Moses Sithole
Moses Sithole (* 17. September 1964 in Vosloorus[1]) ist ein südafrikanischer Serienmörder, der 1997 wegen Mordes in 38 Fällen, Vergewaltigung in 40 Fällen und Raubes in sechs Fällen zu einer Lebenslangen Freiheitsstrafe von 2410 Jahren verurteilt wurde, die er in Hochsicherheitsgefängnissen verbüßt. Seine nachweisbaren Morde ereigneten sich nach Ansicht des Gerichts zwischen Juli 1994 und November 1995 in der Provinz Gauteng. Seine in den Medien gebräuchliche Bezeichnung als „ABC-Killer“ ist darauf zurückzuführen, dass sich die Tatorte von Atteridgeville über Boksburg bis nach Cleveland erstreckten.[2]
Kindheit und Jugend
Sithole wurde als eines von fünf Kindern einer Familie aus ärmlichen Verhältnissen in der ehemaligen Apartheidprovinz Transvaal geboren, wobei sein Vater früh starb und seine Mutter ihn bei einer örtlichen Polizeiwache aussetzte, weshalb er in einem Waisenhaus in KwaZulu-Natal aufwuchs, wo er nach einigen Jahren zu seinem Bruder floh und später in den Goldminen von Johannesburg arbeitete.[3]
Mordserie
Zwischen Januar und April 1995 wurden in Atteridgeville, westlich von Pretoria, die Leichen von vier jungen schwarzen Frauen entdeckt, worauf in den folgenden Monaten aufgrund großer Suchaktionen weitere Leichenfunde in der Gegend folgten. Da es sich bei den Opfern um ausschließlich junge schwarze Frauen handelte, welche vergewaltigt, gefesselt und mit ihrer eigenen Unterwäsche erwürgt worden waren, gingen die Ermittler von einem Serientäter aus. Durch Befragungen des Umfelds der Opfer ergab sich, dass sich diese in vielen Fällen mit jemandem treffen wollten, der ihnen ein Arbeitsangebot in Aussicht gestellt hatte.
Am 16. September 1995 fand ein Jäger in der Nähe der Van-Dyk-Mine bei Boksburg eine gefesselte Frauenleiche. Im Zuge der Durchsuchung des Areals konnten forensische Experten innerhalb der nächsten 48 Stunden zehn weitere Leichen in unterschiedlichem Verwesungsgrad auffinden. Die Ermittler waren sich sicher, dass die Morde aus Boksburg mit den Opfern in Atteridgeville in Verbindung standen. Die Bergungsaktion erregte großes Medieninteresse und sogar Präsident Nelson Mandela besuchte den Ort der Entdeckungen. Die öffentliche Besorgnis wuchs mit der Medienberichterstattung und die örtlichen Behörden wanden sich an den pensionierten FBI-Profiler Robert Ressler, der am 23. September 1995 in Südafrika eintraf. Laut des von Ressler erstellten Profils sei der gesuchte Täter eine intelligente, organisierte Person mit einem hohen Sexualtrieb und mit wachsendem Selbstvertrauen.
Während die Profilerstellung im Gange war, ergaben Untersuchungen, dass eines der gefundenen Opfer, zuletzt vor einem Termin mit einem Mann namens Moses Sithole am 7. September gesehen worden war. Die Ermittler fanden eine Stellenausschreibung, aus der hervorging, dass ihr eine Stelle angeboten wurde. Als ein zweites Opfer eine ähnliche Verbindung zu Sithole aufwies, war die Polizei zuversichtlich, einen Verdächtigen gefunden zu haben. Sithole war bereits 1989 wegen Vergewaltigungen an Frauen zwischen September 1987 und Februar 1989 zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt worden, wobei er während des gesamten Prozesses seine Unschuld beteuert hatte und 1993 wegen guter Führung vorzeitig entlassen worden war. Die Vergewaltigungsopfer Patrica Khumalo und Buyiswa Doris Swakamisa sagten auch während seines späteren Mordprozesses aus. Sithole war jedoch untergetaucht und setzte seine Taten zwischenzeitlich in Cleveland fort. Eine weitere Leiche wurde am 3. Oktober 1995 entdeckt. Am selben Tag erhielt die in Gauteng erscheinende Zeitung The Star einen Anruf von einem Mann, der behauptete, der Serienmörder zu sein. Da er über Informationen verfügte, die der Öffentlichkeit unbekannt waren, ging die Polizei davon aus, dass es sich um Sithole handelte. Ein Versuch, ein Treffen mit ihm zu vereinbaren, scheiterte jedoch. In den folgenden zehn Tagen wurden drei weitere Leichen entdeckt, weshalb die Polizei über die Medien eine Öffentlichkeitsfahndung nach Sithole einleitete. Bei dem Versuch, Kontakt mit Familienangehörigen aufzunehmen, wurde Sithole am 18. Oktober 1995 von verdeckten Ermittlern gestellt und bei einem Fluchtversuch angeschossen. Noch in einem Krankenhaus in Pretoria gestand er gegenüber den Ermittlern zahlreiche Morde.
Verhandlung und Urteil
Zu Prozessbeginn am 21. Oktober 1996 vor dem Amtsgericht in Brakpan wurden 38 Mordfälle, begangen zwischen Juli 1994 und November 1995, darunter an dem zweijährigen Sohn einer der von ihm getöteten Frauen, wobei neun der Opfer nicht identifiziert werden konnten[4], sowie 40 Vergewaltigungen und sechs Raubdelikte zur Anklage gebracht, wobei Sithole am 3. November 1995 in das Gefängnis von Boksburg überstellt wurde. Eine detaillierte Untersuchung zeigte seine Verbindung zu jedem der ermordeten Opfer auf und umfasste Aussagen über die angeblichen Jobangebote und die spezifischen Techniken, mit denen er seine Opfer anlockte. Sithole beklagte, dass ihm im Krankenhaus ein Rechtsbeistand verweigert worden sei und er als Sündenbock herhalten müsse, wobei er auf die nicht identifizierten Opfer einging. Er plädierte schließlich in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig.
Am 3. Dezember 1996 legte die Staatsanwaltschaft ein Video vor, das während Sitholes Inhaftierung heimlich aufgenommen worden war und in dem er offen 29 Morde zugab. Er beschrieb dabei seine Vorgehensweise recht detailliert, behauptete jedoch, erst im Juli 1995 mit dem Töten begonnen zu haben. Die Rechtmäßigkeit der Zulässigkeit dieses Videos führte zu einer Verzögerung des Prozesses bis zum 29. Januar 1997. Technische Probleme sowie Sitholes ursprüngliches Geständnis führten dazu, dass sich der Prozess bis zum 29. Juli 1997 hinzog, als der Richter schließlich entschied, dass die Beweise zulässig seien. Der Fall umfasste zudem auch die Aussagen von mehr als 140 Zeugen. Die Anklage schloss ihre Beweisführung schließlich am 15. August 1997.[5]
Am 4. Dezember 1997 wurde Moses Sithole in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und am nächsten Tag von Richter David Carlewis zu 2410 Jahren Gefängnis verurteilt, ohne die Möglichkeit einer Bewährung in den folgenden 930 Jahren, wobei es sich um die höchste, jemals in Südafrika ausgesprochene Freiheitsstrafe handelte.[6][7] Laut der forensischen Psychologin Micki Pistorius habe die Tatmotivation von Sithole darin bestanden, psychische Folter und Einschüchterung gegenüber seinen Opfern auszuüben. So habe er noch lebende Opfer mit der Absicht, ihnen ihr Schicksal vor Augen zu führen, an Orte gebracht, an denen sich Leichen seiner vorherigen Taten in verschiedenen Stadien der Verwesung befanden, einige noch deutlich gefesselt.[8]
Weblinks
- Moses Sithole, Biography.com
- Moses Sithole in der Notable Names Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Moses Sithole: The Terrifying Legacy of American Serial Killers
- ↑ Serial killer takes on government
- ↑ Moses Sithole
- ↑ Timeline - Crime Files
- ↑ South African Found Guilty of 38 Murders
- ↑ Moses Sithole: South Africa's Worst Serial Killer
- ↑ South African serial killer gets two-thousand years in jail
- ↑ Why do Serial Killers return to the Scene of a Crime?