Norbert Nemeth (Politiker)

Norbert Nemeth (* 16. Jänner 1969[1]) ist ein rechtsextremer[2][3][4] österreichischer Politiker der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Seit November 2006 ist er Klubdirektor des freiheitlichen Parlamentsklubs und seit dem 24. Oktober 2024 Abgeordneter zum Nationalrat.[1][5]

Leben

Norbert Nemeth absolvierte nach der Matura ein Studium der Rechtswissenschaften, das Studium schloss er 1997 als Magister ab.[6] Anschließend absolvierte er das Gerichtsjahr und war am Amt der NÖ Landesregierung Leiter eines Landesratsbüros. Im Jahr 2002 legte er die Dienstprüfung für den Rechtskundigen Verwaltungsdienst ab und wechselte in die Volksanwaltschaft. Seit 2006 ist er in der Parlamentsdirektion der FPÖ-Klubdirektor des freiheitlichen Parlamentsklubs und Mitglied der Bundeswahlbehörde.[6]

Im März 2017 wurde er in Nachfolge von Alois Gradauer Obmann des Atterseekreises.[7] Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte er auf der FPÖ-Bundesliste auf dem 17. Listenplatz,[8] verzichtete jedoch auf das von ihm errungene Mandat als Abgeordneter zum Nationalrat.[9][10] Neben Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer, Herbert Kickl und Anneliese Kitzmüller gehörte er dem Hauptverhandlungsteam der FPÖ im Zuge der Regierungsbildung der Bundesregierung Kurz I nach der Nationalratswahl 2017 an.[11] Im Februar 2018 wurde Nemeth Mitglied der Koordinierungsgruppe zur Prozess-Steuerung der Historiker-Kommission unter Vorsitz von Wilhelm Brauneder zur Aufarbeitung der FPÖ-Vergangenheit.[12] Von der FPÖ wurde er für die Nationalratswahl 2019 in die Bundeswahlbehörde entsandt.[13]

Für die Nationalratswahl 2024 wurde er auf Platz neun der FPÖ-Bundesliste gereiht.[14] Neben Herbert Kickl, Michael Schnedlitz, Christian Hafenecker, Susanne Fürst, Reinhard Teufel und Arnold Schiefer wurde er nach der Nationalratswahl Teil des Verhandlungsteams der FPÖ zur Bildung einer Regierung.[15] In der konstituierenden Sitzung der XXVIII. Gesetzgebungsperiode am 24. Oktober 2024 wurde er als Abgeordneter zum Nationalrat angelobt.[1][5]

Nemeth ist Alter Herr der Wiener pennalen Burschenschaft Vandalia und der rechtsextremen[16] Wiener akademischen Burschenschaft Olympia.[17][18] Sein pennaler Couleurname lautet Sköll. Im September 2024 nahm er an der Beerdigung eines Bundesbruders teil, auf der laut der Tageszeitung Der Standard das Treuelied der SS gesungen wurde. Das Wiener Landesgericht sah den Tatbestand der üblen Nachrede erfüllt.[19][20] Das Oberlandesgericht Wien hob das Urteil erster Instanz gegen den Standard im Juli 2025 auf.[21]

Unter dem Pseudonym S. Coell veröffentlichte er vier Romane.[22][23][24] Ab dem Jänner 2025 nahm Nemeth als „Chefverhandler“ für die FPÖ an Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP teil.[25]

Politische Standpunkte

In den 1990er Jahren bezeichnete Nemeth das NS-Verbotsgesetz in einem Buch als „Gesinnungsjustiz in Reinkultur“.[25] 1996 erklärte er sich in einer Festschrift der Olympia unter dem Titel „Wider die Gesinnungsjustiz“ mit dem zu diesem Zeitpunkt inhaftierten Neonazi Gottfried Küssel solidarisch. Nemeth kritisierte, Küssel habe „zehn Jahre Haft für ein gesprochenes Wort“ erhalten. Regelmäßig publizierte Nemeth auch als Autor in der rechtsextremen Zeitschrift Die Aula.[26]

Publikationen (Auswahl)

Unter dem Pseudonym „S. Coell“ schrieb Nemeth folgende Romane:

  • 2015: Im Schatten des Gracchus: historischer Roman, W3-Verlagsgesellschaft, Wien 2015, ISBN 978-3-900052-26-3[22][24]
  • 2017: Die Karlsbadverschwörung: historischer Roman, W3-Verlagsgesellschaft, Wien 2017, ISBN 978-3-900052-31-7[22][24]
  • 2019: Hartmut gegen Ahrimann, historischer Roman, Zur-Zeit-Verlag, Wien 2019[24]
  • 2021: Wargus, W3-Verlagsgesellschaft, Wien 2021, ISBN 978-3-900052-48-5

Einzelnachweise

  1. a b c Norbert Nemeth auf der Website des österreichischen Parlaments
  2. FPÖ-Kandidaten bei Begräbnis, wo SS-Treuelied gesungen wird. Abgerufen am 28. September 2024.
  3. Fabian Schmid, Colette M. Schmidt, Laurin Lorenz: FPÖ-Verhandler „gegen Antisemitismus“ stellte einst NS-Verbotsgesetz infrage. In: Der Standard. 21. Januar 2025, abgerufen am 21. Januar 2025.
  4. Oliver Pink: Norbert Nemeth: Der Olympe am Tisch mit „Metternich“. In: Die Presse. 3. November 2017, abgerufen am 28. September 2024.
  5. a b Parl.-Rat Mag. Norbert Nemeth. In: meineabgeordneten.at. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
  6. a b FPÖ: Parlamentsrat Mag. Norbert Nemeth (Memento vom 21. August 2018 im Internet Archive). Abgerufen am 24. Oktober 2017.
  7. Wolfgang Braun: Wechsel im Attersee-Kreis: FP-Parlamentsdirektor Norbert Nemeth übernimmt die liberale Denkwerkstätte der FPÖ. In: OÖNachrichten, 25. März 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
  8. Bundesparteiliste FPÖ: Nationalratswahl 2017. Abgerufen am 24. Oktober 2017.
  9. FPÖ fixierte Parlamentsklub. News, ORF.at, 2. November 2017, abgerufen am 3. November 2017.
  10. 85 neue Abgeordnete: Nationalrat rundum erneuert. NÖN, 2. November 2017, abgerufen am 3. November 2017.
  11. ÖVP und FPÖ beginnen morgen Koalitionsverhandlungen. In: Die Presse, 24. Oktober 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
  12. „Völlig freie Hand für Historiker“: FPÖ setzt Kommission ein. In: Kurier, 13. Februar 2018, abgerufen am 13. Februar 2018.
  13. FPÖ entsandte Hübner erneut in Bundeswahlbehörde. In: News, ORF.at. 30. Juli 2019, abgerufen am 31. Juli 2019.
  14. Blaue Bundesliste steht: Wer auf den Plätzen hinter Kickl gelandet ist. In: Die Presse. 24. Juli 2024, abgerufen am 24. Juli 2024.
  15. Blaues Verhandlungsteam steht, ein Mandat könnte noch wandern. In: Kleine Zeitung. 3. Oktober 2024, abgerufen am 3. Oktober 2024.
  16. Eine umstrittene Wahl (Burschenschaft „Olympia“). In: Neues von ganz rechts. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Oktober 2008, abgerufen am 6. Dezember 2024.
  17. So national wird der neue Nationalrat. Kurier, 24. Oktober 2017, abgerufen am 24. Oktober 2017.
  18. Norbert Nemeth: Festrede zum ÖPR-Burschentag 2024. In: Junges Leben. Österreichischer Pennälerring – ÖPR. Magazin für Junge und Junggebliebene, 2/2024, S. 5–7.
  19. Michael Möseneder: Prozess um SS-Treuelied bei Begräbnis: FPÖ mit Klage gegen Standard erfolgreich. In: DerStandard.at. 16. Januar 2025, abgerufen am 17. Januar 2025.
  20. SS-Treuelied bei Begräbnis: FPÖ-Klage gegen „Standard“ erfolgreich. In: Salzburger Nachrichten. 16. Januar 2025, abgerufen am 17. Januar 2025.
  21. Laurin Lorenz: SS-Lied bei Begräbnis: FPÖ-Abgeordnete verlieren Verfahren gegen Standard. In: derstandard.at. 30. Juli 2025, abgerufen am 30. Juli 2025.
  22. a b c Wer für Kurz und Strache verhandelt. derStandard.at, 25. Oktober 2017, abgerufen am 25. Oktober 2017.
  23. Klubdirektor Norbert Nemeth veröffentlichte historischen Roman. OTS, 17. Jänner 2019, abgerufen am 18. Jänner 2019.
  24. a b c d Klubdirektor – Freiheitliche Partei Österreichs. In: fpoe.at. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
  25. a b Philipp Fellinger: Deutschnationale Burschenschaften am Verhandlungstisch der Koalition. In: Oberösterreichische Nachrichten. 21. Januar 2025, abgerufen am 21. Januar 2025.
  26. Christa Zöchling: FPÖ: Der Einfluss der Burschenschafter ist größer denn je. In: Profil.at. 20. November 2017, abgerufen am 23. Januar 2025.