Monitor (Fernsehmagazin)

Fernsehsendung
Titel MONITOR
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Politmagazin
Erscheinungsjahre seit 1965
Länge 30 Minuten
Titelmusik The Alan Parsons ProjectLucifer
Produktions­unternehmen Westdeutscher Rundfunk
Premiere 21. Mai 1965 auf Deutsches Fernsehen
Moderation Hauptmoderator

Vertretung
Achim Pollmeier

Moderator Georg Restle

Monitor ist ein deutsches Fernsehmagazin der ARD mit überwiegend politischen Themen. Schwerpunkt ist die deutsche Innenpolitik. Es wird vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) produziert.

Monitor wurde 1965 von Claus Hinrich Casdorff gegründet sowie bis 1981 geleitet und moderiert (mit einer Unterbrechung der Redaktionsleitung von 1973 bis 1975).

Das aktuelle Titellied von Monitor basiert auf Lucifer von The Alan Parsons Project.

Sendeplatz

Der Sendeplatz von Monitor, wie der der anderen ARD-Politmagazine auch, wurde in den letzten Jahrzehnten häufig geändert. Aktuell wird die Sendung im Wechsel mit Panorama und Kontraste am Donnerstag um 21:45 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Mit diesem Sendeplatz einher ging eine Kürzung auf 30 Minuten Länge. Andere Termine der letzten Jahre waren Donnerstag 20:15 Uhr und 21:00 Uhr. Auf tagesschau24 wird die Sendung freitags um 20:15 wiederholt.

Die Redaktionsleiter/Moderatoren

Berichte mit großer Resonanz

Große Aufmerksamkeit erreichte Monitor in den letzten Jahren unter anderem mit seinen Berichten über die Verwendung völkerrechtlich geächteter Waffen im Kosovo und im Irakkrieg sowie seinen Satiren am Ende der Sendung. Eine besonders starke Reaktion erzielte die „Lottozahlen-Satire“ 1994, in der Bundesfinanzminister Theo Waigel eine Manipulation der Ergebnisse unterstellt wurde. Diese veranlasste den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl im Bundestag zu kritischen Bemerkungen über die Zukunft der gesamten ARD.

Eine große Wirkung hatte ein Beitrag über Würmer im Speisefisch am 28. Juli 1987. Da die Sendung unmittelbar nach einem Fußballspiel lief, hatte der Bericht ein Millionenpublikum erreicht und der Fischverkauf verzeichnete bundesweit starke Einbußen. Pleiten und Entlassungen waren ebenso die Folge wie eine Gesetzesänderung zur Fischverarbeitung. 1997 sendete Monitor einen Bericht, dass immer noch regelmäßig Würmer im Fisch seien, ohne eine solche Öffentlichkeitswirkung zu erzielen.[4][5]

2004–2010 gewann Monitor in allen Instanzen einen langjährigen Prozess gegen die Diener Jesu und Mariens und die Katholische Pfadfinderschaft Europas, der in der Sendung vom 22. Juli 2004 judenfeindliche Aussagen vorgeworfen wurden. 2009 wurde der Bericht nochmals veröffentlicht.[6][7][8][9]

Ein kritischer Bericht über die Riester-Rente verursachte 2008 große Aufmerksamkeit. In der Sendung wurde thematisiert, dass das angesparte Kapital einer Riester-Rente, bei Bezug der Grundversorgung im späteren Rentenalter, angerechnet wird.[10] Monitor berechnete anhand der Zahlen der Rentenversicherung, dass sich für weite Teile der Bevölkerung (beispielhaft anhand eines Durchschnittsverdieners, der 32 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt und nebenher noch Riester-Rente angespart hat) die Riester-Rente nicht lohne.[11][12] Der Bericht führte dazu, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Pressemitteilung veröffentlichte und den Beitrag als falsch bezeichnete, ebenso widersprach die Deutsche Rentenversicherung.[11] Das Ministerium und die Rentenversicherung begründeten ihren Widerspruch damit, dass es neben der Rente noch andere Einkünfte geben kann, zum Beispiel Mieteinnahmen, Zinsen, Lebensversicherungen und ähnliches, weswegen das von Monitor beschriebene Problem weniger erheblich sei und sich die Riester-Rente auch für Geringverdiener lohne.[11] Das Magazin Focus veröffentlichte wegen des Berichts eine Reihe von Kritiken an Monitor.[13][14] Unter anderem kritisierte Kayhan Özgenc, dass Monitor den Bürgern indirekt empfehle, lieber auf Sozialleistungen zu setzen als zu versuchen, ihren Lebensunterhalt durch eigene Einnahmen zu decken.[15] Walter Riester kritisierte die journalistischen Methoden des Magazins, unter anderem da ein Interview mit ihm nicht gesendet wurde. Monitor widersprach dieser Kritik, anstatt des Interviews mit Riester habe man sich entschieden, die politisch Verantwortlichen zu Wort kommen zu lassen, also Arbeitsminister Olaf Scholz und Bert Rürup. Der stern verwies darauf, dass der Kernaussage des Monitor-Beitrags, dass sich die Riester-Rente bei einem Teil nicht lohne, jedoch von Riester nicht widersprochen wurde.[11]

Studio M

Seit 2019 wird in der ARD-Mediathek und auf YouTube sowie in Audioform in der ARD-Audiothek und bei anderen Podcastanbietern das Tochterformat Studio M (Eigenschreibweise StudioM) veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um eine politische Talkshow. Die Ausgaben dauern meist etwa eine Stunde.

Auszeichnungen

Kritik und Rezeption

In den frühen 1990er Jahren berichtete Monitor, anknüpfend an ähnliche Berichte aus Großbritannien und Nordirland, von einer Häufung von Fehlbildungen von Neugeborenen in einer Region an der Nordseeküste. Dem wurde jedoch von der Interessengemeinschaft Arm- und Handfehlbildungen und Eberhard Passarge (Uni Essen) widersprochen, eine besondere Häufung (häufiger als mögliche Schwankungen) solcher Fälle sei in Küstennähe nicht aufgefallen.[18] Der Tourismus der Region hatte laut Konken hernach Einbußen zu verzeichnen.[19]

Das Magazin machte im Rahmen der Berichterstattung über den GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen am 27. Juni 1993 gemeinsam mit dem Magazin Der Spiegel schwere Fehler.[20][21][22] Am 1. Juli 1993 behauptete Monitor, dass der RAF-Terrorist Wolfgang Grams beim Einsatz der Anti-Terror-Einheit GSG-9 in Bad Kleinen am Tatort regelrecht hingerichtet worden sei, was auch ein Obduktionsbefund bestätigen sollte.[23] Wenig später wurde allerdings bekannt, dass dieser Bericht falsch war. Beim Spiegel erfolgte eine Aufarbeitung der damals falsch verbreiteten Berichte.[23]

Im Rahmen der Fracking-Debatte warf Ende 2014 das NDR-Magazin Panorama dem Monitor vor, Fakten zu unterschlagen, um anschließend unrichtige Unterstellungen zu folgern und schließlich unlogische Schlüsse zu ziehen.[24]

Ein Kommentar in der FAZ kritisierte 2023 Monitors Social-Media-Posts, welche häufig ideologisch geprägt seien und Restles Meinung als Maß der Dinge präsentierten. Anstoß war ein Monitor-Post, welcher den Begriff „Klimawandel“ als „verharmlosend“ framte.[25]

Anlässlich des 60-Jährigen Jubiläums von Monitor sprach Michael Friedman 2025 eine Laudatio und sah in dem Magazin das „Fragezeichen des Journalismus gegen die Ausrufezeichen der Totalitären“ mit der Grundhaltung „der Menschenrechte und der Demokratie“. „Wir brauchen Sie“, führte er an Monitor gerichtet aus.[26]

Einzelnachweise

  1. a b „Man muss die Gäste mit Situationen überraschen, mit denen sie nicht rechnen.“ Claus-Hinrich Casdorff über die Kunst des journalistischen Fragens und die Notwendigkeit langer Sendestrecken im Gespräch mit Peter von Rüden in Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte, herausgegeben von Peter von Rüden und Hans-Ulrich Wagner. Vom NWDR zum WDR Gespräche zur Programmgeschichte, Heft 3, März 2005, Hans-Bredow-Institut, Interview vom 5. Juni 2002, abgerufen am 5. Januar 2020.
  2. a b c WDR-Pressemitteilung: „Monitor“-Gründer Claus Hinrich Casdorff gestorben. Pleitgen: „Er hat Standards für den deutschen Journalismus gesetzt“, archiviert auf presseportal.de, abgerufen am 5. Januar 2020.
  3. rp-online.de, Zum 500. Mal "Monitor" in der ARD, abgerufen am 8. März 2022
  4. Kotz, würg. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1987 (online)., abgerufen am 8. März 2022
  5. Fangflotte auf Fahrt. In: Die Zeit, Nr. 37/1989, abgerufen am 8. März 2022
  6. „Răspopiţi“ catolici din Austria păcătuiesc în România. Adevărul, 4. Mai 2010.
  7. Georg Restle: Katholischer Fundamentalismus: Pfadfinder auf Abwegen. (PDF; 82 kB) Monitor (22. Juli 2004), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. September 2012; abgerufen am 23. September 2009.
  8. Antwort von Monitor auf Twitter. 18. Januar 2018.
  9. Georg Restle: Katholischer Fundamentalismus: Pfadfinder auf Abwegen. (Memento des Originals vom 14. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dpsg-paderborn.de Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg Paderborn 4. Quartal 2009, S. 15.
  10. Diana Wehlau: Lobbyismus und Rentenreform: Der Einfluss der Finanzdienstleistungsbranche auf die Teil-Privatisierung der Alterssicherung. Springer, 2009, S. 16.
  11. a b c d Lutz Kinkel: Heiße Debatte um "Monitor"-Beitrag, stern.de, 11. Januar 2008.
  12. Monitor: Trotz Riester-Rente keinen Euro zusätzlich – Interne Berechnungen der Deutschen Rentenversicherung wecken Zweifel am Nutzen der Riester-Rente. In: presseportal.de. 10. Januar 2008, abgerufen am 23. Juni 2016.
  13. Riester kritisiert ARD, focus.de, 11. Januar 2008.
  14. Ministerium poltert gegen ARD, focus.de, 11. Januar 2008.
  15. Kayhan Özgenc: Anleitung zum Staatsbetrug, focus.de, 17. Januar 2008.
  16. Wirtschaftsfilmpreis für MONITOR-Beitrag über Managergehälter. WDR, 4. November 2015, abgerufen am 4. November 2015.
  17. Die Preisträger des 10. Marler Medienpreises Menschenrechte. Amnesty International, 13. Oktober 2017, abgerufen am 31. Oktober 2017.
  18. Fehlalarm an der Waterkant? In: Der Spiegel. Nr. 12, 1994 (online)., abgerufen am 8. März 2022
  19. Michael Konken: Stadtmarketing. Kommunikation mit Zukunft. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2004, ISBN 3-89977-105-2, S. 50.
  20. Was beim Einsatz gegen die RAF in Bad Kleinen wirklich geschah. In: Die Welt. 3. September 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  21. Heribert Prantl: 20 Jahre RAF-Desaster in Bad Kleinen: Erschütternder Einsatz. In: sueddeutsche.de. 27. Juni 2013, abgerufen am 25. Juni 2025: „Die These vom Staatsmord an Grams war vor allem vom Fernsehmagazin Monitor und vom Spiegel verbreitet worden. Dieser Verdacht ist zwar mittlerweile ausgeräumt - Grams hat sich in aussichtsloser Situation selbst erschossen -, gleichwohl bleibt Bad Kleinen eine der verheerendsten Pannen der deutschen Fahndungsgeschichte.“
  22. Frank Bachner: GSG-9-Einsatz: Bad Kleinen: Desaster mit Todesfolge. In: Der Tagesspiegel Online. 12. Juni 2011, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 6. Juli 2025]): „Das ARD-Magazin Monitor und der Spiegel präsentierten jeweils eine Zeugenaussage, nach der Grams erschossen wurde, als er auf dem Gleis lag. Beide Aussagen stellen sich als falsch heraus. Der Monitor-Mitarbeiter arbeitete nach den Angaben einer Kioskbesitzerin selber eine Erklärung aus und ließ sie von der aufgewühlten Frau unterschreiben. Später dementierte sie diese Angaben, gegenüber der Polizei redete sie völlig konfus. Und der Spiegel-Zeuge log in sieben Punkten.“
  23. a b Welche Rolle spielte „Monitor“ beim Bad-Kleinen-Skandal? In: Die Welt. 5. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
  24. Fracking-Debatte: Panorama antwortet Monitor, ndr.de, 6. Oktober 2014.
  25. Michael Hanfeld: WDR-Monitor postet Ratgeber zu besserer Klima-Sprache auf Instagram. In: FAZ.NET. 9. August 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. August 2023]).
  26. Jan Freitag: Politikmagazin Monitor: So hat sich die ARD-Sendung in 60 Jahren verändert. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 30. Mai 2025, abgerufen am 11. Juli 2025.