Zinger stammte aus einer Gelehrtenfamilie. Sein Vater, Alexander, war Physiker und Sohn des deutsch-russischen Mathematikers Wassili J. Zinger, die Mutter Schauspielerin am Stanislawski-Künstlertheater.
Er arbeitete dann in Berlin als gutbeschäftigter freischaffender Werbegrafiker. In der Zeit des Nationalsozialismus war er obligatorisch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Es ist jedoch lediglich 1937 seine Teilnahme an der Ausstellung „Graphik und Kleinplastik“ in Berlin sicher belegt. Die Fachzeitschrift Gebrauchsgrafik urteilte 1934: „Unbestritten gehört Zinger zu den stärksten Begabungen des Berliner Nachwuchses …. Farbe und Komposition sind immer ‚plakatif‘.“[1] U. a. war er ab etwa 1934 der Hauszeichner der großen Kleiderfirma Esders & Dyckhoff.[2] Das Berliner Adressbuch verzeichnet ihn 1943 in Lankwitz, Ingridpfad 23. Das Haus wurde 1943 durch Bomben zerstört. Wie andere Künstler hielt sich Zinger gern in Łeba an der Kurischen Nehrung auf. Der „Bund der Lebaer e.V.“, ein „Zusammenschluss von im früheren ostpommerschen Ostseebad Leba und dessen näherer Umgebung geborenen und ansässig gewesenen Personen mit ihren Ehepartnern sowie deren Nachkommen“ nennt Oleg Zinger als unter den mit dem berühmten Ostseebad nachhaltig verbundenen Malern.[3]
Bild von Buchumschlag
1945 wurde Zinger in Berlin von sowjetischen Truppen verhaftet, aber wieder freigelassen. 1948 ging er mit einem Flüchtlingspass nach Paris, wo er wieder in der Werbung arbeitete. Von seinen ersten Eindrücke von Paris zeugen Bilder, die in dem Kinderbuch „Lieber Micha“ wiedergegeben sind.
Zingers Werk umfasst eine Vielzahl von Vignetten, Illustrationen, Tierzeichnungen und Plakaten. Hinzu kommen Stillleben und Bildnisse.
Neben seinem künstlerischen Werk hat sich Zinger mit einer Autobiographie hervorgetan, die als Quelle für die russische Emigration des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich den Zeitraum von fünf Jahrzehnten (1932–1975) abdeckt und darin ohne Beispiel ist.[4]
Zinger, Oleg. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S.557 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Kurt Flemig: Karikaturisten-Lexikon. K. G. Saur, München 1993, ISBN 978-3-598-10932-4.
↑Moskau, Berlin, Paris. Das Leben eines Malers. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, Reclam-Bibliothek Band 1544, 1995; Hrsg. Fritz und Sieglinde Mierau