Nico Marchetti

Nico Marchetti (* 19. Februar 1990 in Wien) ist ein österreichischer Politiker der Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Er war Landesobmann der Jungen Volkspartei Wien, seit dem 9. November 2017 ist er Abgeordneter zum Nationalrat und Bildungssprecher der ÖVP.[1] Seit 28. Februar 2025 ist er Generalsekretär seiner Partei.
Leben
Marchetti wuchs in Wien-Favoriten auf, nachdem seine Eltern kurz zuvor aus Kärnten dorthin gezogen waren. Zunächst besuchte er das lokale Gymnasium und wechselte später an die Vienna Business School, an der er auch maturierte. Heute lebt Nico Marchetti im Sonnwendviertel und studiert an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Er ist Ehrenmitglied der KStV Rhenania Wien im MKV. Nico Marchetti ist bekennend homosexuell und heiratete im April 2025 seinen Lebensgefährten.[2][3][4][5]
Bundesschulsprecher
Noch während seiner Schulzeit wurde Marchetti für die Schülerunion zum Landes- und Bundesschulsprecher gewählt und somit das erste Mal politisch aktiv. In seiner Amtszeit fand einer der größten Schülerstreiks der Zweiten Republik mit bis zu 60.000 Demonstranten in ganz Österreich statt, um die Abschaffung der schulautonomen Tage zu verhindern.[6] Ebenso rief Marchetti zum Boykott des PISA-Tests als Druckmittel für die Umsetzung von Reformen in der österreichischen Schulpolitik auf, wofür der damalige Schüler zivil- und strafrechtliche Klagen des den PISA-Test durchführenden BIFIE hinnehmen musste, die letztendlich jedoch fallengelassen wurden.[7][8]
Politik
Marchetti wurde bei der Bezirksvertretungswahl 2015 in Favoriten zum Bezirksrat gewählt und übte auch die Funktion des Klubobmanns in der Bezirksvertretung aus. Diesem Gremium gehörte er bis 2020 an. Ebenfalls von 2015 bis 2021 war er Landesobmann der Jungen Volkspartei Wien als Nachfolger von Dominik Stracke. 2017 wurde Marchetti einstimmig zum Bezirksparteiobmann der ÖVP Favoriten gewählt.[9][10] Im Mai 2022 stellte sich Marchetti erfolgreich der Wiederwahl zum Bezirksparteiobmann, mit einem Ergebnis von 99 Prozent.[11]
Bei der Nationalratswahl 2017 trat Marchetti als Spitzenkandidat der ÖVP im Wahlkreis Wien-Süd an. Er erreichte dort 1385 Vorzugsstimmen.[12] Die ÖVP konnte bei dieser Wahl ein Mandat in diesem Wahlkreis erreichen, wodurch Marchetti als Abgeordneter in den Nationalrat einziehen konnte. Bei der Nationalratswahl 2019 gelang ihm neuerlich der Einzug in den Nationalrat mit 1408 Vorzugsstimmen.[13] 2024 zog Marchetti auf Platz 2 der Landesliste der Wiener Volkspartei wieder in den Nationalrat ein und konnte mit 1363 Vorzugsstimmen die meisten Stimmen eines ÖVP Kandidaten im Landeswahlkreis verbuchen. Im Regionalwahlkreis Wien Süd erhielt Marchetti 1751 Vorzugsstimmen.[14]
In der derzeitigen Legislaturperiode ist der Jungpolitiker Mitglied in drei Ausschüssen. Neben seinem Kernthema Bildung mit dem Bildungsausschuss, setzt er sich auch für Gleichbehandlung und außenpolitische Themen ein.[15]
Im Oktober 2021 wurde Harald Zierfuß zu seinem Nachfolger als Landesobmann der Jungen ÖVP Wien gewählt.[16]
Am 28. Februar 2025 wurde er Generalsekretär der ÖVP, nachdem sein Vorgänger Alexander Pröll zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt berufen wurde.[17]
Kritik
Im August 2025 erklärte Nico Marchetti, dass die „Bundesregierung der Anwendung von Scharia-Regeln in Österreich dauerhaft einen Riegel vorschieben“ werde und forderte im Zivilrecht eine Reform. Paul Oberhammer, Professor für Zivilverfahrensrecht an der Uni Wien kritisierte diese Forderung und warnte, dass eine solche Reform dem österreichischen Wirtschaftsstandort schaden würde, wenn aus populistischer Absicht Einschränkungen gemacht werden, die sachlich nicht begründet seien. Zudem würde man solche Regelungen nur aus autoritär regierten Staaten kennen.[18]
Weblinks
- nico-marchetti.at
- Nico Marchetti auf der Website des österreichischen Parlaments
- Nico Marchetti auf www.meineabgeordneten.at
Einzelnachweise
- ↑ Nico Marchetti - Bereichssprecher Bildung. Abgerufen am 9. April 2025.
- ↑ Türkis-Grüne lesbische und schwule Abgeordnete: Parteiinteressen wichtiger als Diskriminierungsschutz
- ↑ So queer war das Parlament noch nie!
- ↑ Schwuler ÖVP-Mandatar marschiert bei Pride, Radio Wien, 5. Juni 2021. Abgerufen am 21. Oktober 2021
- ↑ Freiheitliche Partei Österreichs: ÖVP-Generalsekretär überrascht im Parlament: Homosexuellen-Ehe sei “konservativ”. 30. April 2025, abgerufen am 9. Juni 2025.
- ↑ Statt Schulbank drücken auf der Straße: 60.000 Teilnehmer bei großem Schülerstreik. Abgerufen am 30. November 2017.
- ↑ Schülervertreteung will PISA-Boykott. Abgerufen am 30. November 2017.
- ↑ Nico Marchetti « Elmar Leimgruber. Abgerufen am 24. Oktober 2017.
- ↑ Nico Marchetti: „Ein cooles neues Team für Favoriten“ in Bezirkszeitung, abgerufen am 23. Oktober 2017
- ↑ ÖVP Wien: Nico Marchetti zum neuen Bezirksparteiobmann in Favoriten gewählt. In: OTS.at. (ots.at [abgerufen am 24. Oktober 2017]).
- ↑ Favoritner VP-Wahl: Parteichef Nico Marchetti wurde wiedergewählt - Favoriten. 23. Mai 2022, abgerufen am 9. April 2025.
- ↑ Nationalratswahl 2017 in Wien. Vorzugsstimmen - Endergebnis der Landeswahlbehörde. Abgerufen am 30. November 2017.
- ↑ Nationalratswahl 2019 in Wien. Vorzugsstimmen - Endergebnis der Landeswahlbehörde. Abgerufen am 19. Februar 2020.
- ↑ Nationalratswahl 2024 in Wien - Kandidierende Personen der Wiener Regional- und Landesparteilisten der Nationalratswahl 2024 in Wien. Abgerufen am 9. April 2025.
- ↑ Nico Marchetti. Abgerufen am 9. April 2025.
- ↑ Junge ÖVP Wien: Harald Zierfuß mit 92,47% zum neuen Landesobmann gewählt. In: ots.at. 3. Oktober 2021, abgerufen am 4. Oktober 2021.
- ↑ Salzburger Nachrichten: Nico Marchetti neuer ÖVP-Generalsekretär. 28. Februar 2025, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Worum es bei dem geplanten "Scharia-Verbot" der Regierung wirklich geht. Abgerufen am 21. August 2025 (österreichisches Deutsch).