Mir Wais Hotak

Mirwais Khan Hotak (ca. 1673–1715) war ein paschtunischer Stammesführer vom Ghilzai-Volk, der den erfolgreichen Aufstand der afghanischen Paschtunen gegen die safawidische Fremdherrschaft organisierte und als Begründer der Hotaki-Dynastie gilt.[1]

Herkunft und Aufstieg

Geboren in einer angesehenen Familie in Kandahar, wurde Mirwais früh in Stammesfragen einflussreich. Seine Mutter Nazo Tokhi spielte als Dichterin und Stammesmatriarchin eine wichtige Rolle in der afghanischen Identitätsbildung. Unter der safawidischen Herrschaft versuchten die persischen Schahs, die sunnitischen Paschtunen gewaltsam zum schiitischen Glauben zu bekehren, was den Grundstein für den wachsenden Widerstand legte.[2]

Der Aufstand von 1709

Nach einem gescheiterten Verhandlungsversuch bei der safawidischen Zentralmacht nutzte Mirwais seine Kenntnisse über deren Schwächen. Mit einer kleinen Gruppe loyaler Ghilzai-Anhänger orchestrierte er 1709 einen Aufstand und ermordete den safawidischen Gouverneur Gurgin Khan. Anschließend wurde die Unabhängigkeit der Region Kandahar von den Safawiden de facto erklärt.

Die Safawiden reagierten mit mehreren, jeweils mehreren tausend Mann starken Militärexpeditionen. Zeitgenössische Quellen wie Jean-Baptiste Tavernier und das Werk von George Bruce Malleson berichten, dass Mirwais Hotak mit etwa 500–1.000 Kämpfern Heere von 5.000 bis über 10.000 Safawidensoldaten schlug. Die exakten Zahlen variieren nach Quelle, doch übereinstimmend gilt: mit einer zahlenmäßig krass unterlegenen Truppe wurden große safawidische Armeen besiegt.[3]

Technische Überlegenheit der Safawiden

Die safawidischen Streitkräfte waren für die Zeit hochmodern ausgerüstet: Sie verfügten über große Standheere mit Feuerwaffen (Musketen, Kanonen), gut ausgebildeter Kavallerie und einer nach europäischem Vorbild organisierten Offiziershierarchie.[4] Die Verwaltung und Kriegsführung galt als effizient und technologisch fortschrittlich. Dennoch trug die Guerillataktik, der Heimvorteil und die Demoralisierung der safawidischen Truppen zu deren Niederlage bei.[5]

Tod und Nachwirken

Mirwais Hotak regierte Kandahar und sein weiteres Stammesgebiet bis zu seinem Tod 1715. Seine Dynastie, später unter Mahmud Hotaki, sollte sogar das safawidische Kernland samt der Hauptstadt Isfahan zeitweise kontrollieren.

Einzelnachweise

  1. Sir Martin Ewans, Martin Ewans, Patrick Weber, Robyn Carr: Afghanistan - A New History. Routledge, 2002, ISBN 0-429-23935-1, doi:10.4324/9780203827727.
  2. Hans Robert Roemer: Die Safawiden. In: Saeculum. Band 4, JG, Dezember 1953, ISSN 0080-5319, S. 27–44, doi:10.7788/saeculum.1953.4.jg.27.
  3. History of Afghanistan, from the earliest period to the outbreak of the war of 1878. Afghanistan Centre at Kabul University, 1879, doi:10.29171/azu_acku_ds356_m355_1879.
  4. Les six voyages de Jean Baptiste Tavernier, écuyer, baron d’Aubonne, qu’il a fait en Turquie, en Perse, et aux Indes. doi:10.1163/2451-9537_cmrii_com_26794 (französisch).
  5. ERSTER TEIL. ANTIKE SCHLACHTEN, BELAGERUNGEN UND BEUTEN. In: Beute und Triumph. DE GRUYTER, 2015, ISBN 978-3-11-041431-8, S. 13–34, doi:10.1515/9783110414400-003.

Siehe auch

Quellen

  • Martin Ewans: Afghanistan: A Short History of Its People and Politics HarperCollins, New York, Page 30 ISBN 0-06-050507-9, 2002
  • George Bruce Malleson: History of Afghanistan, from the Earliest Period to the Outbreak of the War of 1878 W.H. Allen & Co., London; Limitierte Vorschau: Google Books, 1879
  • Michael Axworthy: The Sword of Persia: Nader Shah, from Tribal Warrior to Conquering Tyrant I.B. Tauris, New York, Page 186, ISBN 1-85043-706-8, 2006