Moos-Nabelmiere

Moos-Nabelmiere

Moos-Nabelmiere (Moehringia muscosa)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Tribus: Alsineae
Gattung: Nabelmieren (Moehringia)
Art: Moos-Nabelmiere
Wissenschaftlicher Name
Moehringia muscosa
L.

Die Moos-Nabelmiere[1] (Moehringia muscosa), auch Moosmiere genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nabelmieren (Moehringia) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) Sie ist eine der wenigen Pflanzenarten der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) mit vierzähligen Blüten.

Beschreibung

Habitus am natürlichen Standort im Grazer Bergland
Illustration aus Atlas der Alpenflora

Vegetative Merkmale

Moos-Nabelmieren sind lebhaft grüne, ausdauernde krautige Pflanzen und erreichen Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimetern. Sie bilden lockere Rasen. Ihr Stängel ist dünn und sparrig verzweigt.

Die Laubblätter sind bei einer Länge von 1 bis 3 Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 1,2 Millimetern schmal-linealisch mit einer kurzen Stachelspitze.

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis September. Die wenigen Blüten sind locker in zymösen Blütenständen angeordnet.

Die zwittrigen Blüten sind immer vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier Kelchblätter sind bei einer Länge von 2,5 bis 3,5 Millimetern zugespitzt und hautrandig. Die weißen, länglich-eiförmigen, ganzrandigen Kronblätter sind etwa anderthalbmal so lang wie die Kelchblätter. Es sind zwei Kreise mit je vier acht Staubblättern und drei Griffel vorhanden.

Der rundlich-nierenförmige Samen ist 1,2 bis 1,5 Millimeter lang mit einem weißen, etwa 1 Millimeter breiten Anhängsel („Caruncula“, Elaiosom).

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[2]

Gelegentlich finden sich Bastarde von Moehringia ciliata × Moehringia muscosa und Moehringia bavarica × Moehringia muscosa, die etwa zur Hälfte Blüten mit vier und mit fünf Kronblättern aufweisen.

Ökologie

Die Moos-Nabelmiere ist wie alle anderen Nabelmieren eine Myrmekochore, d. h. ihre Samen werden durch Ameisen ausgebreitet. Die weißen Anhängsel (Elaiosomata, Curunculae) der Samen dienen den Ameisen als Nahrung. Die Curuncula enthält große Fett-, Zucker- und Eiweiß-haltige Futterzellen für die Ameisen. Nach innen verhindern Oxalatdrusen den an dieser Stelle nicht durch eine harte Samenschale geschützten Samen vor einem weiteren Vordringen der Ameisen.[3]

Vorkommen

Die Moos-Nabelmiere gedeiht in europäischen Gebirgen von Spanien, Frankreich, Italien (bis Sizilien), die Alpen, Jura, Karpaten bis zum nordwestlichen Balkan. Es gibt ursprüngliche Vorkommen in Spanien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Montenegro, Albanien, Bulgarien und Rumänien.[4] In den nördlichen und südlichen Kalkalpen ist die Moos-Nabelmiere häufig, jedoch in den Zentralalpen nur zerstreut. Nach Friedrich in Gustav Hegi komme die Moos-Nabelmiere im Schwarzwald in der Wutachschlucht vor.[3] Nach der floristischen Kartierung Baden-Württembergs finden sich dafür aber keine Nachweise.[5] In Österreich fehlt die Moos-Nabelmiere in Wien und im Burgenland.

Standorte dieser kalksteten Pflanze sind meist feuchte, beschattete Felsen und Felsschutt. Die Moos-Nabelmiere gedeiht von der montanen bis in die subalpine Höhenstufe. Sie ist eine Charakterart des Verband Cystopteridion-, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Ordnung Thlaspietalia rotundifolii vor.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[7]

Taxonomie

Der wissenschaftliche Name Moehringia muscosa wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 359 erstveröffentlicht.[8] Das Artepitheton muscosa leitet sich vom lateinischen Wort muscus „Moos“ ab und bezieht sich auf den moosartigen Habitus von Moehringia muscosa.

Quellen

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 320.
  • Hans-Christian Friedrich: Moehringia. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band III. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 1 (Phytolaccaceae – Portulacaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1979, ISBN 3-489-60020-7, S. 869–870 (erschienen in Lieferungen 1959–1979).

Einzelnachweise

  1. Moehringia muscosa L. (Moos-Nabelmiere). auf FloraWeb.de
  2. G. Halliday, S. N. Hind: Moehringia. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 151 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Hans-Christian Friedrich: Moehringia. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band III. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 1 (Phytolaccaceae – Portulacaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1979, ISBN 3-489-60020-7, S. 856–857 (erschienen in Lieferungen 1959–1979).
  4. Karol Marhold (2011+): Caryophyllaceae. Datenblatt Moehringia muscosa In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Siegmund Seybold: Caryophyllaceae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2., ergänzte Auflage. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3322-9, S. 375.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 385–386.
  7. Moehringia muscosa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. März 2021.
  8. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 359 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D359%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
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