Oğuzhan Asiltürk

Oğuzhan Asiltürk (* 1935 in Hekimhan, Provinz Malatya; † 1. Oktober 2021 in Ankara) war ein türkischer Politiker verschiedener islamistischer Parteien, der unter anderem 1974 und von 1975 bis 1977 Innenminister sowie zwischen 1977 und 1978 Minister für Industrie und Technologie war.
Leben
Oğuzhan Asiltürk, Sohn von Mahmut Besim und Fatma Asiltürk, absolvierte ein Studium an der Fakultät für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Istanbul, welches er mit einem Master beendete. Während seines Studiums engagierte er sich als Mitglied der Studentenvereinigungen und des Studentenwerks der Technischen Universität Istanbul. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Ingenieur der Bauingenieurkammer sowie al freiberuflicher beratender Ingenieur. Er war zeitweise auch erster Chefredakteur der am 12. Januar 1972 gegründeten Tageszeitung Millî Gazete. Am 14. Oktober 1973 wurde er für die islamistisch orientierte Nationale Heilspartei MSP (Millî Selamet Partisi) erstmals Mitglied der Großen Nationalversammlung TBMM (Türkiye Büyük Millet Meclisi) und gehörte dieser als Vertreter von Malatya in der 15. und 16. Legislaturperiode bis zum Militärputsch am 12. September 1980 an.
Im Kabinett Ecevit I bekleidete er zwischen dem 26. Januar 1974 bis zum 17. November 1974 das Amt des Innenministers (İçişleri Bakanı).[1][2] Das Amt des Innenministers übernahm er vom 31. März 1975 bis zu seiner Ablösung durch Sabakattin Özbek[3] am 11. April 1977 abermals im Kabinett Demirel IV.[4] Als Innenminister erklärte er, dass im Zeitraum von Anfang 1974 bis zum 31. Januar 1977 bei Auseinandersetzungen zwischen der inoffiziellen MSP-Jugendorganisation Akıncılar Derneği und den drei großen verfeindeten nationalistischen, linken und kemalistischen politischen Gruppierungen 81 junge Erwachsene getötet und 1.846 Personen verletzt wurden. Im Kabinett Demirel V fungierte er des Weiteren zwischen dem 21. Juli 1977 und dem 5. Januar 1978 als Minister für Industrie und Technologie (Türkiye Sanayi ve Teknoloji Bakanı).[5]
Nachdem nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 neben der MSP alle Parteien verboten wurden, trat er der am 19. Juli 1983 der als Nachfolgepartei gegründeten Wohlfahrtspartei RP (Refah Partisi) bei, die ebenfalls islamistisch orientiert war und der nationalistischen Millî Görüş nahe stand. Nach dem Verfassungsreferendum am 6. September 1987, das die Aufhebung des Übergangsartikels 4 der Verfassung von 1982 und damit die Aufhebung des Verbots politischer Betätigung für bestimmte Personen zum Inhalt hatte, wurde er Generalsekretär der RP. Bei der Parlamentswahl am 20. Oktober 1991 wurde er für die RP erneut zum Mitglied der Großen Mationalversammlung gewählt und vertrat in dieser nach seinen Wiederwahlen am 24. Dezember 1995 und am 18. April 1999 bis zum 3. Oktober 2002 wieder die Interessen von Malatya. Im Vorgriff auf das erwartete Verbot der RP, das am 16. Januar 1998 erfolgte, trat er der Nachfolgeorganisation Tugendpartei FP (Fazilet Partisi) bei sowie nach deren Verbot am 22. Juni 2001 der am 21. Juli 2001 gegründeten Partei der Glückseligkeit (Saadet Partisi) bei, der er bis zu seinem Tode angehörte. Als Nachfolger von Necmettin Erbakan[6] war er vom 27. Februar 2011 bis zu seiner Ablösung durch Temel Karamollaoğlu[7] am 1. Oktober 2021 Vorsitzender des Hohen Beirats der Glückseligkeitspartei. Er war verheiratet und Vater von vier Kindern. Nach seinem Tode in Folge einer COVID-19-Erkrankung wurde er auf dem Städtischen Friedhof Cebeci in Ankara beigesetzt.
Weblinks
- Oğuzhan ASİLTÜRK (S. 969, 1033), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 2 (1950–1980) ( vom 12. Dezember 2017 im Internet Archive)
- Oğuzhan ASİLTÜRK (S. 1282, 1356, 1432), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 3 (1980–2010) ( vom 11. Februar 2016 im Internet Archive)
- Asiltürk, Oguzhan. rulers.org, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
- Saadet Partisi YİK Başkanı Asiltürk vefat etti. aa.com.tr, 1. Oktober 2021, abgerufen am 4. September 2025 (türkisch).
- Oğuzhan Asiltürk, son yolculuğuna uğurlandı. Cumhuriyet, 2. Oktober 2021, abgerufen am 4. September 2025 (türkisch).
Einzelnachweise
- ↑ GOVERNMENT ECEVIT 1 ( vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
- ↑ Turkey: Interior Ministers. rulers.org, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
- ↑ Özbek, Ahmet Sabahattin. rulers.org, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
- ↑ GOVERNMENT DEMIREL 4 ( vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
- ↑ GOVERNMENT DEMIREL 5 ( vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
- ↑ Erbakan, Necmettin. rulers.org, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).
- ↑ Temel Karamollaoğlu. Biyografi Ara!, abgerufen am 5. September 2025 (englisch).