Oetmannshausen

Oetmannshausen
Gemeinde Wehretal
Koordinaten: 51° 8′ N, 9° 58′ O
Höhe: 187 (182–191) m ü. NHN
Fläche: 3,75 km²[1]
Einwohner: 293 (2023) ca.[2]
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Hoheneiche
Postleitzahl: 37287
Vorwahl: 05658
Ortsansicht
Ortsansicht

Oetmannshausen ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Wehretal im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographie

Das geschlossene Dorf mit geringer Siedlungsdichte Oetmannshausen liegt am Zusammenfluss von Wehre und Sontra, ca. 8 km südwestlich von Eschwege und 2,3 km südwestlich der Gemeindeverwaltung in Reichensachsen. Die Kirche liegt zentral im Ort. Das Gebiet des Ortsteils besteht aus der Gemarkung Oetmannshausen im Südwesten des Gemeindegebiets mit einer Fläche von 375 Hektar[2], davon sind 130 Hektar Wald.[1]

In der Gemarkung liegen die folgenden Siedlungsplätze:

  • Haus „In der Koppelhude“[3]
  • Gewerbesiedlung Ziegelei[4]

Die Ortslage befindet sich auf 182 bis 193 m ü. NHN und die höchsten Erhebungen sind der Spitzenberg mit 423 Meter Höhe im Nordosten und der Zungenkopf mit 393 Meter im Norden, beide an der Gemarkungsgrenze zu Reichensachsen. An den Ortsteil Oetmannshausen grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, Wehretal-Reichensachsen bis in Nordosten, im Südosten der Ringgauer Ortsteil Datterode, im Süden Wehretal-Hoheneiche und im Westen der Waldkappeler Ortsteil Bischhausen. Am nördlichen Ortsrand verläuft die Kreisstraße 88, die von Bischhausen kommend auf die nordöstlichen Ortsrand vorbeiführende Bundesstraße 27 trifft. Die B 27 trifft im Norden auf die im weiten Bogen, vom Westen nach Süden, um den Ort führende Autobahn 44 und deren Anschlussstelle Eschwege-Süd. Südlich des Ortes trifft die B 27 auf die nur 8 km lange Bundesstraße 452, die von Eschwege kommend, hier endet. Nach ca. 2,5 km Richtung Süden erreicht die B 7 die Anschlussstelle Ringgau der A 44, wo sich außerdem die Bundesstraßen B 7 und B 400 treffen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Möglicherweise ist der Ortsname vom ersten Siedler, einem Herrn Othwin, abzuleiten. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Oetmannshausen erfolgte unter dem Namen Othwynshusen im Jahr 1271. Damals wurde Besitz im Ort an das Kloster Germerode übertragen. Bereits im 13. Jahrhundert ist das Dorf im Besitz der von Boyneburg-Hohenstein. Im Jahr 1444 hatten diese als Mannlehen unter anderem das Dorf Oetmannshausen mit Gericht und Rechten und gehörte dementsprechend zum teilautonomen Gericht Boyneburg. Im Jahr 1451 besaß das Kloster Germerode noch ein Vorwerk mit Haus und Hof in Oetmannshausen, das 8 Malter jährliche Zinsen erbrachte, 1514 waren es 14 Malter.[1] Der adlige Ort kam 1654 zum landgräflichen Amt Bischhausen. Das Dorf als solches blieb jedoch bis zum Aussterben derer von Boyneburg-Hohenstein 1792 Teil des Gerichts Boyneburg.[1]

Die erste Schule wird schon 1743 erwähnt. Der Schullehrer wird 1823 für das Spielen der Orgel bezahlt.[5] Die Bahnstrecke Leinefelde–Treysa am Ortsrand wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts erbaut.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die Gemeinden Oetmannshausen und Hoheneiche zur neuen Gemeinde Hoheneiche.[6] Zum 31. Dezember 1971 wurde Hoheneiche in die Gemeinde Reichensachsen eingegliedert. Gleichzeitig erhielt die neue Gemeinde den Namen Wehretal.[7][8] Das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Oetmannshausen erhielt zum 28. Januar 1976 den Status eines eigenen Ortsteils und es wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Oetmannshausen angehört(e):[1][10]

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit über Oetmannshausen wurde im Mittelalter durch das Gericht Boyneburg ausgeübt. Nach langen Rechtstreirigkeitden zwischen der Herren von Boyneburg kam es 1449 zu einem Vergleich, und ab 1460 hielten die von Boyneburg die Burg und den dazu gehörigen ehemaligen Reichsbesitz als landgräflich-hessisches Erblehen. Mit dem Aussterben der Herren von Boyneburg-Hohenstein 1792 ging das Gericht an das Kurfürstentum Hessen, die es dem Amt Bischhausen zuschlug.

Die weitere Zuständigkeit entwickelte sich wie folgt:[1]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Oetmannshausen 279 Einwohner. Darunter waren 3 (1,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 108 zwischen 18 und 49, 63 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 123 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 30 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 78 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

Oetmannshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2023
Jahr  Einwohner
1834
  
235
1840
  
246
1846
  
262
1852
  
262
1858
  
250
1864
  
235
1871
  
231
1875
  
248
1885
  
233
1895
  
209
1905
  
251
1910
  
277
1925
  
279
1939
  
328
1946
  
482
1950
  
461
1956
  
434
1961
  
391
1967
  
430
1970
  
436
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
279
2023
  
293
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970[1]; Gemeinde Wehretal[2]; Zensus 2011[13]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 233 evangelische (= 100 %) Einwohner[1]
• 1961: 307 evangelische (= 78,52 %), 56 katholische (= 14,32 %) Einwohner[1]

Religion

Kirchengebäude

Eine erste, vor der Reformation erbaute Kirche war dem heiligen Christophorus geweiht und soll „durch Mauern und Graben befestigt“ gewesen sein. Eine zweite Kirche wurde 1589 „neu gebauet“, aber 1635 bei Verheerung des Dorfes wurde diese Kirche bis auf den Turm zerstört. Sie verfiel darauf zusehends, war im Jahr 1835 „seit Menschengedenken nicht ausgebessert (worden) und daher dem Einsturz nahe, wenn derselben nicht bald geholfen wird“. Daraufhin gibt es 1831 und 1835 landesweite Kollekten.[14]

Die bestehende, dritte Kirche wurde als Neubau 1837 von dem kurhessischen Landbaumeister Johann Friedrich Matthei errichtet. Auf rechteckigem Grundriss ist sie ein Quersaal aus Stein mit einem eingestellten Turm aus Fachwerk. Die weitgehend bauzeitliche Ausstattung besteht Kanzel hinter dem Altar und an drei Seiten umlaufender Empore. Eine Glocke von 1594 wurde ebenso aus einem Vorgängerbau übernommen wie die Orgel von 1818/19 des Orgelbauers Ditus.[15]

Bekenntniswechsel[1]

Der erste nachweisbarer evangelischer Pfarrer Anton Henning wirkte vor dem Jahr 1570.

Pfarrzugehörigkeit[1]
  • Belegt ist, dass das Kirchenpatronat in den Jahren 1585 und 1747 im Besitz der von Boyneburg war.
  • Im 16. Jahrhundert, nach der Auflösung des Klosters Germerode, erhielt das Dorf eine neu entstandene evangelische Pfarrei.
  • Im Jahr 1986 wird Langenhain aus dem Kirchspiel Reichensachsen in das Kirchspiel Oetmannshausen eingegliedert.

Politik

Für Oetmannshausene besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hoheneiche) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[9] Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 gehörten alle Kandidaten der Liste „Freier Ortsbeirat Oetmannshausen“ an.[16] Der Ortsbeirat wählte Michael Bode zum Ortsvorsteher.[17]

Infrastruktur

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Bischhausen) und Verwaltung.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Infolge des Deutschen Krieges.
  5. Infolge des Ersten Weltkriegs.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Weitere Gerichte siehe Justizwesen im Königreich Westphalen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Oetmannshausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c Gemarkung Oetmannshausen. In: GEOindex. Abgerufen im August 2025.
  3. In der Koppelhude, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. IZiegelei, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. HStAM Bestand 17 i Nr. 493: Dem Schullehrer jährlich aus der Gemeindekasse Oetmannshausen zu bezahlende zwei Reichstaler für das Spielen der Orgel, 1823.
  6. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  7. Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 88 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 388 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  9. a b Hauptsatzung. (PDF; 104 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Wehretal, abgerufen im September 2020.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 7 f. (online bei Google Books).
  12. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 72. (kurhess GS 1821)
  13. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 58 und 115, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  14. Wilhelm Bach: Kirchenstatistik der evangelischen Kirche im Kurfürstenthum Hessen. Cassel 1835, S. 419–420.
  15. Dehio-Handbuch. Hessen I. München, Berlin 2008, S. 737.
  16. Ortsbeiratswahl Oetmannshausen. In: Votemanager. Gemeinde Wehretal, abgerufen im August 2025.
  17. Ortsvorsteher Wehretal. In: Webauftritt. Gemeinde Wehretal, abgerufen im August 2025.
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