Munio Gitai Weinraub

Munio Gitai Weinraub (hebräisch מוּנְיוֹ גִּיתַּאי-וַיְנְרוֹיְבּ Mūnjō Gittaj Wajnrōjb, geboren als Munio Weinraub 6. März 1909 in Szumlany, Österreichisch-Schlesien, Österreich-Ungarn; gestorben 24. September 1970 in Haifa) war ein israelischer Architekt.
Leben

Munio Weinraub bewarb sich 1927 am Bauhaus und absolvierte auf Empfehlung von Hannes Meyer zunächst ein Praktikum an einer Tischlerschule. 1929 wurde er am Bauhaus aufgenommen. 1932 wurde er wegen kommunistischer Aktivitäten kurze Zeit von der Schule verwiesen. Als das Bauhaus von Dessau nach Berlin umzog, brach er das Studium ab und ging mit anderen Studenten an die Städelschen Kunstschule in Frankfurt am Main. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er wegen Verbreitung politischer Flugschriften verhaftet und aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Über die Schweiz emigrierte Weinraub 1934 nach Palästina und nannte sich später Gitai Weinraub. Dabei wählte er, angelehnt an den jiddischen Ausdruck für Weinrebe, dialektal als Vaynroyb ausgesprochen und dann irrig als Weinraub verdeutscht, mit Gittai (גִּתַּי, Plene: גיתאי) einen Namen der Bedeutung Kelterer aus der Wortfamilie Gat (Weinkelter). Obschon er keinen Hochschulabschluss vorweisen konnte, wurde er Architekt und gründete eine Baufirma.[1] In Palästina und Israel baute er eine Vielzahl von Wohngebäuden sowie Zweckbauten für die Kibbuzim[1] und arbeitete dabei mit Alfred Mansfeld zusammen. 1951 wurde im Kibbuz HaSoreʿa das von ihnen geplante Wilfrid Israel Museum fertiggestellt.
Zu den größeren der 250 Projekte, an denen Gitai Weinraub mitwirkte, gehören das Holocaust Memorial in Yad Vashem und die Zentrale Synagoge im Viertel Hadar, Haifa.[1] Er heiratete die Lehrerin Efratia Margalit, ihr zweiter Sohn ist der israelische Filmemacher Amos Gitai.[1]
Filme
- Amos Gitai: Lullaby to My Father. Dokumentarfilm, 2012[2]
Literatur
- Ines Sonder: Weinraub, Munio. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 115, De Gruyter, Berlin 2022, ISBN 978-3-11-055066-5, S. 368 f.
- Richard Ingersoll: Munio Gitai Weinraub: Bauhaus architect in Eretz Israel. Ausstellung Israel-Museum, Jerusalem. Mailand : Electa, 1994
- Winfried Nerdinger (Hrsg.): Munio Weinraub und Amos Gitai: Architektur und Film in Israel. Ausstellungskatalog 6. November 2008 bis 8. Februar 2009 Pinakothek der Moderne. Deutsch – Englisch. München : Minerva, 2009 ISBN 9783938832431[3][4]
- Volkhard Knigge, Harry Stein (Hrsg.): Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager. (Katalog zur Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Bauhaus Dessau im Neuen Museum Weimar vom 2. August 2009 bis 11. Oktober 2009.) Weimar 2009, ISBN 978-3-935598-15-6, S. 148
Weblinks
- Literatur von und über Munio Gitai Weinraub im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jane Czyzselska: Munio Weinraub and Al. Mansfeld’s T-Block Building, Ramat Hadar, Haifa, 1958–63, bei artinfo
- Munio Weinraub Gitai 1909–1970. Collection d'architecture. 9. Oktober 1996 – 6. Januar 1997, bei Centre Pompidou, PDF
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Elizabeth Zach: The Influence of Bauhaus on Architecture in Early Palestine and Israel, Ausstellungsrezension, in: NYT, 15. März 2012
- ↑ Lullaby to My Father bei IMDb
- ↑ Architecture and Film: Munio Weinraub and Amos Gitai, Rezension, bei blueprintmagazine, 2009
- ↑ Quinn Latimer: Munio Weinraub and Amos Gitai, Ausstellungsrezension, 19. November 2008, bei blouinartinfo