Miroirs No. 3
| Film | |
| Titel | Miroirs No. 3 |
|---|---|
| Produktionsland | Deutschland |
| Originalsprache | Deutsch |
| Erscheinungsjahr | 2025 |
| Länge | 86 Minuten |
| Altersfreigabe | |
| Produktionsunternehmen | Schramm Film Koerner Weber Kaiser GbR |
| Stab | |
| Regie | Christian Petzold |
| Drehbuch | Christian Petzold |
| Produktion | Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber, Anton Kaiser |
| Kamera | Hans Fromm |
| Schnitt | Bettina Böhler |
| Besetzung | |
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Miroirs No. 3 (englischsprachiger Titel: Mirrors No. 3) ist ein deutscher Spielfilm von Christian Petzold aus dem Jahr 2025. Das Drama stellt eine junge Pianistin in den Mittelpunkt, die nach dem Unfalltod ihres Lebensgefährten Aufnahme bei einer fremden Familie findet. Schon bald stößt sie auf dunkle Familiengeheimnisse und hinterfragt die ihr dargebrachten, scheinbar ehrbaren Motive. Die Hauptrollen übernahmen Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt und Enno Trebs. Der Titel des Films bezieht sich auf ein Klavierstück Maurice Ravels. Der Film wurde im Mai 2025 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele in Cannes uraufgeführt. Ein regulärer Kinostart in Deutschland fand Mitte September 2025 statt.
Handlung
Die ambitionierte Pianistin Laura studiert an der Universität der Künste in Berlin. Auf einem Wochenendausflug mit ihrem Lebensgefährten in die Uckermark ist sie unpässlich; er will sie zum nächstgelegenen Bahnhof fahren, verliert aber die Kontrolle über das Auto. Während Laura den schweren Unfall unverletzt überlebt, kommt ihr Freund ums Leben.
Betty, die das Geschehen beobachtet hat, nimmt Laura bei sich auf. In deren Haus am Rande eines Weilers findet sie Zuflucht, Trost und Unterstützung.[2][3][4][5] Laura beginnt im Haushalt mitzuhelfen und bietet an zu kochen. Daraufhin lädt Betty ihren Mann, Richard, und ihren Sohn, Max, zum Abendessen ein, die eigentlich absagen wollen und nur widerwillig erscheinen. Vor Ort ist der Tisch für vier Personen gedeckt, wobei die Männer noch nicht wissen, dass Laura da ist. Sie machen Betty Vorwürfe, dass sie sich wieder falsch verhält, bis Laura überraschend das Essen serviert.
Richard und Max betreiben in der Nähe eine Autowerkstatt und reparieren nun im Haus von Betty einen Wasserhahn, die Spülmaschine und die Fahrräder. Für das verstimmte Klavier kommt ein Klavierstimmer, damit Laura weiter üben kann, nachdem sie eine längere Zeit nicht gespielt hat. Bei der Nutzung der Spülmaschine geht diese in Rauch auf und Betty fährt zu Max in die Autowerkstatt. Sie kommen ins Gespräch, werden aber von Richard unterbrochen, der Laura dazu auffordert zu Betty zu fahren, die sich Sorgen machen würde. Betty sitzt allerdings entspannt auf der Veranda und lädt die ankommende Laura dazu ein, sich zu ihr zu gesellen.
Betty und Richard wollen nach Berlin fahren, um eine neue Spülmaschine zu kaufen, wobei Laura auf Nachfrage ablehnt, mitzukommen. Sie besucht Max und bringt ihm Pflaumenkuchen mit. Max will ihr beim Kaffeekochen etwas Wichtiges sagen, was ihm aber schwerfällt. Laura berührt ihn leicht an den Oberarmen, worauf er Laura wegschubst, die hinfällt und sich verletzt. Sie geht zum Fahrrad und fährt weg, während Max ihr hinterherruft, dass sie nicht seine Schwester Jelena ersetzen würde, die kürzlich Suizid begangen hat.
Laura ist geschockt davon, dass die Familie in ihr die verstorbene Tochter und Schwester gesehen hat und lässt sich von ihrem Vater abholen. Die Familie von Betty nimmt dieser Vorfall mit. Nach einer gewissen Zeit recherchiert Betty, dass Laura ein öffentliches Vorspiel an der Universität der Künste haben wird und bringt die gesamte Familie dazu, dahinzufahren. Laura erkennt sie im Publikum und spielt ihr Stück wie geübt. Zurück daheim sitzt die Familie von Betty fröhlich auf der Veranda beisammen.
Hintergrund
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Für Christian Petzold ist Miroirs No. 3 der 19. realisierte Spielfilm als Filmregisseur und Drehbuchautor. Der Titel bezieht sich auf das Stück Une barque sur l’océan (Eine Barke auf dem Ozean) aus Maurice Ravels Klavierzyklus Miroirs, einem der Schlüsselwerke des französischen Impressionismus. Erneut trat bei dem Projekt sein langjähriges Produzententeam um Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber und Anton Kaiser (Schramm Film Koerner Weber Kaiser GbR) in Erscheinung. Auch verpflichtete Petzold mit Paula Beer in der Hauptrolle der Laura, Barbara Auer, Matthias Brandt und Enno Trebs Darsteller, mit denen er bereits zuvor an Film- beziehungsweise Fernsehprojekten zusammengearbeitet hatte. Beer hatte Hauptrollen in seinen letzten drei Kinoproduktionen Transit (2018), Undine (2020) und Roter Himmel (2023) bekleidet. Bei den Dreharbeiten wurde Beer von der Berliner Konzertpianistin Adriana von Franqué unterstützt, die für den Film auch das titelgebende Musikstück sowie Frédéric Chopins Prelude No. 4 einspielte.[6]
Für Barbara Auer war es die siebte Kooperation mit Petzold nach den Kinofilmen Die innere Sicherheit (2000), Yella (2007) und Transit sowie der Krimireihe Polizeiruf 110 (Kreise, 2015; Wölfe, 2016; Tatorte, 2018), in dem sie an der Seite von Matthias Brandt zu sehen gewesen war. Brandt war zusätzlich Darsteller einer Nebenrolle in Roter Himmel. Für Enno Trebs war es die dritte gemeinsame Zusammenarbeit nach einem Statistenpart als Kellner in Undine und einer Nebenrolle in Roter Himmel.
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Paula Beer (2023) -
Barbara Auer (2018) -
Matthias Brandt (2016)
Die Dreharbeiten fanden von Ende August bis Anfang Oktober 2024 in Berlin und Brandenburg (Uckermark) statt.[7] Für die Kamera war Petzolds langjähriger Weggefährte Hans Fromm verantwortlich,[8] für den Schnitt erneut Bettina Böhler.[5]
Als Koproduzenten waren das ZDF und Arte beteiligt. Weitere Unterstützung erhielt das Filmprojekt von der Filmförderungsanstalt (Drehbuchförderung: 30.000 Euro[4], Produktionsförderung: 351.000 Euro[9]), der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (500.000 Euro[3]), dem Deutschen Filmförderfonds (693.225 Euro[10]) und dem Medienboard Berlin-Brandenburg (500.000 Euro[11]).[2]
Veröffentlichung
Die Premiere von Miroirs No. 3 (englischsprachiger Titel: Mirrors No. 3) fand am 17. Mai 2025[5] im Rahmen der Internationalen Filmfestspielen in Cannes statt. Dort wurde Petzolds Regiearbeit in die unabhängig vom Festival veranstaltete Nebenreihe Quinzaine des Cinéastes aufgenommen.[12] Die deutsche Erstaufführung erfolgte am 3. Juli 2025 beim Filmfest München.[13]
Am 18. September 2025 lief Miroirs No. 3 im Verleih von Piffl Medien regulär in den deutschen Kinos an, zwei Wochen früher ans ursprünglich geplant. Das Unternehmen ist seit dem Jahr 2000 wiederholt als Distributeur von Petzolds Filmen in Erscheinung getreten.[14] Ursprünglich war eine Premiere auf der Berlinale 2025 geplant, die Produktion konnte aber nicht rechtzeitig zum Festival fertiggestellt werden.[15] Petzolds drei vorangegangene Filme Transit (2018), Undine (2020) und Roter Himmel (2023) waren jeweils im Hauptwettbewerb der Berlinale uraufgeführt worden.
Noch vor Produktionsbeginn sicherte sich Metrograph Pictures die Verleihrechte für Nordamerika.[7] Um die internationalen Verwertungsrechte kümmert sich das Vertriebsunternehmen The Match Factory.[16]
Rezeption
Tobias Obermeier lobt in der taz, dass es „ein zarter und traumwandlerischer Film“ sei, die Poesie in der Provinz suche und das wenig Gezeigte äußerst versiert erzähle.[17] Christoph Petersen beurteilt auf Filmstarts mit 4,5/5 Sternen und hält den Film für schön: „Trotz der Katastrophe zum Auftakt derart leichtfüßig und feinfühlig, dass man den Sommer in den Bildern regelrecht zu schmecken meint.“[18] Janick Nolting betont in Der Freitag, wie der Film eine Märchenwelt aufmacht, bei der etwas nicht stimme. Christian Petzold dringe erneut tief in die gestörten Verhältnisse zwischen Menschen ein und bilde einen „Zwischen- und Durchgangsraum, in dem Vergangenheit und Gegenwart im Strom der gegenseitigen Zuschreibungen eins werden“.[19]
Auszeichnungen
Miroirs No. 3 war beim Filmfestival von Cannes 2025 automatisch für den Publikumspreis der Nebenreihe Quinzaine des cinéastes nominiert, der an die irakische Koproduktion Ein Kuchen für den Präsidenten verliehen wurde. Beim folgenden Sydney Film Festival hatte Petzolds Regiearbeit im Hauptwettbewerb gegenüber dem Goldene-Palme-Gewinner Ein einfacher Unfall von Jafar Panahi das Nachsehen.[20]
Weblinks
- Miroirs No. 3 / Mirrors No. 3 im Programm der Quinzaine des cinéastes (englisch/französisch)
- Miroirs No. 3 bei filmportal.de
- Miroirs No. 3 bei crew united
- Miroirs No. 3 bei IMDb
- Miroirs No. 3 im Lexikon des internationalen Films
Einzelnachweise
- ↑ Freigabebescheinigung für Miroirs No. 3. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 270691).
- ↑ a b US-Verleih für Christian Petzolds „Miroirs No. 3”. In: spot-mediafilm.com, 26. August 2024 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ a b Förderergebnisse Spielfilmförderung – 1. Jurysitzung vom 20./21.03.2024 (1.2024). In: kulturstaatsministerin.de (PDF, S. 1; abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ a b 3,5 Millionen Euro FFA-Förderung für acht Filmprojekte und 13 Drehbücher. In: ffa.de, 4. Mai 2023 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ a b c Miroirs No. 3 / Mirrors No. 3. In: quinzaine-cineastes.fr (abgerufen am 11. Mai 2025).
- ↑ Biography. In: adrianavonfranque.com (abgerufen am 16. April 2025).
- ↑ a b Jeremy Kay: Metrograph acquires Christian Petzold’s ‘Miroirs No. 3’, production begins in Germany. In: screendaily.com, 26. August 2024 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ Miroirs No. 3 bei crew united (abgerufen am 23. Dezember 2024).
- ↑ 3,1 Millionen Euro FFA-Förderung für 7 Filmprojekte und 15 Drehbücher. In: ffa.de, 15. Mai 2024 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ Miroirs No. 3 bei crew united (abgerufen am 1. April 2025).
- ↑ 2. MBB-Förderklappe 2024: Über 4,6 Mio. Euro für neue Film- und Serienprojekte. In: medienboard.de, 25. April 2024 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ The 2025 Selection. In: quinzaine-cineastes.fr (abgerufen am 15. April 2025).
- ↑ MIROIRS NO. 3. Abgerufen am 11. Juli 2025.
- ↑ Damian Sprenger: Piffl Medien bringt Christian Petzolds neuen Film ins Kino. In: blickpunktfilm.de, 16. Dezember 2024 (abgerufen am 1. April 2025).
- ↑ Brandenburg als Filmland: Weiter Richtung Weltklasse. In: Märkische Allgemeine – Potsdamer Zeitung, 15. Februar 2025, S. 11.
- ↑ Matt Grobar: Christian Petzold Drama ‘Miroirs No. 3’ Lands North American Distribution With Metrograph. In: deadline.com, 26. August 2024 (abgerufen am 26. August 2024).
- ↑ Tobias Obermeier: Königsberger Klopse für die Schiffbrüchigen des Lebens. In: taz. 17. September 2025, abgerufen am 19. September 2025.
- ↑ Christoph Petersen: „Miroirs No. 3 – Ein schicksalhaftes Sommermärchen“
- ↑ Janick Nolting: „Miroirs No. 3“ von Christian Petzold: Wenn Tote zurückkehren. In: Der Freitag. 17. September 2025, abgerufen am 19. September 2025.
- ↑ Awards. Internet Movie Database, abgerufen am 18. September 2025.