Der numerische Wertebereich ist ein Begriff aus der Funktionalanalysis und der linearen Algebra.
Definition
Für einen komplexen Hilbertraum
mit Skalarprodukt
und einen beschränkten linearen Operator
ist der numerische Wertebereich von
gegeben durch

wobei
die durch
auf
induzierte Norm ist.
Analog zum Spektralradius definiert man den numerischen Radius durch
.
Im Spezialfall komplexwertiger, quadratischer Matrizen
ist die Definition des numerischen Wertebereichs gleichwertig zu

ist hier also der Bildbereich des Rayleigh-Quotienten.
Eigenschaften
Die folgenden Eigenschaften gelten für beschränkte lineare Operatoren
.
bzw. äquivalent dazu
. Hierbei bezeichnet
die Operatornorm von
.
- Der numerische Wertebereich von
ist konvex. (Satz von Toeplitz-Hausdorff)
- Das Spektrum
liegt im Abschluss von
:
. Ist
endlich-dimensional, gilt sogar
.
- Jedes
, für das
gilt, ist ein Eigenwert von
.
Anwendungen
Der rechte reelle Achsenabschnitt des numerischen Wertebereichs ist die logarithmische Norm, bei einer Matrix
ist dies

Mit ihr kann eine Schranke für die Spektralnorm des Matrixexponentials angegeben werden, es gilt

Denn
löst das Anfangswertproblem
.
Dann gilt für die Euklidnorm
, dass ihre Ableitung die Ungleichung
erfüllt, woraus
folgt. Dies entspricht der Schranke für das Matrixexponential.
Literatur
- E. Hairer, G. Wanner, Solving ordinary differential equations II, Springer, 1991.