Neitah
Neitah (wahlweise mit den Untertiteln ein Mädchen im hohen Norden oder Die Geschichte eines Lappenmädchens) ist ein Jugendroman der deutschen Schriftstellerin Edith Klatt, der im Jahr 1956 beim Altberliner Verlag Lucie Groszer (DDR) und ab 1960 beim Sauerländer Verlag (BRD) veröffentlicht wurde.[1]
Inhalt
Das fünfjährige Lappen-Mädchen Sara lebt mit seinen Eltern und ihren beiden jüngeren Brüdern Sivert und Malin in der Nähe eines schwedischen Fjords. Ihr Vater hat das Nomadenleben hinter sich gelassen und sich sesshaft gemacht. Eines Tages wird Sara von Heikka, dem Anführer einer Wanderlappensippe geraubt, um später in Norwegen verkauft zu werden. Beim Spielen mit den Kindern lernt Sara rasch die fremde Sprache kennen und wird ab sofort Neitah – was übersetzt Mädchen bedeutet – genannt. Sie passt sich rasch an die neuen Gegebenheiten an und verrichtet jene Tätigkeiten, die bereits von Lappenkindern ihres Alters erwartet werden, mit großem Geschick. Auf dem beschwerlichen Weg von Schweden nach Norwegen, zusammen mit einer riesigen Rentierherde, lernt sie das Leben der Nomaden, ihre Eigenarten und ihre Lieder kennen und lieben und findet in Per, einem Rentierhüter, einen Fürsprecher und guten Freund, der sich dafür einsetzt, dass sie zu einer Rentierhüterin ausgebildet wird, um ihrem Schicksal des Verkaufs an einen norwegischen Bauern zu entgehen.
Der Weg über die Berge von Schweden nach Norwegen ist mühsam und voller Gefahren: Kälte, Hunger, reißende Flüsse, Schneestürme und Wölfe sind wiederkehrende Herausforderungen, die es zu überstehen gilt. Mit Glück und der Erfahrung von Heikka gelingt die Wanderung in das norwegische Sommerquartier, wo sowohl Mensch als auch Tier das warme Sommerwetter in vollen Zügen genießen. Neitah hat sich auf dem Zug als gelehrige und geschickte Rentierhüterin angestellt und dabei von Per vieles über die Natur und wie man in ihr zurechtkommt, gelernt. Sehr zu Neitahs Freude darf sie bei Heikka und seiner Familie bleiben, anstatt verkauft zu werden.
Viele Jahre folgen, in denen Neitah und die Wanderlappen mit ihren Rentieren vom Winter- zum Sommerquartier hin- und herziehen. Doch das Leben der Nomaden wird zunehmend schwieriger, denn die Gebiete, in denen sich ihre Tiere frei bewegen können, wird durch die Ansiedlung immer neuer Bauern und Bewohner zunehmend kleiner. Und als eine Reihe von unglücklichen Ereignissen die Herde stark dezimiert, löst sich Heikkas Familienverband auf und die wenigen Überlebenden beschließen, das Nomadentum aufzugeben. Neitah landet schließlich auf einem norwegischen Bauernhof, gewinnt dort durch ihr Geschick die Liebe des Landwirts, gründet mit diesem eine Familie und bekommt schließlich sogar noch ihre beiden früheren Brüder Sivert und Malin als Nachbarn.
Anmerkungen
Das Buch enthält eine Reihe von lappischen Liedern, zusammen mit ihren Noten. Diese wurden von den Lappen bei ihrer Arbeit oder bei Festen in einer Art Sprechgesang gerufen und haben teils gebetsartige Texte, die vom Christentum als heidnische Zauberei verboten wurden. Schwedischen Gelehrten, insbesondere dem Forscher Karl Tirén, ist es zu verdanken, dass ein Großteil dieser bis in die Steinzeit zurückreichenden Gesänge gesammelt worden und somit erhalten geblieben ist.[2]
Rezeption
Christa Stegemann schreibt in ihrer Buchrezension: „Edith Klatt gibt ein genaues und zugleich poetisch-phantastisches Bild der nordischen Landschaft. Sie zeigt Menschen, die im Einklang mit der Natur sind und deren Überleben von unverrückbaren Gesetzen abhängt. Das bedeutet sowohl Lebensglück und tradierte Identität wie harten Existenzkampf, der jederzeit auch misslingen kann.“[1] Die Saarbrücker Zeitung befindet: „Geradezu authentisch, als sei die Erzählerin dabei gewesen, liest sich die Geschichte des Lappenmädchens Neitah. Obwohl der Stoff das Gegenteil nahe legen könnte, erzählt die Verfasserin ganz unsentimental, und vielleicht ist das Buch gerade deshalb so ergreifend. Es vermittelt ein Bild von Tapferkeit und Lebensfreude. Der jugendliche Leser lernt ein Verhältnis zur Natur kennen, das innig ist, aber nicht verkitscht.“[3]
Referenzen
Neitah ist in dem literarischen Nachschlagewerk 1001 Kinder- und Jugendbücher – Lies uns, bevor Du erwachsen bist! für die Altersstufe 12+ Jahre enthalten.[1]
Ausgaben
- Neitah. ein Mädchen im hohen Norden. Altberliner Verlag Lucie Groszer, 1956.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Julia Eccleshare (Hrsg.): 1001 Kinder- und Jugendbücher – Lies uns, bevor Du erwachsen bist! 1. Auflage. Edition Olms, Zürich 2010, ISBN 978-3-283-01119-2 (960 S., librarything.com).
- ↑ Edith Klatt: Neitah. 10. Auflage. Freies Geistesleben Stuttgart, Stuttgart 1982, ISBN 3-7725-0756-5.
- ↑ Neitah : ein Mädchen im hohen Norden. – Hörmedien – dzb lesen. Abgerufen am 28. August 2025.