Nyanza Genocide Memorial

Gelände mit Massengräbern und einer Wand mit Namen der Opfer am Nyanza Genocide Memorial
Gedenkstein über einem der Massengräber

Das Nyanza Genocide Memorial ist eine Gedenk- und Ruhestätte im Südosten der ruandischen Hauptstadt Kigali für Opfer des Völkermords an den Tutsi im Jahr 1994.

Lage und Beschreibung

Die Gedenkstätte befindet sich in der Zelle Rukatsa im Sektor Kagarama des Distrikts Kicukiro. Insgesamt wurden im von April bis Juli 1994 dauernden Völkermord etwa 800.000 bis eine Millionen bzw. 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit und als Unterstützer wahrgenommene Ruander von Hutu getötet. Am Nyanza Genocide Memorial wurden beginnend 1994 über die Jahre 96.000 Opfer des Völkermords in mit Beton bedeckten Massengräbern bestattet.[1] Um die Gräber stehen Wände, die mit den Namen der Opfer beschriftet sind. Auf dem Gelände befindet sich zudem der Hauptsitz von Ibuka, einer Nichtregierungsorganisation für Überlebende und zum Gedenken des Völkermords.[2]

Geschichte und Gedenken

An der ehemaligen weiterführenden Schule École Technique Officielle (ETO) der Salesianer Don Boscos,[2] die sich nördlich des Nyanza Genocide Memorial (1,980°S, 30,107°O) befand, waren zu Beginn des Völkermords rund 90 belgische UN-Blauhelmsoldaten der United Nations Assistance Mission for Rwanda (UNAMIR) stationiert.[3] Initialzündung für den Völkermord war der Abschuss des Präsidentenflugzeugs am 6. April 1994. Etwa 2000 Ruander, darunter mindestens 400 Kinder, suchten nachdem das Morden begann an der ETO Schutz, die daraufhin von mordwilligen Hutu umzingelt wurde. Am 11. April erhielten die Blauhelmsoldaten einen direkten Befehl, die Stadt zu verlassen. Einige Tutsi flehten die Offiziere an, sie lieber zu erschießen, anstatt sie den Völkermördern zu überlassen. Die Soldaten verließen die Schule jedoch am Nachmittag. Viele der schutzlosen Tutsi wurden von den einstürmenden Interahamwe sofort getötet, während der geflohene Rest wenige Stunden später zusammengetrieben und anschließend mit Gewehren, Handgranaten und zuletzt Macheten angegriffen und schlussendlich ein Großteil der 2000 Tutsi getötet wurde. Sie gehören zu den am Nyanza Genocide Memorial bestatteten Opfern. Eine Gedenkfeier wird dort daher jährlich am 11. April abgehalten.[4][1][3] Die Geschehnisse rund um die ETO und das dortige Massaker wurden in dem Spielfilm Shooting Dogs aus dem Jahr 2005 aus Sicht eines Lehrers dargestellt.[2]

Commons: Nyanza Genocide Memorial – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Genocide victims at Nyanza memorial honoured by City Authorities. In: kigalicity.gov. Abgerufen am 15. August 2025 (englisch).
  2. a b c Mona Friedrich: Heritage interpretation of the dead as a tool for peace and reconciliation: the case of visitor development at Rwanda's post-conflict memorialscape. Juli 2016, S. 159; Anhang 6, Seiten 3–4 (englisch, uclan.ac.uk [PDF; abgerufen am 15. August 2025]).
  3. a b RWANDA - THE PREVENTABLE GENOCIDE. The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. (PDF; 908 KB) Archiviert vom Original am 8. September 2015; abgerufen am 15. August 2025 (englisch).
  4. Pierre Lepidi: Génocide au Rwanda : L’Ecole technique officielle de Kigali, mauvaise conscience de l’ONU. Le Monde, 7. April 2019, abgerufen am 15. August 2025 (französisch).

Koordinaten: 2° 0′ 7,6″ S, 30° 5′ 33″ O