Mittelhembach

Mittelhembach
Koordinaten: 49° 18′ N, 11° 6′ O
Höhe: 340 m ü. NHN
Einwohner: 212 (31. Dez. 2021)[1]
Postleitzahl: 90596
Vorwahl: 09170
Mittelhembach aus südöstlicher Richtung

Mittelhembach (fränkisch: Middlhämmba[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Schwanstetten im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3] Mittelhembach liegt in der Gemarkung Leerstetten.[4]

Lage

Das Haufendorf liegt einen Kilometer westlich von Schwand und ist größtenteils von Wald umgeben. Der Hembach fließt südlich am Ort vorbei und unterquert hier in einem stattlichen 120 Meter langen und 9 Meter tiefen Düker den Main-Donau-Kanal, der den Ort westlich begrenzt. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt den Kanal überbrückend und die Bundesstraße 2 unterquerend nach Rednitzhembach (1,6 km westlich) bzw. zur Kreisstraße RH 1 (0,3 km südlich). Ein Wirtschaftsweg führt nach Harm (1,3 km nördlich).[5]

Geschichte

Der Ort wurde vermutlich im 12. Jahrhundert gegründet. Im burggräflichen Urbar des Jahres 1363 als „Mittelhembach“ erstmals schriftlich erwähnt. Der Ort bestand damals aus drei Huben.[6] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist das Hydronym ‚Hembach‘, das sich auch bei den Orten Dürren-, Ober- und Rednitzhembach wiederfindet, und ‚Bach mit Hühnern‘ bedeutet.[7] 1623 bestand der Ort aus vier Untertansfamilien, die alle ansbachisch waren. In der Vetter’schen Oberamtsbeschreibung des Jahres 1732 bestand der Ort aus fünf Anwesen und einem Hirtenhaus.[6]

Im Jahre 1757 wurde eine Witwe, die ihr fünfjähriges Kind vergiftet hatte, am Richtamt Schwand angeklagt und mit dem Schwert enthauptet.[8]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Mittelhembach aus 5 Anwesen (4 Ganzhöfe, 1 Halbhof) und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht sowie die Dorf- und Gemeindeherrschaft und Grundherrschaft über alle Anwesen übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Schwand aus.[9][10][11]

Von 1797 bis 1808 unterstand Mittelhembach dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. 1806 kam der Ort an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Mittelhembach dem Steuerdistrikt Leerstetten und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Leerstetten zugeordnet.[12] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern, wurde Mittelhembach am 1. Mai 1978 nach Schwanstetten eingemeindet.[13]

Baudenkmäler

In Mittelhembach gibt es zwei Baudenkmäler:[14]

  • ein Sühnekreuz aus dem 15. Jahrhundert
  • ein Bildstock, 17/18. Jahrhundert

Diese waren beim Bau des Main-Donau-Kanales in Gefahr, abzugehen, wurden deshalb transloziert und stehen heute in der Ortsmitte.[15][16]

Einwohnerentwicklung

Jahr 001623 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002008 002014 002021
Einwohner 45  *53 52 57 47 42 32 37 62 49 80 176 235 217 212
Häuser[17]  *9 11 11 11 8 10 10 50
Quelle [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [1]
* 
inklusive Hagershof

Religion

Mittelhembach ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach St. Johannes der Täufer (Schwand bei Nürnberg) gepfarrt.[9][26] Die Katholiken sind nach Heilig Kreuz (Plöckendorf) gepfarrt.[29]

Heute

Die heutige Bebauung ist durchwegs neuzeitlich, obwohl einige der Gebäude noch Fachwerkbauweise zeigen. Das Gasthaus im Ort besteht aus massiven Sandsteinquadern und hat einen kleinen Biergarten. Am Ort wird ein kleiner Reiterhof mit 32 Boxen und eigenem Vereinsheim, ein Zuchtgehege für Rotwild, eine Rassehundezucht und weitere vielfältige Land- und Forstwirtschaft betrieben. Der Motorsportclub Leerstetten hat seit 1983 in Mittelhembach sein Vereinsheim und Gelände, hier werden u. a. Stock-Cars zusammengeschweißt. Am Hembach wird gelegentlich geangelt, jedoch findet keine umfangreiche Fischzucht statt, da das Gewässer westlich von Schwand als kritisch belastet gilt.[30] Auf den Dächern Mittelhembachs sind mehrere solarelektrische Anlagen mit einer Gesamtleistung von 50 kWh installiert. Einen Kilometer südlich des Ortes befindet sich die Schleuse Leerstetten, die ebenso wie die nachfolgenden in Eckersmühlen und Hilpoltstein, mit jeweils fast 25 Metern Hubhöhe als die drei höchsten Schleusen Europas gelten. Am Ort befindet sich eine Slipstelle zum Einsetzen von Sportbooten in den Main-Donau-Kanal. Die Haltung Eibach, an der Mittelhembach liegt, wird zeitweise auch intensiv freizeitlich genutzt, bspw. für Ruderregatten des Rudervereins 1880 Nürnberg[31], für Badefreuden, Grillabende aber auch zur Hundeabrichtung.

Literatur

Commons: Mittelhembach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Nahverkehrsplan Landkreis Roth. (PDF; 9,8 MB) Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH, S. 67, abgerufen am 26. September 2024.
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 30. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: mídlhęmbɒ.
  3. Gemeinde Schwanstetten, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. a b F. Eigler: Schwabach, S. 268f.
  7. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 30.
  8. Urgicht und Urtheil entgegen Barbara Mainetsbergerin eines Maurers Gesellen Andreas Mainetsbergers zu Mittelhembach hinterbliebene Wittib ..., welche wegen begangener Vergiftung ihres leiblichen Kindes Dienstags den 11. April 1758 allhier in Schwabach mit dem Schwerd hingerichtet worden. Mizler, 1758 (google.de [abgerufen am 25. September 2024]).
  9. a b F. Eigler: Schwabach, S. 406.
  10. Johann Bernhard Fischer: Mittelhembach. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 308 (Digitalisat).
  11. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 623f.
  12. F. Eigler: Schwabach, S. 476f.
  13. Schwanstetten > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 14. Juli 2025.
  14. Denkmalliste für Schwanstetten (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  15. Mittelhembach / OT von Schwanstetten. Abgerufen am 25. September 2024.
  16. Mittelhembach | www.museum-schwanstetten.de. Abgerufen am 25. September 2024.
  17. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  18. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 59 (Digitalisat).
  19. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 236 (Digitalisat).
  20. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  21. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1188 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1260 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1298 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
  29. Pfarrverband Leerstetten-Schwanstetten-Wendelstein. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 14. Juli 2025.
  30. Hembach auf der Gewässerkarte des LKr Roth
  31. Ruderverein Katzwang (Memento vom 11. Februar 2015 im Internet Archive)