Oleksandr Koschyz

Oleksandr Antonowytsch Koschyz (auch Alexander Koshetz, ukrainisch Олександр Антонович Кошиць; * 12. September 1875 in Romaschky, Gouvernement Kiew (heute Rajon Obuchiw, Ukraine); † 21. September 1944 in Winnipeg) war ein ukrainischer Dirigent, Komponist, Ethnograf und Schriftsteller. Er leitete die Ukrainische Republikanische Kapelle der Ukrainischen Volksrepublik.[1]
Leben und Wirken



Oleksandr Koschyz wurde in eine Priesterfamilie hineingeboren. Sein Vater Antonij Hnatowytsch Koschyz gehörte dem Wappen Poraj an und war Priester im Dorf Romaschky. Seine Mutter Jewdokija Mychajliwna stammte aus der Familie Majakowskyj. Koschyz hatte acht Geschwister. 1884 trat er in das Geistliche Seminar in Bohuslaw ein und wechselte 1890 zur Kiewer Geistlichen Akademie. Als Seminarist begann Koschyz im Dorf Tarassiwka (heute Rajon Swenyhorodka, Oblast Tscherkassy) ukrainische Lieder zu sammeln. Mykola Lyssenko lobte seine mehrstimmigen Aufzeichnungen von 1894 bis 1896 und bearbeitete einige Melodien für den Chor. Von 1898 bis 1901 leitete Koschyz den Studentenchor der Akademie und nahm Werke von Artemi Wedel in das Repertoire auf, die zuvor vom Heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche verboten waren.
1901 schloss Koschyz die Kiewer Geistliche Akademie mit dem Grad eines Kandidaten der Theologie ab und erhielt eine Lehrerstelle an einer Mädchenschule in Stawropol. 1903 wurde er von Mykola Lyssenko als Ethnograf beauftragt, die Folklore der Kosaken-Siedlungen im Kuban aufzuzeichnen. Dort schloss er Freundschaft mit Symon Petljura. Während dreier Sommerexpeditionen sammelte er in 13 Siedlungen etwa tausend ukrainische Volkslieder von Nachkommen der aus der Ukraine deportierten Saporoger Kosaken. Für dieses Werk erhielt er 1910 auf der Kubaner Regionalausstellung eine Goldmedaille.[2] Nach seiner Rückkehr nach Kiew im Jahr 1904 unterrichtete Koschyz an der Lehrerseminarsschule und an der Zweiten Geistlichen Mädchenschule. Gleichzeitig setzte er seine Ausbildung im Fach Komposition an der Musik- und Dramaschule Mykola Lyssenkos fort und unterrichtete dort Chor.[3] 1909 übernahm er die Leitung des Studentenchores der Universität St. Wladimir, dessen Mitglieder 1916 erstmals das Schtschedryk in der Bearbeitung von Mykola Leontowytsch aufführten. 1912 wurde Koschyz von Mykola Sadowskyj als Dirigent an sein Theater berufen, wo er mehrere Opern von Mykola Lyssenko aufführte. 1916–1917 war er Dirigent und Chorleiter der Kiewer Oper.[4]
Im Januar 1919 gründete Koschyz gemeinsam mit Kyrylo Stezenko im Auftrag von Symon Petljura die Ukrainische Republikanische Kapelle. Im März 1919 wurde die Kapelle unter seiner Leitung ins Ausland entsandt, um Unterstützung für die Ukrainische Volksrepublik zu gewinnen. Die Kapelle tourte sieben Jahre mit großem Erfolg durch Westeuropa sowie Nord- und Südamerika und erhielt lobende Resonanz in der Presse.[5] Am 5. Oktober 1922 führte die Kapelle in der Carnegie Hall in New York das Schtschedryk auf, das später zur weltweit bekanntesten Weihnachtsmelodie Carol of the Bells wurde.[6]
1926 ließ sich Koschyz mit seiner Ehefrau in New York nieder, da die Rückkehr in die Ukraine von der sowjetischen Regierung untersagt wurde. Dort bildete er Dirigenten aus, schrieb kirchliche Werke, arrangierte Volkslieder, lehrte an der Columbia University und arbeitete an seinen Memoiren. 1937 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophie der Ukrainischen Freien Universität in Prag. 1938 wirkte er am ukrainischen Film Marusja in New Jersey mit. 1941 folgte er einer Einladung nach Winnipeg, wo er einen Chor leitete und Kurse für Dirigenten und Lehrer durchführte.
Oleksandr Koschyz starb am 21. September 1944 und wurde im Mausoleum auf dem Glen Eden Cemetery in Winnipeg beigesetzt.[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Koshyts, Oleksander. In: Internet Encyclopedia of Ukraine. 2009, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Л. О. Пархоменко: Кошиць Олександр Антонович. In: Енциклопедія Сучасної України. 12. Dezember 2014 (com.ua [abgerufen am 12. September 2025]).
- ↑ УІНП: 1875 - народився Олександр Кошиць, диригент. Abgerufen am 12. September 2025 (ukrainisch).
- ↑ Олександр Кошиць. In: Музей української діаспори. 19. September 2023, abgerufen am 12. September 2025 (ukrainisch).
- ↑ Кошиць Олександр Антонович - Український Музичнй Світ. Abgerufen am 12. September 2025 (ukrainisch).
- ↑ “Carol of the Bells” at Carnegie Hall. Abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Кримська Свiтлиця :: Текст статти "ДЕ Ж ПОХОВАНИЙ ОЛЕКСАНДР КОШИЦЬ?" Archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 12. September 2025.