Mohammad Hashem Cheshti

Mohammad Hashem Cheshti, auch Ustad Mohammad Hashem oder Ustad Mohammed Hashem Chishti (* 1934[1][2] in Kabul; † 1994 in Deutschland), war ein afghanischer Komponist und Musiker. Er spielte Tabla, Sitar, Gitarre, Harmonium und Sarod und trug den Ehrentitel Ustad (Meister).

Leben und Werk

Mohammad Hashem Cheshti stammte aus einer Familie, deren Mitglieder, ursprünglich aus Indien, Mitte des 19. Jahrhunderts als Musiker an den Hof von Schir Ali Khan nach Afghanistan kamen.[1][3] Seit Generationen werden die klassische afghanische Musik und der indische Gesang in der Familie Cheshti, auch Chishti, weitergegeben.[4][3] Sie lebt in Kabuls altem Musikerviertel Kharabat, in dem auch Mohammad Hashem Cheshti zur Welt kam und aufwuchs.[5] Mohammad Hashem Cheshtis Vater war Cha-cha Mahmud (Ustad Mahmud), einer der ersten bei Radio Afghanistan angestellten Tablaspieler.[6]

Ustad Hashem hat nicht nur bei seinem Vater, sondern vor allem bei dem als legendär geltenden Ustad Mian Qadir Bakhsh gelernt, der zur Punjab-Gharana gehörte. Auch Ustad Hashem selbst wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter und Lehrer dieses in Afghanistan vorherrschenden klassischen Tablastils.[6] Er war auch der Lehrer und Mentor der Sängerin Mahwash, der einzigen Frau, die, seit 1977, den Titel Ustad trägt, für die er zahlreiche Lieder schrieb.[3]

Er gab zahlreiche Konzerte in Afghanistan, Iran, Tadschikistan, Pakistan, Indien sowie in Europa und den Vereinigten Staaten. Auf einer USA-Reise mit seinen jüngeren Brüdern Asif und Arif im Jahr 1977 wurde bei einer Aufführung in New York die Sufi-inspirierte Komposition The Dance of the Wounded mitgeschnitten, die noch auf SoundCloud zu hören ist.[7]

Nach Beginn des Afghanischen Bürgerkriegs 1979 blieben die Cheshti-Brüder zunächst in Kabul, emigrierten später jedoch nach London (Asif) und Pakistan (Arif); Mohammad ging nach Deutschland.[3]

1994 wurde Mohammad Hashem Cheshti von einem seiner Schüler ermordet. Er wurde auf dem Nordfriedhof in Bonn beerdigt.[8] Bei nicht vorhandener amtlicher Geburtsurkunde aus Afghanistan wurde als Datum der Geburt der 1. Januar 1930 angenommen[9] und so auch auf dem Grabstein ausgewiesen.

Mohammad Hashem Cheshtis Sohn, der Tablaspieler Shams Hashemi Mahmoud, ist als Musiker ebenfalls in Deutschland bekannt.[4]

Einzelnachweise

  1. a b Ahmad Sarmast: A Survey of the History of Music in Afghanistan (Diss. Monash University of Australia 2004). VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-639-13150-5, S. 181.
  2. Michael Lindsey: Familial Frontiers: Researching with Hindustani Musicians in Kabul. In: Nafay Choudhury und Annika Schmeding (Hrsg.): Frontier Ethnograhies. Berghahn Books, New York / Oxford 2025, ISBN 978-1-80539-759-5, S. 170.
  3. a b c d John Baily: Cry freedom. In: The Guardian. 11. März 2002, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 21. August 2025]).
  4. a b Jazz Meets Tabla. Abgerufen am 21. August 2025 (deutsch).
  5. Was das Musikverbot der Taliban mit Afghanistan und seiner Bevölkerung macht. Abgerufen am 21. August 2025 (österreichisches Deutsch).
  6. a b Michael P. Lindsey: Melodies for Drums: Creativity and Emotion in South Asian Ṭhekā Drumming. University of California Santa Cruz (Diss.), September 2020, S. 226.
  7. Farhad Azad: The Dance of the Wounded. In: Aftaab Magazine. 13. April 2018, abgerufen am 20. August 2025 (englisch).
  8. Ayina TV تلویزیون آئینه: مراسم تدفین استاد محمد هاشم چشتی The Funeral of Ustad Hashem. 7. Februar 2021, abgerufen am 20. August 2025.
  9. ademola adetunji: Warum haben viele Menschen mit Migrationsgeschichte am 1. Januar Geburtstag? In: tuenews. 1. Januar 2021, abgerufen am 4. September 2025.