Museo Villa dei Cedri

Museo Villa dei Cedri
Daten
Ort Via S. Biagio 9
6500 Bellinzona
Schweiz Schweiz Welt-Icon
Art
Kunstmuseum
Gründungsdatum 23. Oktober 1972
Eröffnung 2. April 1985
Besucheranzahl (jährlich) 4'682 (2023)[1]
Leitung
Carole Haensler
Website

Das Museo Villa dei Cedri ist das städtische Kunstmuseum von Bellinzona in der Schweiz und ein Kulturgut von regionaler Bedeutung.[2]

Geschichte

Als Gründer des Museums gilt Adolfo Rossi, ein aus Bellinzona gebürtiger Bankier, der im nahen Italien zu grossem Reichtum gelangte[3] und im Verlaufe seines Lebens eine üppige Kunstsammlung mit Werken unter anderem von Giovanni Segantini, Ferdinand Hodler, Arnold Böcklin und Arturo Tosi aufbaute.[4] Am 23. Oktober 1972, ein Jahr vor seinem Tod, schenkte er seiner Heimatstadt 73 der in seinem Besitz befindlichen Werke und legte damit den Grundstein für die Sammlung. Er äusserte dabei die Hoffnung, dass weitere private Sammler seinem Beispiel folgen würden. Für die grosszügige Tat wurde ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen.[4] 1973 wurde die Rossi-Sammlung im Rathaus (Palazzo Civico) erstmals ausgestellt. 1977 fand eine weitere Ausstellung an selber Stätte statt, in der zusätzlich die Schenkungen des Arztes Emilio Sacchi mit einer Reihe von Porträts aus Bellinzona[4] gezeigt wurden.[3] 1979 folgte eine Schenkung von Virgilio Guidi mit 12 Gemälden, mehrheitlich Veduten von Venedig, und 1982 von Dorothea Huf mit 24 Gemälden und 6 Skulpturen ihres verstorbenen Gatten Fritz Huf. Zusätzlich erwarb die Stadt selbst ein paar Werke, unter anderem von Luigi Rossi und Antonio Ciseri. Bis 1985 kamen so 130 Werke zusammen.[4]

1878 bat der Gemeinderat das Gemeindeparlament um einen Kredit von 4,75 Millionen Franken, um die Villa dei Cedri als potentiellen Sitz einer städtischen Kunstgalerie aufzukaufen, was nach heftigen Debatten am 4. Juli 1978 bewilligt wurde. Ursprünglich sollten das Haupt- und Nebengebäude, der Park und der dazugehörige Weinberg für 3 bis 3,7 Millionen Franken aufwändig neugestaltet werden. Schliesslich entschied man sich für eine günstigere Variante, die lediglich die nötigsten Instandhaltungsarbeiten beinhaltete.[4]

Am 2. April 1985, um 17:30 Uhr, wurde das Museum als Civica Galleria d’Arte di Villa dei Cedri («Städtische Kunstgalerie der Villa dei Cedri») eröffnet. Der Bürgermeister von Bellinzona Athos Gallino hielt zu diesem Anlass eine Ansprache, Adriano Soldini, der Direktor der Kantonalbibliothek Lugano, einen Vortrag.[4] Die Stadt hoffte, mit der Eröffnung «aus einer gewissen kulturellen Isolation herauszutreten».[5]

2001 wurde die Galerie in Museo Villa dei Cedri umbenannt. Zwischenzeitlich waren auch die Namen Museo Civico Villa dei Cedri und Museo Villa Cedri in Gebrauch.

Auf 1. Januar 2016 erhielt das Museum den Status einer autonomen Einrichtung nach kommunalem Recht.[6]

Gebäude

Die Villa dei Cedri (Zedernvilla) steht in Ravecchia, einem bis 1907 unabhängigen Dorf im Süden Bellinzonas. Vom Bahnhof Bellinzona aus ist sie in einem 20-minütigen Fussmarsch oder per Bus (Stationen «Isolabella» oder «Ospedale (Ravecchia)») erreichbar.

Der Kernbau wurde wohl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet und diente als Sommerresidenz wechselnder Patriziergeschlechter Bellinzonas. Von 1868 bis 1905 war die Villa im Besitz der Familie Bonzanigo. Über die Farinelli, Resinelli und Guscio gelangte sie 1931 an Arrigo Stoffel (1879–1971), der sie noch in den 1930er Jahren nach Plänen des Mailänder Architekten Nelusco Mario Antoniazzi ausbauen liess. Dabei entstanden der markante, aus dem Gebäude ragende Aussichtsturm Belvedere, die Veranda und die Loggia. Antoniazzi bezog die weitläufige pittoreske Parkanlage in die architektonische Konzeption mit ein.[4][3][7]

Sammlung und Ausstellungen

Der Schwerpunkt der permanenten Sammlung liegt auf Werken von Tessiner Künstlern und Künstlerinnen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist unter anderem repräsentiert durch die Tessiner Vincenzo Vela (1820–1891), Luigi Chialiva (1841–1914), Adolfo Feragutti Visconti (1850–1924), Luigi Rossi (1853–1923), Filippo Franzoni (1857–1911), Pietro Anastasio (1859–1913), Edoardo Berta (1867–1931), Pietro Chiesa (1876–1959,), Fausto Agnelli (1879–1944) und Augusto Sartori (1880–1957), ergänzt durch die Norditaliener Cesare Tallone (1853–1919), Giovanni Segantini (1858–1899) und Giuseppe Amisani (1881–1941) und Schweizer aus anderen Regionen wie Ernest Biéler (1863–1948) und Félix Vallotton (1865–1925).

Werke aus dem weiteren 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart stammen unter anderem von Fritz Huf (1888–1970), Giuseppe Foglia (1888–1950), Giovanni Genucchi (1904–1979), Remo Rossi (1909–1982), Ubaldo Monico (1912–1983), Italo Valenti (1912–1995), Edmondo Dobrzanski (1914–1997), Felice Filippini (1917–1988), Giuseppe Bolzani (1921–2002), Massimo Cavalli (1930–2017), Gianni Metalli (1930–2006), Renzo Ferrari (* 1939), Selim Abdullah (* 1950) und Luisa Figini (* 1954).

Die Sammlung wird kontinuierlich durch Aufkäufe und Schenkungen erweitert.

Jährlich finden zwei bis vier Sonderausstellungen statt.

Werke aus der Sammlung (Auswahl)

Statistik

Im Jahr 2023 ergaben sich für das Museum Kosten von 1,26 Millionen Franken. Rund 87 Prozent davon (1,10 Millionen Franken) wurden durch die Gemeinde Bellinzona gedeckt.[8]

Literatur

  • Villa dei Cedri. Inaugurata ieri sera la Civica Galleria d’Arte di Bellinzona ricca di 130 opere. In: Giornale del Popolo. Band 60, Nr. 78, 3. April 1985, S. 14 (online).
  • Matteo Bianchi (Hrsg.): Civica Galleria d’Arte Villa dei Cedri. Catalogo della collezione. 2 Bände. Bellinzona 1998–1999, ISBN 88-7967-027-1 (Band 1), ISBN 88-7967-033-6 (Band 2).
  • Simona Martinoli: Villa dei Cedri a Bellinzona (= Schweizerische Kunstführer, 897). GSK, Bern 2011, ISBN 978-3-03797027-0.
  • Annegret Diethelm, Attilia D’Andrea: Villa dei Cedri. In: Tessiner Zeitung. 3. Februar 2012 (PDF; 886 KB).
Commons: Museo Villa dei Cedri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rapporto statistico sul settore culturale nel Cantone Ticino. Quaderno 24/2024, S. 32 (PDF; 1,15 KB).
  2. Inventario PBC 2021: Lista cantonale del Canton TI (Stato: 1.1.2024).
  3. a b c Storia. In: Museo Villa dei Cedri. Abgerufen am 19. August 2025 (italienisch).
  4. a b c d e f g Villa dei Cedri. Inaugurata ieri sera la Civica Galleria d’Arte di Bellinzona ricca di 130 opere. In: Giornale del Popolo. Band 60, Nr. 78, 3. April 1985, S. 14 (online).
  5. Städtische Kunstgalerie in Bellinzona. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 82, 10. April 1985, S. 40 (online).
  6. Museo Villa dei Cedri: Rapporto attività 2018. 2019, S. 1 (PDF; 202 KB).
  7. Annegret Diethelm, Attilia D’Andrea: Villa dei Cedri. In: Tessiner Zeitung. 3. Februar 2012 (PDF; 886 KB).
  8. Ente Autonomo Bellinzona Musei, Museo Civico Villa dei Cedri - Bellinzona: Relazione d’esercizio 2023. 2024 (PDF; 1,7 MB).