Namık Gedik

İsmail Namık Gedik (* 1911 in Konstantinopel, Osmanisches Reich; † 29. Mai 1960 in Ankara (Suizid)) war ein türkischer Arzt und Politiker der Demokrat Parti (DP), der unter anderem zwei Mal (1954–55, 1956–60) Innenminister war.

Leben

İsmail Namık Gedik, Sohn von Kaşif und Fatma Macide Gedik, begann nach dem Besuch des Kabataş Erkek Lisesi, ein Knabengymnasium im Istanbuler Viertel Ortaköy, ein Studium der Medizin der Universität Istanbul und einer Fortbildung im Bereich Innere Medizin arbeitete er als Arzt für die Malaria-Gesellschaft von Adana, am Krankenhaus von Çine in der Provinz Aydın sowie als Assistenzarzt für Innere Medizin am Haydarpaşa Intaniye-Krankenhaus. Später war er als Facharzt für Innere Medizin am Haydarpaşa Numune-Krankenhaus, Facharzt und Chefarzt für Innere Medizin am Muğla Memleket-Krankenhaus sowie stellvertretender Leiter der Tuberkulose-Abteilung am Haydarpaşa Numune-Krankenhaus. Bei der Parlamentswahl am 14. Mai 1950 wurde er für die Demokratische Partei DP (Demokrat Parti) zum Mitglied der Großen Nationalversammlung TBMM (Türkiye Büyük Millet Meclisi) gewählt und gehörte dieser nach seinen Wiederwahlen bei den Parlamentswahlen am 2. Mai 1954 sowie am 27. Oktober 1957 als Vertreter von Aydın bis zum Militärputsch vom 27. Mai 1960 an.

Am 17. Mai 1954 wurde er als Innenminister ( İçişleri Bakanı) in das Kabinett Menderes III berufen und bekleidete dieses Amt bis zu seiner Ablösung durch Etem Menderes[1] am 10. September 1955.[2][3] Einige Tage vor seiner Abberufung als Innenminister kam es zum Pogrom von Istanbul, die sogenannten „Ereignisse vom 6. zum 7. September“ (6–7 Eylül Olayları), gewalttätige Ausschreitungen gegen die christliche, vor allem griechische Minderheit in Istanbul, Izmir und in der türkischen Hauptstadt Ankara in der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955. Den Verbrechen, für die er als Innenminister kritisiert wurde, fielen auch türkische Juden und Armenier zum Opfer.[4][5][6][7] Als Nachfolger von Etem Menderes übernahm er am 12. Oktober 1956 im Kabinett Menderes IV wieder das Amt des Innenministers und bekleidete dieses Ministeramt auch zwischen dem 25. Dezember 1957 und dem 27. Mai 1960 im darauf folgenden Kabinett Menderes V.[8][9]

Aufgrund der politischen Unruhen schlug Namık Gedik Ministerpräsident Adnan Menderes vor, die Stadt wegen der Putschgefahr zu verlassen, und am 23. Mai verließ Adnan Menderes Ankara. Staatspräsident Celâl Bayar, dem er denselben Vorschlag gemacht hatte, zog es vor, im Präsidentenpalast von Çankaya zu bleiben.

Es wurde behauptet, Namık Gedik habe Selbstmord begangen, indem er am Tag des Putsches am 27. Mai 1960 aus dem Fenster der Militärakademie (Kara Harp Okulu) sprang, in der er inhaftiert war. Obwohl behauptet wurde, er sei an den Folgen der Folter durch Offiziere gestorben und dieser Mord sei wie ein Selbstmord getarnt worden, wurde davon ausgegangen, dass er sich am 29. Mai 1960 zum Selbstmord entschlossen hatte, indem er seiner Frau in einem Brief schrieb, dass er „einen Weg ohne Wiederkehr“ beschreite, was von seiner Familie bestätigt wurde.

Er war mit der DP-Politikerin Melahat Gedik (1915–1999),[10] die zwischen 1961 und 1969 ebenfalls Mitglied der Großen Nationalversammlung war. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Ayla und Arda hervor.

Einzelnachweise

  1. Menderes, (Ibrahim) Ethem. rulers.org, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  2. Turkey: Interior Ministers. rulers.org, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  3. GOVERNMENT MENDERES 3 (Memento vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
  4. Michael Knüppel: Die Türkisch-Orthodoxe Kirche, Pontus Verlag, Mönchengladbach 1996, ISBN 3980517802, S. 106
  5. Münchener Hochschule für Politische Wissenschaften (Herausgeber): Politische Studien, Olzog Verlag, 1964, S. 560
  6. Wolfgang Freund (Hrsg.): Orient Nr. 1/1992, Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1992, ISBN 3-89173-024-1, S. 128
  7. Klaus Kreiser: Geschichte der Türkei. Von Atatürk bis zur Gegenwart, C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-75774-7, S. 86, 87
  8. GOVERNMENT MENDERES 4 (Memento vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
  9. GOVERNMENT MENDERES 5 (Memento vom 3. Dezember 2022 im Internet Archive)
  10. Melâhat GEDİK (S. 780, 883), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 2 (1950–1980) (Memento vom 12. Dezember 2017 im Internet Archive)