Nahal Oz
| Nachal ʿOz | |||
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| Basisdaten | |||
| hebräisch: | נחל עוז | ||
| Staat: | |||
| Bezirk: | Süd | ||
| Gegründet: | 26. Juli 1951 | ||
| Koordinaten: | 31° 28′ N, 34° 30′ O | ||
| Einwohner: | 404 (Stand: 2018)[1] | ||
| Gemeindecode: | 0844 | ||
| Zeitzone: | UTC+2 | ||
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Nachal Oz (hebräisch נַחַל עֹז Nachal ʿOz) ist ein Kibbuz im Nordwesten des Negev, Israel. Es liegt weniger als einen Kilometer östlich der „Grünen Linie“ zum Gazastreifen und war 1951 gegründet worden.[2][3] 2022 lebten 479 Personen im Kibbuz. Ein naher Militärposten ist nach dem Kibbuz benannt.
Ortsname
Der Name Nachal ʿOz (hebräisch נַחַל עֹז) ist doppeldeutig. Zum einen kann man es lesen als NaChaL ʿOz, eine Kombination von NaChaL, Akronym der Organisation jugendlicher Gründer namens Noʿar Chalūzī Lōchem, mit dem Nomen ʿOz, was mit NaChaL der Stärke übersetzt werden kann. Alternativ kann man auch Nachal ʿOz lesen, was dann Bach der Stärke bedeutet. Während dem Ort ein Bach eher abgeht, fehlte es nicht an Mitgliedern des NaChaL, die den Ort ja gründeten. Der Ortsname lautet in Plene-Schreibung נחל עוז.
Geschichte
Am 26. Juli 1951 im westlichen Negev gegründet war Nachal Oz die erste Nachal-Siedlung, die Mitglieder des Nachal anlegten.
Mosche Dajan in Nachal Oz
Im April 1956 hielt General Mosche Dajan in Nachal Oz eine bemerkenswerte Rede am Grab eines von Fedaijn ermordeten Kibbuzniks, dabei sagte er: „Verurteilen wir nicht die Mörder. Warum sollten wir ihnen ihren brennenden Hass auf uns zum Vorwurf machen? Seit acht Jahren hausen sie in den Flüchtlingslagern von Gaza, und wir haben unter ihren Augen das Land und die Dörfer, in denen sie und ihre Vorväter gewohnt haben, in unser Eigentum verwandelt.“[4] Der Hintergrund ist, dass Israel bis 1956 schon über eine Million Flüchtlinge aus arabischen Staaten, aus Europa und 70.000 Binnenflüchtlinge von 1948 im Lande wirtschaftlich, politisch und häuslich integriert hatte, während die anderen Aufnahmeländer der 750.000 Palästina-Flüchtlinge diese in besonderen Aufnahmecamps, ohne Einbürgerung und meist ohne Beschäftigung von der UNWRA mit milden Gaben versorgen ließen.
Seit 2007 zählt Nachal ʿOz zum so genannten Gaza Envelope, dem Grenzgebiet entlang der Grünen Linie mit zahlreichen Einschlägen aus dem Gazastreifen, das Israels besonderer steuerlicher Förderung unterliegt.
Massaker von Nachal Oz
Zum Zeitpunkt des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 befand sich nördlich des Kibbuz ein Außenposten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) mit einem Überwachungskontrollzentrum der überwiegend aus weiblichen Soldaten bestehenden Einheit 414 des Feldaufklärungskorps.[5][6][7] Terroristen der Hamas waren nach Durchbrechen der Sperranlage um den Gazastreifen in die Siedlung sowie den nahen IDF-Außenposten eingedrungen. Sie töteten mindestens 13 Zivilisten, über 60 Soldaten und verschleppten 16 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.[8]
Am 20. Oktober 2024 ließ die Hamas zwei Frauen mit US-amerikanisch-israelischer Doppelstaatsbürgerschaft frei, die aus Nachal Oz in den Gazastreifen verschleppt worden waren.[9] Die Kibbuznikim Noʿam Elyakim und Dikla ʿArava wurden ermordet, während die Hamas sie in den Gazastreifen verschleppten; ihre Töchter Dafna (15 Jahre alt) und Ela (8) wurden entführt und kamen am 26. November wieder frei.[10] Am 30. Oktober gaben die IDF bekannt, die aus Nachal Oz entführte Soldatin Ori Megidisch im Zuge der in der Nacht vom 27./28. Oktober 2023 eröffneten Bodenoffensive des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen befreit und nach Israel zurückgebracht zu haben.[11]
IDF-Grenzüberwachungszentrum bei Nachal Oz – Opfer und Geiseln
Beim Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 ermordeten palästinensische Terroristen, die zuvor die israelischen Sperranlagen um den Gazastreifen durchbrochen hatten, 44 Soldaten und Soldatinnen oder töteten sie im Kampf auf dem Gelände des Grenzüberwachungszentrums der israelischen Armee (IDF) bei Nachal Oz. Unter den Todesopfern befanden sich 19 Frauen im Alter von 18 bis 22 Jahren. Sieben Soldatinnen wurden von den Terroristen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.[12] Eine weitere entführte Soldatin, Noa Marciano, wurde nach IDF-Angaben am 16. November 2024 tot im Gazastreifen aufgefunden.[13]
Am 26. November 2024 kamen im Zuge eines Waffenstillstandsabkommens 14 Menschen, die von der Hamas am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt worden waren, aus der Geiselhaft der Hamas frei, darunter auch drei aus Nachal Oz.[14][15]
Am 4. Januar 2025 veröffentlichte die Hamas ein Video mit der 19-jährigen Soldatin Liri Albag. Sie war in Nachal Oz am Grenzzaun zum Gazastreifen entführt worden und gehörte zu Beobachtertruppen, die vor dem Hamas-Angriff vergeblich Vorgesetzte vor Angriffsvorbereitungen gewarnt hatten. Im Video wurde nur ein Standbild der Soldatin veröffentlicht; auf Arabisch stand dort: „Ich bin seit mehr als 450 Tagen eine Gefangene in Gaza.“ Die Bildunterschrift legt nahe, dass die Aufnahme vor Kurzem gemacht wurde. Videos von Geiseln wurden von der Hamas bereits wiederholt veröffentlicht, was Israel als psychologische Kriegsführung anprangert. Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe kommen Berichten zufolge nur langsam voran. Am 20. Januar 2025 wurden im Rahmen eines Austausches erstmals 90 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen und im Gegenzug drei weibliche israelische Geiseln aus dem Gazastreifen freigelassen.[16]
Am 25. Januar 2025 kamen vier israelische Soldatinnen – Liri Albag, Daniela Gilboʿa, Karina Ariev und Naʿama Levi, die am 7. Oktober 2023 aus dem IDF-Grenzüberwachungszentrum nahe dem Kibbuz entführt wurden, aus der Geiselhaft der Hamas frei und wurden dem Roten Kreuz übergeben. Die Hamas inszenierte die Übergabe als große „Propagandashow“, bei der ein Publikum aus mehreren tausende Zivilisten und schwer bewaffneten Hamas-Kämpfern anwesend war. Nach der Übergabe wurden die jungen Frauen in einen Stützpunkt der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) nahe der „Grünen Linie“ zum Gazastreifen gebracht; dort treffen sie auch erstmals mit ihren Eltern zusammen. Anschließend werden sie in ein israelisches Krankenhaus geflogen.[17][18]
Einzelnachweise
- ↑ 2018 אוכלוסייה ביישובים. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israelisches Zentralbüro für Statistik, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ To the Last Furrow: The Blood, Sweat and Tears of Nahal Oz. blog.nli.org.il, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Kibbuz Nahal Oz. kibbutzvisit.com, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Alain Gresh: Gaza – die alte Phantasie von der Vertreibung. Übersetzt von Sabine Jainski. In: Dorothee D’Aprile (Hrsg.): Le Monde diplomatique. Nr. 03/31. TAZ/WOZ, 13. März 2025, S. 1, 8.
- ↑ Yoav Limor: 'We've spent 15 years preparing; now let's see if Hamas is ready for us'. In: Israel HaYom. 19. Oktober 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ IDF rescue female soldier from Hamas in 'overnight operation'. thejc.com, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ המג"ד שאיבד 41 לוחמים ביום אחד : ״חשבתי רק על היישובים״. 13tv.co.il, 17. Oktober 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (hebräisch).
- ↑ Mapping the Massacre. In: oct7map.com. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Jacob Magid, Emanuel Fabian: Hamas releases two hostages, mother and daughter Judith and Natalie Raʿanan. In: The Times of Israel. 20. Oktober 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Amir Tibon: Die Tore von Gaza. Suhrkamp Verlag/Jüdischer Verlag, Berlin 2024, S. 337, 369.
- ↑ Emanuel Fabian: IDF says captured soldier rescued from Gaza during overnight operation. In: The Times of Israel. 30. Oktober 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Mapping the Massacre. In: oct7map.com. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Cpl. Noa Marciano, 19: Soldier known for ‘dimples and smiles’. In: The Times of Israel. 26. November 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Released: Sisters Ela and Dafna Elyakim; witnessed murder of father and his partner. In: The Times of Israel. 2. November 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Released: Elma Avraham, 84, freed from Gaza after 51 days. In: The Times of Israel. 2. November 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Israel lässt 90 palästinensische Häftlinge frei. tagesschau.de, 20. Januar 2025, abgerufen am 20. Januar 2025.
- ↑ Diese vier Soldatinnen sollen heute freigelassen werden. Fokus Jerusalem (fokus-jerusalem.tv), 25. Januar 2025, abgerufen am 21. April 2025.
- ↑ Geiselhaft für vier junge israelische Soldatinnen ist nach 478 Tagen beendet. Fokus Jerusalem, 25. Januar 2025, abgerufen am 26. Januar 2025.
