Norbert Warnatzsch

Norbert Warnatzsch (* 16. Januar 1947 in Nenkersdorf) ist ein deutscher Schwimmtrainer.

Ausbildung

Norbert Warnatzsch ist Diplomsportlehrer und lebt in Berlin. Der verheiratete Schwimmtrainer betreute bislang einige deutsche Schwimmer von internationaler Klasse. 1965 machte er sein Abitur und studierte von 1970 bis 1975 an der Außenstelle Berlin der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport Leipzig.

Trainerlaufbahn

1969 bis 1976 bei Dynamo Berlin: Nach seiner aktiven Junioren-Laufbahn als Schwimmer und Moderner Fünfkämpfer wechselte Norbert Warnatzsch die Seite: Am 1. September 1969 startete seine Trainerkarriere bei Dynamo Berlin. Dort betreute er zunächst die elf- bis 16-jährigen Mädchen und Jungen.

1976 bis 1988 bei Dynamo Berlin und bei der DDR-Nationalmannschaft: Nach seinem Wechsel in die Elite stellten sich alsbald große Erfolge ein – der größte bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau, als er Jörg Woithe zum Gold über 100 Meter Freistil führte. Woithe wurde später zudem Weltmeister über diese und Europameister über die halbe Distanz. In diese Warnatzsch-Ära fallen außerdem die Medaillengewinne von Frank Pfütze, der bei Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften insgesamt 18 Edelplaketten aus den Becken fischte. Ab 1988 war Warnatzsch für die folgenden drei Jahre wieder Vereinstrainer in bei Dynamo Berlin, wo er die Athleten bis 13 Jahre betreute – unter anderen auch Franziska van Almsick und Cathleen Rund, die späteren Olympiamedaillen-Gewinnerinnen. Seit 1991 ist er Inhaber der A-Lizenz des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV).

Februar 1991 bis August 1992 als Nationaltrainer Indonesiens: Wie viele Spitzentrainer zog es Warnatzsch nach der Wende ins Ausland. Gemeinsam mit Frank Schloßmacher leitete er die Nationalschwimmer Indonesiens zum Erfolg an. In dieser Zeit erzielten Warnatzsch-Schützlinge 23 nationale Rekorde, zudem holten sie zehn Medaillen bei den Sea Games (den Südostasienspielen) 1991 und damit sieben mehr als bei der Auflage zwei Jahre zuvor.

September 1992 bis Dezember 2004 als Cheftrainer der SG Neukölln: In diese Zeit fällt unter anderem der Weltrekord, den Franziska van Almsick bei den Europameisterschaften 2002 über 200 Meter Freistil erzielte. Zudem gewann sein Schützling zweimal Staffel-Bronze bei den Olympischen Spielen in Athen 2004. Warnatzsch waren auch immer die Erfolge jener Athleten wichtig, die weniger im Rampenlicht standen. Wie zum Beispiel Torsten Spanneberg, der sich als absoluter Staffelspezialist mit Medaillengewinnen bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney sowie bei Welt- und Europameisterschaften einen Namen machte. Vier Jahre vor Sydney führte er Cathleen Rund bei den Sommerspielen in Atlanta zum Bronzegewinn über 200 Meter Rücken. Ab 2002 gehörte er außerdem zum Trainerteam des DSV.

Januar 2004 bis Dezember 2012 zunächst als Chefcoach, später als Trainer am Olympia-Stützpunktes Berlin: Es wurde eine goldene Zeit. Neben den acht Weltrekorden, die Britta Steffen aufstellte, wurde sie 2008 bei den Sommerspielen in Peking Olympiasiegerin über 50 und 100 Meter Freistil. Außerdem führte Warnatzsch seine Athletin zu einem WM-Gold und vier EM-Titeln. Ebenfalls in diese Zeit fallen die internationalen Medaillengewinne von Benjamin Starke, Robin Backhaus und Tim Wallburger. Nach den Olympischen Sommerspielen 2012 gab er alle seine Funktionen auf.

Oktober 2013 bis Dezember 2017 als Trainer am Olympia-Stützpunkt in Potsdam: Erstmals zurück aus dem Ruhestand förderte und forderte Norbert Warnatzsch in dieser Zeit vor allem zwei Talente: Johannes Hintze, der 2016 als 17-Jähriger an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teilnahm, sowie Josha Salchow, der sich zu einem erfolgreichen Freistil-Schwimmer zuerst auf nationaler, inzwischen auch auf internationaler Ebene entwickelte. Bis März 2018 war er zudem als Vize-Präsident Leistungssport des Landes-Schwimmverbandes Brandenburg tätig.

Januar 2019 bis Dezember 2024: Und wieder führte der Weg aus dem Ruhestand an den Beckenrand: Norbert Warnatzsch entschied sich für Magdeburg als letzte Etappe in seinem Trainerleben. Er wechselte als Assistenzcoach von Bundestrainer Bernd Berkhahn an den Stützpunkt. „Ich wollte jemanden in meinem Team haben, der weiß, wie man eine olympische Medaille gewinnt “, erklärte Berkhahn damals zum Engagement des Routiniers. Warnatzsch half dabei, Athleten auf den größten sportlichen Höhepunkt vorzubereiten. Zu ihnen zählen Florian Wellbrock oder Lukas Märtens vom SC Magdeburg, die 2021 im Freiwasser beziehungsweise 2024 über 400 Meter Freistil Olympiagold gewannen, oder auch Sarah Köhler (heute Wellbrock) und Isabel Gose, die in Tokio und Paris jeweils Bronze über 1.500 Meter Freistil holten. Warnatzsch hatte seinen letzten Arbeitstag in Magdeburg am 16. Dezember 2024. Märtens erklärte zu seinem Abschied in der Magdeburger Volksstimme: „Er strahlt einfach diese Lockerheit, diese Gelassenheit, diese Ruhe aus. Was er sagt, das ist Gesetz, und darauf kann man vertrauen.“

DDR-Doping

Während der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking wurden Vorwürfe gegen drei vormalige Trainer der DDR, darunter Warnatzsch, bekannt, sie sollen entgegen einer abgegebenen Ehrenerklärung zur DDR-Zeit Dopingmittel an Athleten verabreicht haben. Warnatzsch soll 1977 an einem Großversuch mit dem Anabolikum Oral-Turinabol an minderjährigen Nachwuchsschwimmern beteiligt gewesen sein.[1] Bereits 1997 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Warnatzsch, stellte das Verfahren jedoch später wieder ein.[2]

Erfolge

Warnatzschs Athleten holten dreimal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze bei Olympischen Spielen oder waren als Staffelstarter am Gewinn von Medaillen beteiligt. Hinzu kommen dreimal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze bei Weltmeisterschaften. Die Ausbeute bei Europameisterschaften besteht aus 13-mal Gold, 16-mal Silber und siebenmal Bronze. Hinzu kommt der Gewinn von 33 Meistertiteln. Warnatzschs Athleten stellten sechs Weltrekorde, elf Europarekorde, 21 Deutsche- und DDR-Rekorde und zwei Syrische Rekorde auf oder waren in Staffeln an ihnen beteiligt (Stand: nach den Olympischen Spielen 2008).

Betreute Sportler

Unter den früher betreuten Athleten finden sich beispielsweise Franziska van Almsick, Robin Backhaus, Stephanie Backhaus, Dorothea Brandt, Rafed El-Masri, Ernest Fahrland, Detlev Grabs, Ingo Grzywotz, Jochen Hanz, Nicole Hetzer, Timo Lorenz, Jenny Mensing, Frank Pfütze, Daniela Samulski, Peter Schneider, Torsten Spanneberg, Benjamin Starke, Britta Steffen, Tim Wallburger, Oliver Wenzel, Jörg Woithe, Olaf Ziesche, Moritz Zimmer und Johannes Hintze[3].

Auszeichnungen

2002, 2006, 2008 und 2009 wurde er zum Deutschen Schwimmtrainer des Jahres gewählt.[4]

Einzelnachweise

  1. Doping Vorwurf: DOSB überprüft Trainer Warnatzsch
  2. Vgl. Uwe Müller, Grit Hartmann: Vorwärts und vergessen! Kader, Spitzel und Komplizen - Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur. Berlin 2009, S. 217 f.
  3. Mirko Seifert. Abgerufen am 2. April 2019.
  4. Ehrung der erfolgreichen Trainer im Deutschen Schwimmverband (1997 bis 2016) (PDF-Dokument (Memento des Originals vom 22. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dstv-schwimmtrainer.de) von Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dstv-schwimmtrainer.de, abgerufen am 21. März 2018

6. Berkhahn und sein guter Geist: Abgerufen am 1. Juni 2019[1]

7. Norbert Warnatzsch: Eine Legende geht in Rente: Abgerufen am 13. Dezember 2024

8. Being Franziska van Almsick: Abgerufen am 4. September 2025

  1. Norbert Warnatzsch: Curriculum vitae