wenige absolute Daten vor, so dass sich die Angaben der Bibel nur ungefähr mit altorientalischen und ägyptischen Annalen und Königslisten in Beziehung setzen lassen.
  • Mitregentschaften wurden verschieden gezählt.
  • Jahresanfänge wurden verschieden festgelegt.
  • Anfangs zählen die Chroniken des Königsbuchs das letzte Jahr eines Amtsinhabers und das erste seines Nachfolgers als je ein Jahr, also doppelt. Ab 2 Kön 15,23  zählen sie das Antrittsjahr nicht mehr mit. Diese „kurze Chronologie“ legt die Forschung seit Joachim Begrich (1929) und Alfred Jepsen (1964) zugrunde.
  • Bei einigen Königen, besonders den letzten sechs Königen Israels, passen biblische Angaben und außerbiblischer Befund nicht zusammen.

Die Erklärungen dafür sind variabel und hypothetisch. Wegen dieser komplexen Unsicherheiten bestimmen Historiker die Amtszeiten der Könige Israels und Judas teils recht verschieden.[3]

Königsliste

Alle Jahreszahlen der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Zeit v. Chr.

Frühe Könige[4]
Saul um 1000
David um 980
Salomo ≈965–926
Könige Israels[5] Könige Judas[5]
Jerobeam I. 927–907 Rehabeam 926–910
Nadab 907–906 Abija 910–908
Bascha 906–883 Asa 908–868
Ela 883–882
Simri 882
Omriden
Omri 882 / 878–871
Ahab 871–852 Joschafat 868–847
Ahasja 852-851
Joram 851–843 Joram[6] Mitregent 852–847
Regent 847–843
Nimschiden
Jehu 843–816 Ahasja[6] 843–842
Atalja[6] 842–838
Joahas 816–800 Joasch[6] 838–799
Joasch 800–785 Amazja[6] 799–771
Jerobeam II. 785–745 Asarja[6] Mitregent 785–771
Regent 771–734
Secharja
Schallum
745 Jotam Mitregent 757–742
Menahem 745–737
Pekachja 738–736 Ahas Mitregent 742–734
Pekach 735–732 Ahas Regent 734–723
Hoschea 731–723
Könige Judas nach dem Ende des Nordreichs[5]
Hiskija 723–695
Manasse 694–640
Amon 639–638
Joschija 638–609
Joahas 608
Jojakim 608–598
Jojachin 598–597
Zedekia 597–586

Stammtafel

Genealogien der Könige Israels und Judas nach der Bibel. Die Historizität der biblischen Angaben ist umstritten.[6]

Außerbiblische Belege

Verschiedene außerbiblische Belege nennen einige Könige Israels und Judas oder ihre Dynastien, ihr Land oder ihre Hauptstadt namentlich und ermöglichen genauere Datierungen. Darunter sind die Mescha-Stele, die Stele vom Tel Dan, der Schwarze Obelisk, der Kurkh-Monolith, die Palastreliefs in Ninive sowie assyrische und babylonische Annalen und Chroniken.

Die folgende Liste führt die außerbiblischen Angaben in der Reihenfolge der Ereignisse auf, auf die sie sich beziehen. Die Angabenspalte nennt Inhalte des Fundstücks, die Ereignisspalte nennt das belegte Ereignis, die Zeitspalte dessen Jahresdatum (v. Chr.), sofern bekannt. Die Belegspalte nennt die nummerierten Belege aus der Sammlung Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (TUAT, Bände I–IV und E) oder Einzelnachweise aus Fachliteratur.

Datum Angaben Ereignis Beleg
926/917 Zerstörung von Gezer und Megiddo Kanaanfeldzug von Pharao Scheschonq I. Stelenfragment aus Megiddo[7]
853 Ahab vom „Haus Omri“ Schlacht von Qarqar gegen Salmanassar III. TUAT I,360–362
≈850 „König von Israel“
„Haus Omri“
Mescha von Moab besiegt einen Omriden, wohl Joram TUAT I,646–650
843/842 „Und ich töte[te] [Ahas]jahu […] vom Haus Davids“ Hasael von Damaskus ermordet Joram von Israel und Ahasja von Juda TUAT.E, 176–179
841 „Jehu, Sohn Omris“ Salmanassar III. erhält Jehus Tribut, der sich kniend unterwirft TUAT I,362–367
796 Joasch Adad-nīrārī III. erhält Tribut des Joasch von Israel TUAT I,368
≈744 Menahem Tiglat-Pileser III. erhält Tribut Menahems von Israel [7]
738 Menahem Tiglat-pileser III. erhält Menahems Tribut [8]
732 Pekach,
Hoschea
Syrisch-Ephraimitischer Krieg: Tiglat-Pileser III. erobert Damaskus, ersetzt Pekach durch Hoschea von Israel und erhält dessen Tribut TUAT I,373–378
≈730 „Land Juda“ Ahas zahlt Tribut an Tiglat-Pileser III. [8]
722/720 Samaria Salmanassar V. und Sargon II. erobern Samaria TUAT I,378–387
≈720 Hiskija von Juda baut Hiskija-Tunnel in Jerusalem TUAT II,555f.
701 Hiskija Sanherib belagert Jerusalem,
erobert Lachisch,
deportiert Israeliten.
Hiskija zahlt ihm Tribut
TUAT I,388–391
≈675 Manasse Vasall Assurbanipals [8]
539 Kyros-Zylinder Kyros II. erobert Babylon TUAT I, 404.407–410

Siehe auch

Literatur

  • John H. Hayes, Paul K. Hooker: A New Chronology for the Kings of Israel and Judah and its Implications for Biblical History and Literature. Wipf & Stock, Eugene (Oregon) 2007, ISBN 978-1-55635-485-4 (Einleitung online)
  • William Hamilton Barnes: Studies in the Chronology of the Divided Monarchy of Israel. (Harvard 1986) Brill, Leiden 1991 / 2018, ISBN 978-90-04-36957-3
  • Alfred Jepsen, Robert Hanhart: Untersuchungen zur israelitisch-jüdischen Chronologie. (1964) Nachdruck: De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-005568-9
  • Joachim Begrich: Die Chronologie der Könige von Israel und Juda und die Quellen des Rahmens der Königsbücher. J. C. B. Mohr, Tübingen 1929
  • Julius Lewy: Die Chronologie der Könige von Israel und Juda. (1927) Nachdruck: De Gruyter, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-155120-3
  • Franz Rühl: Chronologie der Könige von Israel und Juda. (1894/95) J. C. B. Mohr, Freiburg / Leipzig 1896 (Volltext online)

Einzelnachweise

  1. Christian Frevel: Geschichte Israels. Zweite, erweiterte und überarbeitete Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-17-035420-3, S. 204–206
  2. Gary N. Knoppers: The Vanishing Solomon? The Disappearance of the United Monarchy in Recent Histories of Ancient Israel. In: Journal of Biblical Literature Band 116, 1997, S. 19–44, hier S. 44
  3. Christian Frevel: Geschichte Israels. Stuttgart 2018, S. 206–210
  4. Datierungen nach Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 423
  5. a b c Datierungen nach Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament. Eine Einführung in Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8252-4605-1, S. 608
  6. a b c d e f g Die Abstammung einiger Könige Judas von David wurde später konstruiert. Siehe Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 204
  7. a b Jan Christian Gertz: Grundinformationen Altes Testament, Göttingen 2019, S. 606f.
  8. a b c Christian Frevel: Geschichte Israels, Stuttgart 2018, S. 210f.