Nikolaus Eglinger

Nikolaus Eglinger (* 1645; † 1711)[1] war ein Schweizer Physiker und Mediziner in Basel.

Biografie

Herkunft

Die Eltern von Nikolaus Eglinger waren Hans Heinrich Eglinger (1610–1682) und Anna Herzog (1616–1689). Der Vater Hans Heinrich Eglinger war zunächst als Salzscheiber in Basel tätig, im Jahr 1646 wurde er vom Comes Palatinus Johann Jacob Grasser dem Jüngeren zum kaiserlichen Notar ernannt[2], ab 1648 war er Mitglied des Grossen Rats in Basel.

Nikolaus Eglingers Grossmutter mütterlicherseits war Veronica Ryhiner (1583–1650), sie war mit Johann Rudolf Herzog (1585–1629) verheiratet. Ein Grossonkel von Nikolaus Eglinger war Johann Friedrich Ryhiner (1574–1634),[3] ab 1630 Basler Bürgermeister, zu seiner Zeit einer der vier reichsten Bürger Basels.

Grosseltern väterlicherseits waren Werner Eglinger (J. U. L. markgräflich-badendurlachischer geheimer Rath und Oberamtmann zu Badenweiler), mit Sara Brand verheiratet. Sie war die Tochter von Bernhard Brand (1553 Vogt auf Homburg, ab 1559 Ratsherr, 1563 von Kaiser Ferdinand I. geadelt und Kauf von Schloss Wildenstein, 1570–1577 und 1591–1594 Oberstzunftmeister, 1577 Vogt auf Farnsburg).[4]

Werdegang und Wirken

Nikolaus Eglinger studierte an der Universität Basel bei Emmanuel Stupanus und Johann Bauhin.[5] Nach seiner Promotion im Jahr 1666 zum Doktor der Medizin machte Nikolaus Eglinger eine Bildungsreise nach Frankreich, England und Holland mit längerem Aufenthalt in Leiden bei François de le Boë Sylvius, der als Begründer der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin und der Klinischen Chemie gilt. Ab 1675 war er Physikus an der Universität Basel, ab 1685 lehrte er Anatomie, Theoretische und Praktische Medizin.[6] Dreimal amtierte er als Rektor der Universität Basel (1687, 1699 und 1707).[7]

Nikolaus Eglinger war u. a. Doktorvater von Johann Bernoulli. Erwähnenswert ist, dass Johann Bernoulli aus heutiger Sicht noch relativ jung war, als er die Doktorwürde erhielt (1690 lic. med., 1694 Dr. med.). Bereits 1690 veröffentlichte er seine Arbeit "Dissertatio Chymico-Physica de Effervescentia et Fermentatione"[8], er behandelte darin vom "Cartesianischen Standpunkt" aus alle Erscheinungen des Gährens und des Aufbrausens, welche beim Vermischen zweier Körper entstehen. Er stellte fest, dass beim Vermischen passive (Alkalien) und aktive (Säuren) Bestandteile entstehen und die eingeschlossene Luft "freigemacht" wird[9]. Die Arbeit wurde aus dem lateinischen ins englische übersetzt und ist online verfügbar[10]. Schon während seines Medizinstudiums interessierte sich Johann Bernoulli für die Mathematik, er wurde später zu einer europäische Berühmtheit, er war Mitglied zahlreicher Akademien (u. a. 1699 Paris, 1701 Berlin, 1712 London, 1735 St. Petersburg). Johann Bernoulli bearbeitete und verbreitete zusammen mit seinem 13 Jahren älteren Bruder Jakob Bernoulli die Infinitesimalrechnung von Leibniz, er übernahm letztendlich von seinem im Jahr 1705 verstorbenen älteren Bruder Jakob den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Basel.

Nikolaus Eglinger war zweimal verheiratet: 1. mit Rosina Mangold (1654–1680) und 2. im Jahr 1686 mit Judith Burckhardt (1666–1708), der Tochter des Basler Oberstzunftmeister Christoph Burckhardt (1631–1705).

Ein noch heute erhaltenes Porträtbild von Nikolaus Eglinger wurde von dem Kunstmaler Johann Friedrich Wettstein (1659–1744)[11] für die Basler Professorengalerie angefertigt. Das Ölgemälde wurde im Jahr 1687 von Hand auf Leinwand gemalt, hat die Abmessungen 66,5 × 57,5 cm und ist in einem goldenen Rahmen eingefasst. Das über 300 Jahre alte Porträtbild ist heute im Besitz des Museums an der Augustinergasse. Die Basler Professorengalerie ist eine bedeutende Porträtsammlung der Universität Basel, sie befindet sich in der Aula des Museums an der Augustinergasse im Zentrum von Basel.

Einzelnachweise

  1. Eglinger, Nikolaus. In: Unigeschichte seit 1460, Website der Universität Basel, abgerufen am 10. August 2024.
  2. Staatsarchiv Basel-Stadt: Hans Heinrich Eglinger[1]
  3. Samuel Schüpbach-Guggenbühl: Johann Friedrich Ryhiner. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. Januar 2010.
  4. Benno Notter: Bernhard Brand. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. Dezember 2002.
  5. Nikolaus Eglinger: Disputatio medica inauguralis de angina. Johann Jacob Decker, Academiae Typographi, Basel 1661 doi:10.3931/e-rara-18159.
  6. unigeschichte.unibas.ch: Professoren der Medizinischen Fakultät Basel 1460–1900. PDF
  7. Eglinger, Nikolaus. In: Rektoren der Universität Basel. In: Unigeschichte seit 1460, Website der Universität Basel, abgerufen am 10. August 2024.
  8. Johannes Bernoulli: Dissertatio de effervescentia et fermentatione nova hypothesi fundata. Jacob Bertschi, Basel 1690 doi:10.3931/e-rara-16316
  9. Ferdinand Rosenberger: Die Geschichte der Physik in Grundzügen. F. Vieweg und Sohn, Braunschweig 1882, S. 275; Internet Archive
  10. Johan Bernoulli, Paul G. J. Maquet, August Ziggelaar: Dissertatio de Effervescent Et Fermentatione. American Philosophical Society, 1997, S. 35 ff. (google.com).
  11. BBB: Porträtmaler Johann Friedrich Wettstein