Mira Mezini

Mira Mezini (* 18. November 1966) ist Informatikerin und Hochschullehrerin. Sie ist Leiterin des Fachgebietes Softwaretechnik am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.

Werdegang

Mira Mezini studierte von 1984 bis 1989 Informatik an der Universität Tirana. Von 1992 bis zu ihrer Promotion 1997 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Siegen. Ab 1997 lehrte sie drei Jahre an der Northeastern University in Boston in den USA. 2000 wechselte sie an die TU Darmstadt, wo sie als ordentliche Professorin einen Lehrstuhl für Informatik hält. Von 2013 bis 2016 hatte sie eine Gastprofessur an der Lancaster University (UK) und in 2022 an der Universität Lugano (Schweiz).

Mira Mezini bekleidete verschiedene universitäre Leitungsfunktionen. So war sie von 2013 bis 2014 Dekanin des Fachbereichs Informatik, bevor sie von 2014 bis 2016 Vizepräsidentin für Wissens- und Technologietransfer im Präsidium der TU Darmstadt wurde. Im Anschluss hatte Mezini bis 2019 das Amt der Vizepräsidentin für Forschung und Innovation inne. Seit 2019 ist sie Repräsentantin der TU Darmstadt im Leitungsboard des Nationalen Forschungszentrums für Angewandte Cybersicherheit ATHENE.[1] Sie ist zudem Gründungskodirektorin von hessian.AI, dem Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz.[2] Außerdem ist sie Co-Sprecherin des Exzellenzclusters „Reasonable Artificial Intelligence“, RAI, mit Start 2026.[3]

Forschungsschwerpunkte

Mira Mezini beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Methoden, Werkzeugen und Techniken, die es Programmierern ermöglichen, hochwertige Software effizient zu erstellen.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf sogenannten konstruktiven Methoden. Dabei geht es darum, neue Programmiersysteme zu entwerfen und umzusetzen, die insbesondere bei der Entwicklung verteilter (englisch distributed computing) und intelligenter Software helfen, sie sicherer und fehlertoleranter zu gestalten. Ein Beispiel dafür ist das Projekt REScala.[4] Diese Plattform ermöglicht es, verteilte Software nach dem sogenannten „local-first“-Prinzip zu entwickeln – also so, dass Daten möglichst dezentral auf Endgeräten verarbeitet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen, zentralisierten Cloud-Lösungen bietet dieses Modell Vorteile beim Datenschutz, bei der Verfügbarkeit und bei der Kontrolle über die eigenen Daten, bei der effektiven Nutzung von Rechenressourcen auf den Endgeräten sowie bei der sparsamen Verwendung von Kommunikationsressourcen. Zudem vermeidet das Risiko von Abhängigkeiten von einzelnen Cloud-Anbietern. REScalamacht es auch Entwicklerinnen und Entwicklern ohne Spezialwissen im Bereich verteilter Systeme möglich, solche modernen Anwendungen zu bauen.[5]

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf analytischen Methoden. Hier entwickelt Mira Mezini Verfahren, mit denen sich Software automatisch überprüfen lässt – zum Beispiel darauf, ob sie sicher ist und Datenschutzvorgaben einhält. Repräsentativ für diese Forschung, ist das OPAL-Framework,[6] eine flexible und modulare Analyse von Programmen ermöglicht. Verschiedene Analysebausteine arbeiten eng zusammen, ohne direkt voneinander abhängig zu sein. Das ermöglicht es, Analysen je nach Bedarf zusammenzustellen und dabei gezielt zwischen Genauigkeit und Skalierbarkeit abzuwägen.[7] Aus dieser Forschung ist auch das Startup Queryella[8] entstanden.

Außerdem forscht Mezini an lernbasierten Methoden für die automatisierte Softwareentwicklung und -analyse. Bereits in den 2000er Jahren hat sie mit ihrem Team die lernbasierte Codevervollständigung in Entwicklungsumgebungen eingeführt. Das Open-Source-Projekt Eclipse CodeRecommenders[9] war hier wegweisend und wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem renommierten ACM SIGSOFT Impact Paper Award im Jahr 2024.[10]

Aktuell liegt der Schwerpunkt ihrer Forschung an der Schnittstelle zwischen KI und Softwareentwicklungsmethoden auf sogenannten Foundational Code Models. Diese Modelle gehören zu einer neuen Generation von Künstlicher Intelligenz, die in der Lage ist, komplexe Aufgaben rund um Software-Code zu bewältigen. Foundational Code Models werden auf riesigen Mengen an Quellcode und technischen Texten trainiert. Dadurch lernen sie, Programmiermuster und Zusammenhänge zu erkennen und können vielseitig eingesetzt werden – zum Beispiel beim automatischen Generieren, Analysieren oder Verbessern von Software-Code. Die Forschung von Mira Mezini beschäftigt sich mit der Frage, wie diese Modelle verantwortungsvoll und nachvollziehbar eingesetzt werden können – etwa durch die Entwicklung neuer Methoden zur Bewertung und Verbesserung der Zuverlässigkeit und Transparenz solcher KI-Systeme. Durch diese Arbeiten trägt Mira Mezini dazu bei, dass die neuesten Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz auch für die Softwareentwicklung nutzbar werden.[11][12]

Die Forschung von Mira Mezini findet im Kontext hochdotierter oft kollaborativer Projekte statt. Hervorzuheben sind hier die DFG Sonderforschungsbereiche CROSSING[13] und MAKI,[14] das ERC Advanced Grant Projekt PACE (Programming Abstractions for Cloud Environments),[15] das LOEWE Excellenzprojekt „3AI: Dritte Welle der KI“,[16] das LOEWE Zentrum emergenCity[17] und das Nationale Zentrum für Cybersicherheit ATHENE.[18]

Preise und Ehrungen

  • Mitglied der Sektion Informationswissenschaften in der Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2024)
  • ACM-Fellow, berufen für ihre Beiträge zu Programmiersprachen und Softwareanalyse mit Anwendungen in den Bereichen distributed systemes, Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz sowie für ihre Beiträge zur lernbasierten Codevervollständigung. (2024)[19]
  • AITO Dahl-Nygaard-Preis, ausgezeichnet für ihre herausragenden Beiträge in der Softwareentwicklung (2025)[20]
  • Mitglied der Academia Europaea (2024)
  • ACM SIGSOFT Impact Paper Award (2024)[10]
  • LOEWE Distinguished Professor (2023)[21]
  • Externes Mitglied der Albanischen Akademie der Wissenschaften (2023)[22]

Herausragende Positionen in der Forschungsgemeinschaft

Mira Mezini hat wichtige Funktionen in Forschungskonsortien, wissenschaftlichen Institutionen und der öffentlichen Forschungsfinanzierung, sowie der wissenschaftlichen Leitung inne.

Einzelnachweise

  1. ATHENE-Board. In: athene-center.de. Abgerufen am 8. Januar 2021.
  2. Mira Mezini - hessian.AI - Hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz. In: hessian.ai. Abgerufen am 8. Januar 2021.
  3. Technische Universität Darmstadt: Vernünftig und sicher: Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. 22. Mai 2025, abgerufen am 15. Juni 2025.
  4. https://www.stg.tu-darmstadt.de/impact_stg/software_projects_stg/rescala_stg/index.en.jsp (englisch)
  5. Software Technology Group: REScala. Abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  6. https://www.opal-project.de
  7. OPAL. Abgerufen am 15. Juni 2025 (englisch).
  8. https://queryella.de
  9. https://marketplace.eclipse.org/content/eclipse-code-recommenders
  10. a b ACM SIGSOFT Impact Paper Award. Abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  11. a b Software Technology Group: Mira Mezini. Abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  12. Keynotes | SE25 - Software Engineering. Abgerufen am 15. Juni 2025.
  13. SFB 1119 CROSSING: CROSSING. Abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  14. SFB 1053 MAKI: Sonderforschungsbereich 1053 MAKI – Multi-Mechanismen-Adaption für das künftige Internet. Abgerufen am 15. Juni 2025.
  15. PACE - Home. Abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  16. 3AI – The Third Wave of AI. Abgerufen am 15. Juni 2025.
  17. Team emergenCity. Abgerufen am 24. Juni 2025.
  18. Forschende ATHENE. Abgerufen am 24. Juni 2025.
  19. Mira Mezini - ACM. 2024, abgerufen am 19. Juni 2025 (englisch).
  20. ECOOP 2025 - Awards - ECOOP 2025. Abgerufen am 10. Mai 2025 (englisch).
  21. LOEWE-Spitzen-Professur an TU Darmstadt für Software-Expertin Prof. Dr. Mira Mezini. 18. Juli 2023, abgerufen am 15. Juni 2025.
  22. Die Akademie der Wissenschaften Albaniens nimmt neue Mitglieder auf. 27. Februar 2020, abgerufen am 15. Juni 2025.
  23. Profilbereich Cybersicherheit – Technische Universität Darmstadt. In: cysec.tu-darmstadt.de. Abgerufen am 15. August 2020.
  24. Mira Mezini - acatech. Abgerufen am 24. Juni 2025.
  25. TU-Informatikerin Mira Mezini erhält ERC Advanced Grant in Höhe 2,3 Millionen Euro - Innovations Report. In: innovations-report.de. Abgerufen am 15. August 2020.
  26. Preisträger 5. Deutscher IT-Sicherheitspreis 2014. In: horst-goertz.de. Abgerufen am 15. August 2020.
  27. DFG-Senat. Abgerufen am 24. Juni 2025.
  28. (Wieder-)wahl von Mitgliedern im Senat der DFG. Abgerufen am 11. August 2025.
  29. Professorin Mezini in Findungskommission des ERC Scientific Council berufen – Informatik – Technische Universität Darmstadt. In: informatik.tu-darmstadt.de. Abgerufen am 15. August 2020.
  30. Mitglieder DFG Fachkollegien https://www.dfg.de/resource/blob/174520/4eb3428161ac8fe9853939cb2500c2ec/200831-mitglieder-fachkollegien-2016-2019-data.pdf
  31. Jahresbericht 2021 des Wissenschaftsfonds (FWF) https://www.parlament.gv.at/dokument/BR/III-BR/786/imfname_1449089.pdf