Nationaler Veteranentag

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Der Nationale Veteranentag ist ein Gedenktag in Deutschland, mit dem seit 2025 jährlich der Einsatz und der Dienst aktiver und ehemaliger Soldaten (Veteranen) der Bundeswehr gewürdigt wird.[1] Der Nationale Veteranentag wird am 15. Juni jeden Jahres begangen. Fällt das Datum auf einen Werktag, sollen die Feierlichkeiten zum Veteranentag an einem Tag des Wochenendes stattfinden, das vor oder nach dem 15. Juni liegt.[2]

Geschichte

Spätestens seit 2010 wurde über die Einführung eines Veteranentages diskutiert.[3] Umstritten war vor allem die Definition des Begriffs „Veteran“, sowohl bei den Soldatenverbänden[4] als auch bei den Parteien.[5] Im Jahr 2011 wollte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière in der Bundeswehr eine Politik für den Umgang mit Veteranen und für ihre Versorgung formulieren.[4]

De Maizière schlug 2012 einen an den Volkstrauertag im November gekoppelten Veteranentag vor,[6] nach Kritik an diesem Datum schlug er den 22. Mai vor[7] (am 22. Mai 1956 trat die Wehrverfassung als Basis der Bundeswehr in Kraft[8]). Anfang 2013 definierte de Maizière erstmals den Begriff „Veteran“.[9] Der Reservistenverband nahm den Veteranenbegriff im Jahr 2015 in seine Satzung auf.[10] Ab 2018 veranstalteten Verbände den Marsch zum Gedenken.[11] Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen wies im November 2018 an, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Würdigung der Veteranen weiter ausgestaltet werden kann.[12] Auch die deutsche Veteranenbewegung arbeitete auf dieses Ziel hin.[13]

Die Bundestagsfraktion von CDU und CSU brachte im September 2023 den Antrag für einen Veteranentag am 12. November, dem Gründungstag der Bundeswehr, in den 20. Deutschen Bundestag ein.[14] Er wurde an den Verteidigungsausschuss des Bundestags überwiesen.[15] Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr sprach sich gegen das Datum aus und wollte eine Anknüpfung an die Invictus Games im September jeden Jahres.[16]

Im Februar 2024 fand auf Initiative des Deutschen Bundeswehrverbandes der erste nationale Veteranenkongress statt[17], bei dem Akteure der deutschen Veteranenbewegung mit Bundespolitikern der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vier Kriterien für einen Nationalen Veteranentag vereinbarten: Anreize für gesellschaftliche Aktivitäten schaffen, kein Tag „von der Bundeswehr für die Bundeswehr“, Einbindung von Bund, Ländern und Kommunen sowie sukzessives Ausweiten in die Fläche.[18] Schirmfrau des Veteranenkongresses war Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.[19]

Am 25. April 2024 beriet der 20. Deutsche Bundestag den gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP „Für eine umfassende Wertschätzung – Einen nationalen Veteranentag einführen und die Versorgung von Veteranen und deren Familien verbessern“[20] zu einem Gedenktag am 15. Juni. Der Tag wurde gewählt, weil das Veteranenabzeichen erstmals am 15. Juni 2019 verliehen worden war.[21] In der Debatte sprachen Johannes Arlt (SPD), Kerstin Vieregge (CDU/CSU), Sara Nanni (Bündnis 90/Die Grünen), Hannes Gnauck (AfD), Christian Sauter (FDP), Florian Hahn (CDU/CSU), Boris Pistorius (Bundesminister BMVg), Merle Spellerberg (Bündnis 90/Die Grünen), Dietmar Bartsch (Die Linke), Nils Gründer (FDP), Marlon Bröhr (CDU/CSU) und Wolfgang Hellmich (SPD). Die Fraktionen sprachen sich auch dafür aus, die Nachsorge von im Dienst erlittenen Schädigungen der Soldaten zu verbessern.[1] Dafür stimmten alle Fraktionen, die Gruppe der Linken stimmte dagegen, die Gruppe BSW nahm weder an der Debatte noch an der Abstimmung teil.[22][23] Der Bundestag beschloss somit, den 15. Juni zum jährlichen nationalen Veteranentag zu erklären.[2]

2025 fand die zentrale Veranstaltung rund um das Reichstagsgebäude statt, hier die Hauptbühne auf dem Friedrich-Ebert-Platz (Berlin)

Im Juni 2024 wurde auf Einladung der Bundestagsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und CDU/CSU ein Empfang im Bundestag in Berlin durchgeführt sowie eine Feierstunde im Landtag Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, an einigen Standorten in Deutschland gab es Veranstaltungen am 15. Juni 2024.[24] Der Gedenktag wird seit 2025 landesweit begangen; jeweils am Wochenende vor oder nach dem 15. Juni findet dazu in Berlin zudem eine große Veranstaltung statt.[22] Deutschland und die Bundeswehr begingen am 15. Juni 2025 ihren ersten Nationalen Veteranentag mit einem zentralen Fest am Reichstagsgebäude in Berlin sowie Veranstaltungen an verschiedenen Orten bundesweit.[25][26] Es gab Proteste und Adbusting-Aktionen.[27] In den darauffolgenden Tagen gab es zusätzliche Veranstaltungen wie Feierstunden und Ausstellungen.[28]

Begriffsdefinition „Veteran“

Schleife „Nationaler Veteranentag“

Im November 2018 definierte das Bundesministerium der Verteidigung den Veteranenbegriff in einem Tagesbefehl wie folgt:

„Veteranin oder Veteran der Bundeswehr ist, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, also den Dienstgrad nicht verloren hat.“

Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung, 26. November 2018[12]

Nach dieser Definition zählte Deutschland im Jahr 2024 rund zehn Millionen Veteranen.[2]

Im Januar 2013 hatte der damalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière den Begriff Veteran in einer Rede wie folgt definiert:

„Veteran beziehungsweise Veteranin der Bundeswehr ist, wer ehrenhaft aus dem aktiven Dienst in der Bundeswehr ausgeschieden ist und als Angehöriger der Bundeswehr im Ausland an mindestens einem Einsatz oder einer besonderen Verwendung im Rahmen von humanitären, friedenserhaltenden oder friedensschaffenden Maßnahmen teilgenommen hat.“

Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung, 16. Januar 2013[29]

Für Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) gilt der Status als Veteran nur, wenn sie nach ihrem Dienst bei der NVA auch noch bei der Bundeswehr gedient haben.

Kritik

Von ehemaligen Soldaten der Bundeswehr wurde kritisiert, die Definition des Veteranen sei zu weit gefasst. Ehemalige Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) wiederum kritisierten, dass sie nicht als Veteranen anerkannt werden.

In der Bundestagsdebatte über die Einführung des Veteranentags sprach Dietmar Bartsch von „Symbolpolitik“.[22] 2024 nannte Margot Käßmann den Nationalen Veteranentag ein Beispiel für eine schleichende Militarisierung der Gesellschaft, was sich auch daran zeige, dass der Begriff des Veteranen „im Deutschen lange Zeit ungebräuchlich“ war.[30] 2025 warnte die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen vor einem „neuen Militarismus“ und bezeichnete den Veteranentag als „weiteren Schritt zurück zu einer ‚Blut & Ehre'-Mentalität“;[31] Die Linke sprach von einer Entwicklung der Gesellschaft in Richtung Verteidigung und Aufrüstung.[32]

Literatur

  • Marcel Bohnert: Vom Schatten ins Licht. Zeitenwende in der deutschen Veteranenkultur. Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2024. ISBN 978-3-96776-089-7.
Commons: Nationaler Veteranentag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b 15. Juni soll nationaler Veteranentag werden. In: bundestag.de, 24. April 2024, abgerufen am 30. April 2024.
  2. a b c www.bmvg.de, „Nationaler Veteranentag in Deutschland: Würdigung von Soldatinnen und Soldaten“, 30. Mai 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024
  3. Solidarität für Soldaten. In: taz, 13. Juli 2010, abgerufen am 21. April 2024.
    Einführung eines Gedenktages für Veteranen. In: epetitionen.bundestag.de, 16. März 2012, abgerufen am 21. April 2024.
    Deutschland soll Veteranentag bekommen: Dieses Datum wird gehandelt. In: noz.de, 12. November 2023, abgerufen am 21. April 2024.
    Offenbar Einigkeit über Einführung von Veteranentag. In: tagesschau.de. 12. November 2023, abgerufen am 12. November 2023.
  4. a b www.baks.bund.de, Bundesakademie für Sicherheitspolitik: Ist jeder Soldat ein Veteran? Eine kritische Analyse der Veteranendefinition vom Volktrauertag 2018, abgerufen am 30. April 2024
  5. Die Union will einen Veteranentag in Deutschland – und selbst die Grünen sind plötzlich dafür. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. September 2023, abgerufen am 27. April 2024.
  6. Veteranentag: De Maizière will Ehrentag für Bundeswehr-Veteranen. In: Der Tagesspiegel, 15. Februar 2012, abgerufen am 30. April 2024.
    De Maizières Veteranentag sorgt für Wirbel. In: Der Spiegel, 16. Februar 2012, abgerufen am 30. April 2024.
  7. De Maizière will Veteranentag im Mai. In: Der Spiegel, 3. April 2012, abgerufen am 30. April 2024.
  8. Die Wehrverfassung vom 22. Mai 1956. In: abendblatt.de vom 22. Mai 2012, abgerufen am 30. April 2024.
  9. Der Begriff „Veteran“ im militärischen Kontext. In: bundestag.de, abgerufen am 30. April 2024.
  10. Veteranen. In: reservistenverband.de, abgerufen am 30. April 2024.
  11. Marschieren gegen das Vergessen. In: reservistenverband.de, 5. August 2019, abgerufen am 30. April 2024
    Für die Toten der Bundeswehr: 150 Soldaten marschieren durch Berlin. Deutscher Bundeswehrverband, 28. Juli 2023, abgerufen am 30. April 2024.
  12. a b Tagesbefehl zum Veteranenbegriff. Bundesministerium der Verteidigung, 26. November 2018, abgerufen am 30. April 2024
  13. Jeff Montrose: The Evolution of Germany’s Veteran Culture: Lieutenant Colonel Marcel Bohnert on the Changing Role of Veterans in German Society. In: Journal of Veterans Studies. Band 11, Nr. 1, 28. März 2025, ISSN 2470-4768, doi:10.21061/jvs.v11i1.693 (journal-veterans-studies.org [abgerufen am 31. März 2025]).
  14. Drucksache 20/8403 Für Respekt, Anerkennung und Würdigung unserer Soldatinnen und Soldaten – Nationalen Veteranentag einführen (PDF, 160 kB). In: bundestag.de, 19. September 2023, abgerufen am 20. April 2024.
  15. Bundestag überweist Forderung nach nationalem Veteranentag. bundestag.de, abgerufen am 20. April 2024
  16. Sören Peters: „Deutschland ist bereit für eine neue Veteranenpolitik“. In: Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr. 21. Februar 2024, abgerufen am 26. April 2024 (deutsch).
  17. Eine gemeinsame Stimme für die Veteranenbewegung. Abgerufen am 18. Februar 2025 (deutsch).
  18. Marcel Bohnert: Vom Schatten ins Licht. Zeitenwende in der deutschen Veteranenkultur. 1. Auflage. Standpunkte und Orientierungen, Nr. 17. Miles-Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-96776-089-7, S. 72.
  19. Veteranenkongress 2024 - Deutscher BundeswehrVerband. Abgerufen am 18. Februar 2025.
  20. Drucksache 20/11138 Für eine umfassende Wertschätzung – Einen nationalen Veteranentag einführen und die Versorgung von Veteranen und deren Familien verbessern In: bundestag.de, 23. April 2024, abgerufen am 27. April 2024.
    Abstimmung über Einführung eines nationalen Veteranenentags. In: bundestag.de, abgerufen am 20. April 2024
  21. www.bundeswehr.de, „Deutschlands nationaler Veteranentag – Ab 2025 jedes Jahr am 15. Juni“, 26. Juni 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024
  22. a b c Plenarprotokoll 20/166 (PDF; 1,6 MB). In: bundestag.de, Seite 21323, 25. April 2024, abgerufen am 26. April 2024
  23. „Veteranentag“ beschlossen. In: taz, 26. April 2024, abgerufen am 26. April 2024.
  24. www.dbwv.de, „Nationaler Veteranentag: „Wir wollten nicht bis nächstes Jahr warten““, 14. Juni 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024
  25. Parlament: Veteranentag mit Bürgerfest. bundestag.de, 15. Juni 2025.
  26. Sebastian Bangert: Deutschland feiert erstmals den nationalen Veteranentag. bundeswehr.de, 15. Juni 2025.
  27. DFG-VK Jugend: Veteranentag, https://jugend.dfg-vk.de/veteranentag-2/
  28. Veranstaltungen - Veteranentag 2025. Bundesministerium der Verteidigung, abgerufen am 17. Juni 2025.
  29. Minister liefert Definition des Veteranenbegriffs. In: trendkraft.io. 17. Januar 2023, abgerufen am 24. Januar 2025.
  30. Käßmann Margot: Schleichende Militarisierung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 15. November 2024, abgerufen am 15. Juni 2025 (Themenheft „Bundeswehr“, APuZ 47-48/2024, S. 41–46, 42).
  31. DFG-VK: Friedensgesellschaft gegen neuen Militarismus, https://dfg-vk.de/friedensgesellschaft-gegen-neuen-militarismus/
  32. Leinetal24: Veteranentag trotz Kritik, https://www.leinetal24.de/welt/bundeswehr-veteranentag-wuerdigt-die-truppe-und-kaempft-mit-kritik-ehemaliger-zr-93785332.html