Nicola Denis
Nicola Denis (* 1972 in Celle) ist eine deutsche Literaturübersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin.
Werdegang
Nicola Denis wuchs im niedersächsischen Celle auf. Nach einem Sprachaufenthalt in Paris 1991/1992 studierte sie in Köln Germanistik, Kunstgeschichte und Romanistik. In ihrer Magisterarbeit befasste sie sich 1997 mit verschiedenen Übersetzungen von Molières „Le Misanthrope“. Daran anknüpfend folgte 2001 die Promotion mit einer komparatistischen Arbeit zur Übersetzungsgeschichte: „Tartuffe in Deutschland“.[1]
Seit 2002 arbeitet Denis als Übersetzerin aus dem Französischen. Ihr Spektrum reicht von Autorinnen und Autoren des 19. Jahrhunderts (Alexandre Dumas, Honoré de Balzac) bis zur Gegenwart (Sylvain Tesson, Olivier Guez, Philippe Lançon, Éric Vuillard). Für ihre Übersetzungen erhielt sie 2021 den Prix lémanique de la traduction[2] und 2023 den Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis.[2] Sie lebt mit ihrer Familie in Frankreich.
Seit 2017 lehrt sie bei der Online-Akademie der BücherFrauen; 2021 an der Universität Basel, 2021/22 als DÜF-Gastdozentin in Mannheim sowie 2022/23 und 2023/24 im FLÜ-Programm der Universität Göttingen.
Ihr Romandebüt „Die Tanten“ erschien im August 2022 bei Klett-Cotta.[3] Der zweite Roman „Wo die Kaffeekirschen leuchten“ folgte im Februar 2026 bei der Friedenauer Presse.[4] Denis ist Mitglied des Verbands deutschsprachiger Übersetzer*innen (VdÜ) und der BücherFrauen. Seit 2024 gehört sie der „Commission extraduction“ des französischen „Centre national du livre“ an. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit gibt sie Radio- und Literaturinterviews[5][6] und ist regelmäßig bei Literaturauftritten und -gesprächen vertreten.[7]
Bibliographie
Belletristik (Übersetzungen, Auswahl)
- Cédric Sapin-Defour: Sein Geruch nach dem Regen, Berlin: Suhrkamp 2025.
- Jean-Noël Orengo: Der Architekt und sein Führer, Hamburg: Rowohlt 2025.
- Sylvain Tesson: Mit den Feen. Eine Segelreise über die keltischen Meere, Hamburg: Rowohlt 2025.
- Sacha Bourgeois-Gironde: Briefe an Mano. Orang-Utan im Berliner Zoo, Berlin: Matthes & Seitz 2025.
- Benjamin Dittmann-Bieber, Christian Driesen (Hg.): Die Sürrealistische Revolution. Heft 6, Hamburg: Textem 2025.
- Honoré de Balzac: Das unbekannte Meisterwerk, Mainz: Golden Luft 2025.
- Sylvain Tesson: Weiß, Hamburg: Rowohlt 2023.
- Adèle Rosenfeld: Quallen haben keine Ohren, Berlin: Suhrkamp 2023.
- Éric Vuillard: Ein ehrenhafter Abgang, Berlin: Matthes & Seitz 2023.
- Joachim Schnerf: Das Cabaret der Erinnerungen, München: Kunstmann 2023.
- Sylvain Tesson: Notre-Dame de Paris. Oh Königin der Schmerzen, Berlin: Friedenauer Presse 2023.
- Thomas Clerc: Interieur, Berlin: Matthes & Seitz 2022.
- Honoré de Balzac: Cousine Bette. Die Rache einer Frau, Berlin: Matthes & Seitz 2022.
- Olivier Guez: Lob des Dribblings, Berlin: Aufbau 2022.
- Abigail Assor, So reich wie der König, Berlin: Suhrkamp 2022.
- Sylvain Tesson: Der Schneeleopard, Hamburg: Rowohlt 2021.
- Marie-Claire Blais: Drei Nächte, drei Tage, Berlin: Suhrkamp 2020.
- Santiago Amigorena: Kein Ort ist fern genug, Berlin: Aufbau Verlag 2020.
- Éric Vuillard: Der Krieg der Armen, Berlin: Matthes & Seitz 2020.
- Ginette Kolinka: Rückkehr nach Birkenau. Wie ich überlebt habe, Berlin: Aufbau Verlag 2020.
- Marina Zwetajewa: Mein weiblicher Bruder, in: Ausgewählte Werke „Lichtregen“ – Band 2, Essays und Erinnerungen. Hg. und mit einem Nachwort v. Ilma Rakusa, Berlin: Suhrkamp 2020, S. 709–726.
- Olivier Guez: Koskas und die Wirren der Liebe, Berlin: Aufbau Verlag 2020.
- Philippe Lançon: Der Fetzen, Stuttgart: Tropen (Klett-Cotta) 2019.
- Éric Vuillard: 14. Juli, Berlin: Matthes & Seitz 2019.
- Joachim Schnerf: Wir waren eine gute Erfindung, München: Kunstmann 2019.
- Vincent Munier, Sylvain Tesson: Zwischen Fels und Eis. Auf den Spuren der letzten Schneeleoparden in Tibet, München: Knesebeck 2019.
- Olivier Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele, Berlin: Aufbau Verlag 2018.
- Reli Alfandari Pardo: Leben, um zu überleben. Hg. v. Brigitte van Kann und mit einem Nachwort von Magdalena Saiger, Wuppertal: Arco Verlag 2018.
- Éric Vuillard: Die Tagesordnung, Berlin: Matthes & Seitz 2018.
- Éric Vuillard: Traurigkeit der Erde, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
- Jean-Loup Trassard: Keimruhe. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
- Olivia Rosenthal: Überlebensmechanismen in feindlicher Umgebung, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
- Honoré de Balzac: Ursule Mirouët. Mit Anmerkungen versehen von Nicola Denis. Mit einem Nachwort von Bernd Kortländer, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
- Albena Dimitrova: Wiedersehen in Paris, Berlin: Wagenbach 2016.
- Éric Vuillard: Kongo, Berlin: Matthes & Seitz 2015.
- Éric Vuillard: Ballade vom Abendland, Berlin: Matthes & Seitz 2014.
- Pierre Mac Orlan und Gus Bofa: U–713 oder die Unglücksritter. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort, Berlin: Matthes & Seitz 2014.
- Sylvain Tesson: Kurzer Bericht von der Unermesslichkeit der Welt, NATURKUNDEN Nr. 6, Berlin: Matthes & Seitz 2013.
- Alexandre Dumas: Schiffbrüche. Wahre Geschichten. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort. Mit einem Text von Volker H. Altwasser, Berlin: Matthes & Seitz 2012.
Essay (Übersetzungen, Auswahl)
- Pauline Harmange: Ich muss darüber sprechen. Die Geschichte meines Schwangerschaftsabbruchs, Hamburg: Rowohlt 2023.
- Vinciane Despret: Wie der Vogel wohnt, Berlin: Matthes & Seitz 2022.
- Delphine Horvilleur: Mit den Toten leben, Berlin: Hanser Berlin 2022.
- Pauline Harmange: Ich hasse Männer, Hamburg: Rowohlt 2020.
- Delphine Horvilleur: Überlegungen zur Frage des Antisemitismus, Berlin: Hanser Berlin 2020.
- Philippe Muray: Das Reich des Guten, Berlin: Matthes & Seitz 2020.
- Bérengère Viennot: Die Sprache des Donald Trump, Berlin: Aufbau Verlag 2019.
- Anne Dufourmantelle: Lob des Risikos. Ein Plädoyer für das Ungewisse, Berlin: Aufbau Verlag 2018.
- Jean-Claude Michéa: Das Reich des kleineren Übels. Über die liberale Gesellschaft, Berlin: Matthes & Seitz 2014.
- Philippe Muray: Céline. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort, Berlin: Matthes & Seitz 2012.
- Michel Terestchenko: Der dünne Putz Menschlichkeit, Berlin: Matthes & Seitz 2012.
Veröffentlichungen als Autorin
- Wo die Kaffeekirschen leuchten, Berlin: Friedenauer Presse 2026.
- Die Tanten, Stuttgart: Klett-Cotta 2022.[8][9][10]
- Tartuffe in Deutschland. Molières Komödie in Übersetzungen, in der Wissenschaft und auf der Bühne vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (Literatur – Kultur – Medien 2), Münster: LIT 2002.
Auszeichnungen
- Für ihre Übersetzungen erhielt Nicola Denis zahlreiche Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds.
- 2018: Shortlist-Nominierung (mit Éric Vuillard: Die Tagesordnung) für den Internationalen Literaturpreis des HKW.[11]
- 2021: Prix lémanique de la traduction.[12]
- 2023: Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis.[13]
- 2024: Prix PREMIERE #4 (mit Adèle Rosenfeld) für „Quallen haben keine Ohren“; Shortlist Internationaler Literaturpreis des HKW (mit „Quallen haben keine Ohren“).[14]
Einzelnachweise
- ↑ Tartuffe in Deutschland. Abgerufen am 9. November 2021.
- ↑ a b Nicola Denis Übersetzungen Französisch – Deutsch. Abgerufen am 9. November 2021.
- ↑ SWR2: „Die Tanten", Nicola Denis. 5. November 2022, abgerufen am 17. September 2023.
- ↑ Matthes Seitz Berlin: Wo die Kaffeekirschen leuchten. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ deutschlandfunk.de: Nicola Denis über: Titiou Lecoq: "Balzac und ich". 10. Dezember 2024, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ deutschlandfunk.de: Nicola Denis zu Cédric Sapin-Defour: "Sein Geruch nach dem Regen". 20. August 2025, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Nicola Denis traductions français – allemand. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Die Tanten von Nicola Denis. Archiviert vom am 15. November 2023; abgerufen am 1. September 2025 (deutsch).
- ↑ Lesebericht: Nicola Denis, Die Tanten. Archiviert vom am 9. November 2023; abgerufen am 1. September 2025 (deutsch).
- ↑ Andreas Babel: Cellerin Nicola Denis bringt Buch "Die Tanten" heraus. 29. August 2025, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Haus der Kulturen der Welt: Die Tagesordnung. 28. Mai 2018, abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Preisverleihung | Prix lémanique de la traduction 2021. Abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Nicola Denis erhält den Eugen Helmlé-Übersetzerpreis 2023 . Nachricht auf suhrkamp.de. Archiviert vom am 11. März 2024; abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Quallen haben keine Ohren | HKW Haus der Kulturen der Welt. Abgerufen am 1. September 2025.