Nieszczyce

Nieszczyce (Nistiz)
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Nieszczyce (Nistiz) (Polen)
Nieszczyce (Nistiz) (Polen)
Nieszczyce (Nistiz)
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Lubin
Gmina: Rudna
Geographische Lage: 51° 33′ N, 16° 24′ O
Einwohner: 345
Postleitzahl: 59-305
Telefonvorwahl: (+48) 76
Kfz-Kennzeichen: DLU
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Verwaltung
Webpräsenz: rudna.pl/nieszczyce/
Herrenhaus

Nieszczyce (deutsch Nistiz) ist ein Dorf und ehemaliges Rittergut mit 345 Einwohnern[1] (nach Volkszählung im März 2011: 399 Einwohner)[2] in der Landgemeinde Rudna im Powiat Lubiński der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Geographie

Nieszczyce liegt westlich der Oder, etwa 27 Kilometer nordöstlich von Lubin (deutsch Lüben), ca. 30 Kilometer südöstlich von Głogów (Glogau) und ca. 80 Kilometer nordwestlich von Breslau.

Verkehr

Nieszczyce befindet sich an der Weggabelung von Chobienia (Köben an der Oder) nach Kębłów (Kammelwitz) und Brodowice (Brödelwitz). Die 64 Kilometer lange Droga wojewódzka 323 und die 106 Kilometer lange Droga wojewódzka 292 werden am Rand von Nieszczyce zusammengeführt. Über die 33 Kilometer lange Droga wojewódzka 334 und anderen Straßen kann man von Moczydlnica Dworska (Herrnmotschelnitz) nach Nieszczyce reisen.

Geschichte

Die Ursprünge des polnischen und des deutschen Dorfnamens (Nieszczyce bzw. Nistiz) sind unklar. Nach Heinrich Adamy leitet sich „Nistitz“ vom slawischen Niski für ‚Niedriger Ort‘ ab.[3] Nach anderen ist der Ortsname „nicht geklärt“.[1][4]

Im Breslauer Zehntregister Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis das zwischen 1295 und 1305 beziehungsweise während der Zeit des Bischofs Heinrich von Würben verfasst wurde, wird das Dorf Nesticz genannt. Weitere Schreibweisen des Dorfnamens waren: Nesticz (um 1305), Nisticz (1473, 1485, 1524, 1544), Niswiz (1670), Niswitz, Villa Nieswitz (1679), Nisitiz (1678), von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945 deutsch Nistitz, danach polnisch Nieszczyce.[4]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nestitz 1305. Etwa ab dem 15. Jahrhundert sind in den Quellen „Besitzer“ des „Gutes Nieszczyce“ belegt. Beispielsweise wird Nicol Seher Tasse im Jahre 1496 als Besitzer greifbar, der damals seiner Frau das Gut Nisticz vererbte, welches 1503 sein Sohn Hannus übernehmen sollte.[5][A 1] Spätestens im 18. Jahrhundert wird Nestitz als Adelssitz in den Urkunden erwähnt. Zu den Besitzern/Verwaltern/Inspektoren gehörten folgende Familien und Personen (Auswahl):[1][4]

  • von Kottwitz (vor 1638, 1670, 1688, 1791)
  • von Seydlitz (nach 1638)
  • Grafen von Dyhrn (1765)
  • von Luck (1814)
  • Kaufmann Puckelt (1830)
  • Kammerschreiber, Oberamtsmann Moritz Schwarz (1842, 1845)
  • Friedrich von Katzeler (1876)
  • Carl Genlig (ca. 1886)
  • Familie Weber, insbesondere Eduard Friedrich Weber, Konsul in Hamburg (ca. 1891–1905) und dessen Erben (ca. 1912–1921, ca. 1926–1937)

Im Jahre 1791 wurden drei Höfe mit dem Landgut in Nestitz verbunden (zwei im Dorf und das Buschvorwerk [Krzewy] dahinter). In den Jahren 1905 bis 1912 wurden die Güter in Nestitz und Radschütz (Radoszyce) zusammengelegt (mit Sitz in Radschütz); in den Jahren 1912 bis 1937 erfolgte mindestens eine weitere Zusammenlegung zu den Gütern zu Nestitz.[4]

Nistitz gehörte zeitweise zum Kreis Steinau im Regierungsbezirk Breslau[A 2] und zum Landkreis Wohlau; das Amtsgericht für Nistitz war in Steinau, das Bezirkskommando in Wohlau und das Standesamt in Kammelwitz (Kębłów).

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Nestitz mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es in Nieszczyce umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden, soweit sie nicht vorher geflohen waren, vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.

Von 1975 bis 1998 gehörte Nieszczyce zur Woiwodschaft Legnica (Liegnitz).

Einwohnerentwicklung

„Nistiz“ wurde 1791 in den Beyträge(n) zur Beschreibung von Schlesien erwähnt. Für dieses Jahr sind belegt: „ein herrschaftliches Schloß, drei Vorwerke, wovon eines außerhalb des Dorfes liegt, eine Schule, sechs Frey- 13 Dreschgärnter, ein Häusler, zwei Windmühlen, vier andere Häuser zusammen 33 Feuerstellen und 218 Seelen“.[6]

Bevölkerungsentwicklung[4]
Jahr Einwohner Anmerkungen
1791 218 (31 bzw. 33 Feuerstellen)
1830 270 34
1845 297 35
1867 178 (Dorf)
122 (Rittergut)
34
1874 183 (Dorf)[7]
107 (Rittergut)[7]
  • Dorf: zwei Wohnplätze, 34 Wohngebäude; zwei Einzelne, 42 Familien; 90 männlich, 93 weiblich; ortsgebürtig 98; evangelisch 179, katholisch vier; unter zehn Jahren 51; über zehn Jahren können lesen/schreiben 120[7]
  • Rittergut: zwei Wohnplätze, neun Wohngebäude; zwei Einzelne, 25 Familien; 51 männlich, 56 weiblich; gebürtig 24; evangelisch 96, katholisch 11; unter zehn Jahren 18; über zehn Jahren können lesen/schreiben 79[7]
1887 160 30
1898 145 28
1908 132 27
1934 311
1939 283[8] (81 Haushalte)[8]
2011 399[2]
2020 345[1]

Sehenswürdigkeiten

  • Gutshofanlage (mit Gutshof, Bauernhof, Wohngebäude, Park u. a.) aus dem 18. Jahrhundert (1800, 1840, umgebaut 1923),
  • Naturpark, Denkmalregisternummer 623/L
Commons: Nieszczyce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Nieszczyce. rudna.pl, 21. Dezember 2020, abgerufen am 15. Februar 2022 (polnisch).
  2. a b GUS: Ludność - struktura według ekonomicznych grup wieku. Stan w dniu 31.03.2011 r.
  3. Heinrich Adamy: Die schlesischen Ortsnamen, ihre Entstehung und Bedeutung ein Bild aus der Vorzeit. Breslau, 1888/1889. S. 32
  4. a b c d e Tomasz Mietlicki: Niederschlesien - die Erbschaft der Vergangenheit in Denkmälern verewigt. Nieszczyce - Kreis Lubin / vor 1945 Nistitz - Kreis Wohlau. www.glogow.pl, abgerufen am 15. Februar 2022 (polnisch).
  5. Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß, Eckart Freiherr von Seherr-Thoß: Seherr-Thoß, Freiherren und Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 165–167 (Digitalisat).
  6. Johann Ernst Tramp: Beyträrge zur Beschreibung von Schlesien. 10. Band. Brieg, 1791. S. 422.
  7. a b c d Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung: nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 / 5: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Berlin, Verlag des Königl. Statist. Bureaus, 1874. S. 58-59. Scan: 70-71; 60-61. Scan: 72-73 (urn:nbn:de:bvb:12-bsb11182550-0)
  8. a b Fritz R. Barran; Landsmannschaft Schlesien (Herausgeber). Städte-Atlas Schlesien. Rautenbergverlag. Würzburg 2002, ISBN 3-8003-3052-0, S. 333

Anmerkungen

  1. Für das Geschlecht der Seherr-Thoß gibt es über die Jahrhunderte keine einheitliche Namensschreibweise. Seine Mitglieder hießen Ser; Seer; Serer; Sehren; Seryn; Zerin; Seher; Sehr; Seherr, später mit Doppelnamen aus ‚Seherr‘ und ‚Tasse‘ (Tase, Tassen, Thoß) zum Beispiel Seherr und Thoß; Seherr von Thoß; Seherr-Thoß; Scherr-Thoß; Seherr Tasse; Seren, Tassen genannt und anderes mehr.
  2. Der Kreis Steinau war ein preußischer Landkreis in der Provinz Schlesien. Er bestand vom 1. Mai 1816 bis zur Zusammenlegung mit dem Kreis Wohlau am 1. Oktober 1932.