Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń
| Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń | |
|---|---|
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| Gründung | 1945 |
| Trägerschaft | staatlich |
| Ort | Toruń, Polen |
| Rektor | Andrzej Sokala[1] |
| Studierende | 17.849[2] (12/2023) |
| Mitarbeiter | ca. 4.000[3] |
| davon Professoren | 242[3] |
| Website | www.umk.pl |
Nicolaus-Copernicus-Universität Toruń (polnisch: Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu, lateinisch: Universitas Nicolai Copernici), gegründet 1945, ist eine öffentliche Forschungsuniversität in Toruń, Polen. Sie ist nach Nikolaus Kopernikus, dem Renaissance-Astronomen und Mathematiker, benannt, der 1473 in Toruń geboren wurde und dessen Formulierung des heliozentrischen Modells des Sonnensystems als Meilenstein in der Entwicklung der modernen Wissenschaft gilt. Ihre Tätigkeit knüpft sowohl an das Lebenswerk und die Haltung ihres Namensgebers als auch an das akademische Erbe der ehemaligen Stefan-Batory-Universität in Vilnius und der Johannes-Kasimir-Universität in Lwiw an.[4]
Die Universität umfasst über 17 Fakultäten, darunter Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Physik, Astronomie und Informatik, Mathematik und Computerwissenschaften, Recht und Verwaltung, Wirtschaftswissenschaften und Management, Politikwissenschaft und Internationale Studien, Philosophie und Sozialwissenschaften, Geschichte, Sprachen und Angewandte Linguistik, Polnische Philologie, Bildende Kunst, Erziehungswissenschaft sowie Theologie. Hinzu kommt das Ludwik-Rydygier-Collegium Medicum in Bydgoszcz, das die Fakultäten Medizin, Pharmazie und Gesundheitswissenschaften umfasst.
Die UMK wurde im Rahmen der polnischen Exzellenzinitiative als Führende Forschungsuniversität ausgezeichnet und war die erste polnische Institution, die von der Europäischen Kommission das HR-Excellence-in-Research-Siegel erhielt.[5]
Die Forschung in Astronomie und Astrophysik ist ein besonderes Profilfeld. Die Piwnice-Sternwarte, gelegen bei Toruń, betreibt ein 32-Meter-Radioteleskop – eines der größten in Mitteleuropa –, das in internationalen Kooperationen in der Radioastronomie, Astrophysik und Weltraumforschung genutzt wird.[6] In der Medizin zählt das Collegium Medicum seit einigen Jahren zu den drei führenden medizinischen Fakultäten Polens, was sich in nationalen Prüfungsergebnissen und akademischen Auszeichnungen widerspiegelt.[7][8][9]
Institutionell ist die UMK Mitglied des Young European Research Universities Network (YERUN), dem auch Universitäten wie die Universität Ulm, die Université Paris-Dauphine, die Universität Paris III, die Universität Maastricht und die Universität Antwerpen angehören.[10]
In nationalen Bewertungen wird die UMK regelmäßig unter den führenden Universitäten Polens geführt. Im Unirank 2025 belegte sie den 6. Platz landesweit. Im Shanghai Ranking 2025 wurde sie auf dem 5. Platz unter den polnischen Universitäten eingestuft.[11][12]
Zu den bekannten Absolventen der Universität zählen der Dichter und Essayist Zbigniew Herbert, der seit den 1960er-Jahren mehrfach für den Nobelpreis für Literatur nominiert wurde und dessen Werke in 38 Sprachen übersetzt wurden;[13] die humanitäre Aktivistin und Europaabgeordnete Janina Ochojska, Gründerin der Polnischen Humanitären Aktion;[14] der Astronom Aleksander Wolszczan, Entdecker der ersten bestätigten Exoplaneten;[15] der Jurist Piotr Hofmański, ehemaliger Präsident des Internationalen Strafgerichtshofs;[16] der Musiker Grzegorz Ciechowski, eine führende Figur der polnischen Rockmusik und zehnfacher Fryderyk-Preisträger;[17] sowie der Politiker Sławomir Mentzen, Unternehmer, Vorsitzender der Partei Konfederacja und Präsidentschaftskandidat 2025.[18]
Das akademische und kulturelle Leben der Universität ist in die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende historische Altstadt von Toruń eingebettet, was ihr eine besondere europäische Identität verleiht.[19]
Geschichte
Die Anfänge des Hochschulwesens in Toruń
Die erste Hochschuleinrichtung in Torun, das Akademische Gymnasium Toruń, wurde 1568 in der Piekary-Straße gegründet. Es war eine der ersten Universitäten in Nordpolen. Das Akademische Gymnasium war der Vorläufer des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens (einschließlich des ersten Museums, das 1594 gegründet wurde) in der Region. Dank der Bemühungen von Heinrich Stroband, dem Bürgermeister der Stadt im Jahr 1594, erhielten die Akademiker in Toruń gute Arbeitsbedingungen für Lehre und Forschung. Unter seinen Professoren im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert waren verdienstvolle Gelehrte der polnischen und preußischen Geschichte, Autoren von Lehrbüchern und Abhandlungen aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen und Mitarbeiter wissenschaftlicher Zeitschriften.
Die Gründung der Universität in moderner Form begann im neunzehnten Jahrhundert. Während der Teilungen Polens plante die preußische Regierung die Gründung einer Theologischen Universität, die auch juristische und ökonomische Fakultäten umfassen sollte, leider kam dieses Projekt nicht zustande.
In der Zwischenkriegszeit bemühte sich die Stadtverwaltung von Toruń erneut um die Gründung einer Universität. Bald nach dem Anschluss Pommerns an das wiedergeborene Polen im Jahr 1920 begann eine neue Phase der Bemühungen um die Entwicklung der Universität. Bereits vor 1920 hatte der Oberster Volksrat den Vorschlag erwogen, in den von Preußen annektierten polnischen Gebieten höhere Bildungseinrichtungen an der Universität Danzig und in Toruń zu errichten. Die politischen Entwicklungen und die ungewisse Zukunft Pommerns veranlassten die Führung des Rates jedoch, den Beschluss des Sejms vom Dezember 1918 zu akzeptieren, Toruń als Standort für eine neue Universität zu vernachlässigen und stattdessen den Aufbau einer Universität in Poznań voranzutreiben.
Im Jahr 1920 wurde die erste Erklärung zur Gründung einer Universität im November von der Nationalen Arbeiterpartei vorgelegt, deren Mitglieder den in Toruń geborenen Nikolaus Kopernikus zum Namenspatron der Universität wählten. Zu diesem Zweck wurde eine Reihe von Bildungsgesellschaften, wie das Baltische Institut (das später nach Gdynia und dann nach Gdańsk verlegt wurde) und andere in der Stadt gegründet.
Schließlich wurde 1938 beschlossen, die Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń als Zweigstelle der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań zu gründen; die Arbeit sollte Anfang 1940 aufgenommen werden. Dieses Programm wurde jedoch durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Erst 1947 (zwei Jahre nach der Gründung der Nikolaus-Kopernikus-Universität) enthüllte Prof. Karol Górski, dass es vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs einen genehmigten Plan gab, 1940 eine Fernabteilung der Universität Poznań in Toruń zu eröffnen, um Geisteswissenschaften und Theologie zu unterrichten.
Fakultäten

Derzeit gibt es an der UMK 14 Fakultäten:
- Fakultät für Biologie und Geowissenschaften (1951)
- Fakultät für Chemie (1993)
- Philologische Fakultät (1999)
- Humanistische Fakultät (1945)
- Fakultät für Physik und Astronomie (1993)
- Fakultät für Schöne Künste (1945)
- Fakultät für Mathematik und Informatik (1993)
- Wirtschaftswissenschaftliche und betriebswirtschaftliche Fakultät (1978)
- Fakultät für historische Wissenschaften (1993)
- Rechtswissenschaftliche Fakultät (1945)
- Fakultät für Theologie (2001)
- Fakultät für Gesundheitswissenschaften (2002)
- „Collegium Medicum“ Medizin Fakultät (1975) Bydgoszcz
- Pharmaceutische Fakultät (1987)
mit 33 Studiengängen (der neuste ist der Studiengang Europäische Studien ab 2004). Sie hat über 30.000 Studenten in verschiedenen Studiengängen. Es gibt 4315 Mitarbeiter, darunter 2211 wissenschaftliche Mitarbeiter, von denen 242 den Professorentitel führen.[3]
Studiengänge, die von den Einrichtungen angeboten werden
- Kürzere/mittlere Hochschulabschlüsse
- Erster Hauptabschluss auf Hochschulniveau
- Fortgeschrittenes Studium/Postgraduiertenstudium
- Doktorat
- Hochschul-/Promotionsstudium

Diplome und Abschlüsse
- Licentiate (3 Jahre Grundstudium. Äquivalent zum Bachelor of Science oder Bachelor of Arts)
- Ingenieur (3 oder 3,5 Jahre technischer Abschluss, entspricht dem Bachelor of Engineering)
- Magister (5 Jahre Abschluss, entspricht einem studiengangsbezogenen Master-Studiengang)
- Ph.D.-Abschluss
- Habilitierter Doktorgrad.
Rankings
Im Jahr 2017 wurde die Universität von Times Higher Education weltweit im Bereich von 801-1000 eingestuft.
Internationale Zusammenarbeit
- Universität Padua – Italien
- Universität Ferrara – Italien
- Universität La Sapienza – Italien
- Universität Oldenburg – Deutschland
- Universität Göttingen – Deutschland
- Universität Bamberg, – Deutschland
- Universität Rostock – Deutschland
- Universität Greifswald – Deutschland
- Universität der Bundeswehr München – Deutschland
- Universität Angers – Frankreich
- Nottingham Trent University – Vereinigtes Königreich
- Dominikanische Universität – USA
- Cranfield University – Vereinigtes Königreich
Nennenswerte Absolventen
- Piotr Pawel Bojanczyk (* 1946), ehemaliger nationaler Meister im Eistanz
- Iwona Chmielewska (* 1960), Autorin und Illustratorin
- Zbigniew Herbert (1924–1998), Dichter
- Maciej Konacki (* 1972), Astronom
- Mariusz Lemańczyk (* 1958), Mathematiker
- Zbigniew Nowek (* 1959), ehemaliger Leiter des Polnischen Geheimdienstes
- Janina Ochojska (* 1955), Astronomin, Humanistin und Sozialaktivistin
- Andrzej Person (* 1951), Senator und bekannter Sportjournalist
- Marcin Romanowski (* 1976), Jurist und Politiker (PiS)
- Jan Rompsczi (1913–1969), Dichter und Ethnograf
- Janusz Leon Wiśniewski (* 1954), Wissenschaftler und Schriftsteller
- Aleksander Wolszczan (* 1946), Astronom
- Jacek Yerka (* 1952), Maler
- Tomasz Zaboklicki (* 1958), Vorstandsvorsitzender der PESA SA
Weblinks
- Literatur von und über Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website der Universität Toruń
- Offizielle Website – „Collegium Medicum“ Nikolaus-Kopernikus-Universität Bydgoszcz
- Offizielle Forum – UMK Community
Einzelnachweise
- ↑ https://www.umk.pl/uczelnia/wladze/rektorzy/#A1
- ↑ Hochschulbildung im Studienjahr 2023/24. Statistisches Hauptamt, abgerufen am 30. Juni 2024 (polnisch).
- ↑ a b c UMK w liczbach. Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu, abgerufen am 2. Mai 2017.
- ↑ History of Nicolaus Copernicus University. Nicolaus Copernicus University, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Excellence Initiative – Research University. Nicolaus Copernicus University, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Piwnice Astronomical Observatory. In: astro.umk.pl. Nicolaus Copernicus University, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Nasi absolwenci i studenci najlepsi w wiosennej edycji LEK-u. In: rekrutacja.cm.umk.pl. Collegium Medicum UMK, 2023, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Wyniki LEK – statystyki. In: cem.edu.pl. Centrum Egzaminów Medycznych, 2023, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Złota Łopatka dla UMK. In: cm.umk.pl. Collegium Medicum UMK, 2023, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Nicolaus Copernicus University in Toruń. In: YERUN. Young European Research Universities Network, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Nicolaus Copernicus University in Toruń Ranking. unirank.org, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Nicolaus Copernicus University – Shanghai Ranking 2025. ShanghaiRanking Consultancy, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Zbigniew Herbert – Culture.pl. Adam Mickiewicz Institute, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Janina Ochojska. janinaochojska.pl, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Aleksander Wolszczan. Penn State University, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Piotr Hofmański elected President of the ICC. International Criminal Court, 2021, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Grzegorz Ciechowski – Culture.pl. Adam Mickiewicz Institute, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Sławomir Mentzen – Konfederacja. Konfederacja, abgerufen am 2. September 2025.
- ↑ Medieval Town of Toruń. UNESCO, abgerufen am 2. September 2025.
