Moltkestraße 10 (Gütersloh)

Haus Moltkestraße 10 in Gütersloh (2019)

Das Gebäude Moltkestraße 10 ist ein Baudenkmal im historischen Stadtkern von Gütersloh.[1] Es wurde 1892–1893 für die neu gegründete örtliche Nebenstelle[2] der Deutschen Reichsbank errichtet und nach 1945 von der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen genutzt. Von 1985 bis 1990 war das Haus im Besitz der Bertelsmann Stiftung, heute wird das Gebäude durch den Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh genutzt.[3][4][5]

Geschichte

19. Jahrhundert

Die Inbetriebnahme der Köln-Mindener Eisenbahn (1847) hatte positive Auswirkungen auf die Wirtschaft Ostwestfalens. In den Städten und Gemeinden entlang der Strecke entstanden zahlreiche Industriebetriebe, die teilweise bis heute bestehen. Um die Geschäfte finanziell abzusichern, forderten Gütersloher Unternehmer in den 1880er-Jahren zusätzlich die Errichtung einer Nebenstelle der Reichsbank.

Für diese Nebenstelle war zunächst der Kauf zweier bestehender Gebäude im Gespräch, später entschied man sich für einen Neubau. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte 1892 schließlich dem Erwerb zweier Parzellen an der ehemaligen Präckerstraße (heute Moltkestraße) zu. Diese befanden sich zuvor im Besitz der Witwe Wilhelm Schlupmanns.[6] Der Vertrag zwischen dem Magistrat der Stadt Gütersloh und der Reichsbank über die Baumaßnahmen wurde im August desselben Jahres unterzeichnet.

Die Bauarbeiten führte Privatbaumeister Bärtels (Bielefeld) aus.[7] Die Errichtung des Gebäudes dauerte bis Oktober 1893 und kostete 37.520,37 Mark. Vor Eröffnung der neuen Nebenstelle hatte die Reichsbank den Geschäftsbetrieb in einer provisorischen Unterkunft an der Chausseestraße (heute Unter den Ulmen) aufgenommen.

20. Jahrhundert

In den Jahren 1923/1924 kam es zu größeren Umbauten des Gebäudes. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzte die Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen das Gebäude ebenfalls als Bankhaus. In den 1970er und 1980er Jahren wurde es aber zunehmend zu klein und entsprach nicht mehr den modernen Erfordernissen. Daher stellte Landeszentralbank das Gebäude zum Verkauf und zog in einen Neubau an der Bismarckstraße bzw. Hohenzollernstraße.

1982 beabsichtigte die Stadt Gütersloh, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen. Nach einem Einspruch der Landeszentralbank wurde letztlich nur die Fassade als denkmalwert bestätigt, da das Innere aufgrund der Umbauten in den 1950er Jahren nicht erhaltenswert erschien.

Ende 1985 erwarb die Bertelsmann Stiftung das Gebäude. Unter Erhalt der repräsentativen Fassade fanden erneut umfangreiche Umbauarbeiten im Inneren statt. Mit dem Auf- und Ausbau der Stiftungsarbeit unter Hans-Dieter Weger wurde das Haus aber ebenfalls zu klein. Die Bertelsmann Stiftung errichtete daher einen Neubau an der Carl-Bertelsmann-Straße, wo auch der Bertelsmann-Konzern seine Hauptverwaltung hat. Das Gebäude Moltkestraße 10 wurde 1990 an die Evangelische Kirche verkauft. Der Kirchenkreis nutzt das Gebäude bis heute, zeitweise waren Flächen an die Volksbank Bielefeld-Gütersloh vermietet.

Beschreibung

Das Grundstück Moltkestraße 10 ist rund 1022 m2 groß, davon wurden rund 349 m2 überbaut. Das Gebäude selbst wurde als Massivbau in Ziegelmauerwerk auf Beton-Fundamenten ausgeführt. Es umfasst ein Keller- bzw. Untergeschoss, ein Erdgeschoss, ein Obergeschoss und ein Dachgeschoss. Die Geschossdecken sind im Keller-/Untergeschoss als massive Kappendecken ausgeführt und im Erd und Obergeschoss als Holzbalken-Decken mit Dielenboden. Das Dach aht eine Schieferdeckung.

Die Nutzflächen des Keller-/Untergeschosses, des Erdgeschosses und des Obergeschosses sind jeweils ca. 250 m2 groß. Das Dachgeschoss teilt sich in einen ausgebauten (unter 100 m2) und einen nicht ausgebauten Teil. Ein in den 1950er Jahren als Wohnung errichteter Anbau ist nicht mehr vorhanden, die Fläche wird heute als Parkplatz genutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Stephan Grimm: Vor 100 Jahren. Gütersloh erhält eine Reichsbanknebenstelle. In: Heimatverein Gütersloh (Hrsg.): Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, Vergangenheit und Gegenwart in Wort und Bild, Nr. 36/37 (1992), S. 779–785.

Einzelnachweise

  1. Hort des Geldes und Herberge für Gesellen. In: Neue Westfälische vom 3. September 2014, S. 11.
  2. Die Niederlassungen / Filialen der Deutschen Reichsbank waren in drei Hierarchiestufen untergliedert: Reichsbank-Hauptstellen, Reichsbank-Stellen und Reichsbank-Nebenstellen.
  3. Ein Schnäpschen zum Richtfest. In: Verler Zeitung vom 17. Juni 2017, S. 16.
  4. Überraschungen in Bausubstanz. In: Westfalen-Blatt vom 28. März 2018, S. 17.
  5. Neue Gebäude des Kirchenkreises fertig. In: Bielefelder Tageblatt vom 23. November 2018, S. 24.
  6. Grundstücks- und Gebäudebeschreibung des reichsbankeigenen Hausgrundstücks der Nebenstelle in Gütersloh vom 1. Februar 1925
  7. Rundverfügung Nr. 21/48 der Reichsbank Bielefeld vom 23. Februar 1948