Mike Nemesvary
| Mike Nemesvary | |||||||||||||||
| Voller Name | Mike Scott Nemesvary | ||||||||||||||
| Nation | (ab 1981/82) | ||||||||||||||
| Geburtstag | 3. März 1961 (64 Jahre) | ||||||||||||||
| Geburtsort | Paisley, Schottland | ||||||||||||||
| Größe | 183[1] cm | ||||||||||||||
| Beruf | Public Speaker | ||||||||||||||
| Karriere | |||||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Disziplin | Aerials, Moguls, Ballett, Kombination | ||||||||||||||
| Verein | British Ski Federation | ||||||||||||||
| Status | zurückgetreten | ||||||||||||||
| Karriereende | 18. Mai 1985 | ||||||||||||||
| Platzierungen im Freestyle-Skiing-Weltcup | |||||||||||||||
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Mike Scott Nemesvary [nɛmɪsˈvɛri] (* 3. März 1961 in Paisley, Schottland) ist ein ehemaliger britisch-kanadischer Freestyle-Skier. Er startete in allen Disziplinen und hatte seine Stärken im Aerials (Springen). Im Weltcup gelangen ihm drei Siege. Seit einem Trainingsunfall im Alter von 24 Jahren ist er querschnittgelähmt und engagiert sich für die Belange von Menschen mit Rückenmarksverletzungen.
Biografie
Sportliche Laufbahn
Mike Nemesvary kam als Sohn eines ungarischen Vaters und einer schottischen Mutter in Paisley nahe Glasgow zur Welt. Als er zwei Jahre alt war, ließ sich seine Familie in Nepean, einem Vorort der kanadischen Hauptstadt Ottawa, nieder.[2][3] Während er als mittleres von drei Kindern aufwuchs, begann er mit dem Wasserskilauf und wechselte später zum Freestyle-Skiing. 1976 gewann er die Aerials-Goldmedaille im Rahmen der Ontario Winter Games[4] sowie seinen ersten von insgesamt elf kanadischen Meistertiteln.[5]
Am 7. Januar 1980 startete Nemesvary in den Pocono Mountains erstmals im neu lancierten Freestyle-Skiing-Weltcup. Während er in seiner Paradedisziplin Aerials auf Anhieb zu den Besten gehörte, blieb er in den anderen Wettkämpfen zunächst hinter den Punkterängen zurück. Sein erster Podestplatz gelang ihm noch in den Poconos als Drittem hinter seinen Landsleuten Craig Clow und John Eaves. In der Aerials-Disziplinenwertung belegte er am Saisonende ebenfalls Rang drei. Im folgenden Winter verbesserte er sich dank seiner besten Leistungen auf der Buckelpiste auf Rang sechs der Weltcup-Gesamtwertung, verlor in der Weltrangliste der Springer jedoch zwei Positionen. Im Sommer 1981 vollzog er einen Nationenwechsel und startete fortan aufgrund der besseren finanziellen Zuwendungen für sein Geburtsland.[3] Dafür übersiedelte er auch nach England.[2]
Die Saison 1982 wurde die erfolgreichste seiner Karriere. Neben den ersten beiden Weltcupsiegen in Calgary und Livigno gelangen Nemesvary zwei weitere Aerials-Podestplätze. In der Disziplinenwertung wurde er hinter Craig Clow und Jean Corriveau erneut Dritter, lediglich zwei Resultate jenseits der besten 30 verhinderten einen möglichen Sieg. Außerdem feierte er in der Kombination seinen ersten von zwei Europameistertiteln. In der folgenden Saison gewann er in Angel Fire sein drittes Weltcup-Springen und erreichte aufgrund solider Ergebnisse im Ballett und in der Kombination als Gesamtweltcup-Vierter ein Karrierehoch. Nachdem er die Saison 1984 aufgrund einer Knieverletzung verpasst hatte[3], konnte er fast nahtlos an die Winter davor anknüpfen. Einzig ein Sieg gelang ihm nicht mehr. Ende März 1985 bestritt der fünffache britische Meister in Sälen seinen 147. und letzten Weltcup.
Filmisches Schaffen
Neben seiner Laufbahn als Wettkampfsportler trat Nemesvary auch in Fernseh-Werbespots in Erscheinung und warb unter anderem für Audi und Ballantine’s.[5] 1982 drehte er mit Warren Miller den Skifilm SnoWonder. Seinen wohl bekanntesten Auftritt hatte er 1985 in den Opening-Credits zu James Bond 007 – Im Angesicht des Todes. Auf Wunsch des Bond-Produzenten Albert R. Broccoli traf er in den Pinewood Studios nahe London mit Maurice Binder zusammen. Er half dem Filmschaffenden bei der Konstruktion einer Rampe aus Dendix-Skimatten, auf der er sich ducken, springen und drehen konnte. Die Rampe im Ausmaß von 100 × 70 Metern wurde vor einem Bluescreen platziert und von Nemesvary durch ein Trampolin ergänzt. Die Dreharbeiten erfolgten an drei Montagen im Winter 1984/85, für die Nemesvary zwischen dem Studio und den jeweiligen Weltcup-Austragungsorten hin- und herpendelte. Im fertigen Film ist die Silhouette des Freestylers mit Saltos und Drehungen zu sehen, während das Titellied von Duran Duran läuft. Ein weiteres Engagement als Stunt-Skifahrer hatte Nemesvary an der Seite seines Vorbildes und früheren Teamkollegen John Eaves in Willy Bogners 1986 veröffentlichten Skifilm Feuer und Eis.[5]
Unfall und Folgen
Im Hinblick auf die ersten Freestyle-Weltmeisterschaften 1986 und die im Rahmen der Olympischen Winterspiele 1988 geplanten Demonstrationswettbewerbe setzte Nemesvary seine Karriere fort.[1] Am 18. Mai 1985 trainierte er im Raum London gemeinsam mit einem Freund auf dem Trampolin. Beim Versuch eines zweifach geschraubten, doppelten Rückwärtssaltos verlor er für einen Augenblick das Bewusstsein und stürzte auf den Kopf.[3][6] Er wurde umgehend in das Royal National Orthopaedic Hospital in Stanmore eingeliefert, wo die Ärzte eine schwere Rückenmarksverletzung feststellten. Um ihn möglichst schnell vom Bett in den Rollstuhl zu bekommen, setzte man ihm einen Teil seines Schienbeins in die Bruchstelle in seiner Wirbelsäule ein. Sechs Tage nach dem Unfall kollabierte sein linker Lungenflügel, während sich im rechten Wasser ansammelte, was vorübergehend zu Atembeschwerden führte. Zwei Wochen nach der Verletzung saß er erstmals im Rollstuhl, das Krankenhaus konnte er erst im Dezember 1985 – sieben Monate nach dem Unfall – verlassen.[7]
Nemesvary blieb von der Brust abwärts gelähmt. Mit Ausnahme der Schultermuskulatur und des Bizeps blieb auch die Motorik seiner Arme bis hin zu den Fingern beeinträchtigt. Um für die Krankenhaus- und Rehabilitationskosten aufkommen zu können, wurde ein Fonds mit dem Ziel von 500.000 US-Dollar eingerichtet.[8] Die Tochter des James-Bond-Filmproduzenten, Barbara Broccoli, rief ihrerseits eine Stiftung ins Leben, mit der sie 100.000 Pfund zur Unterstützung des Verunfallten einnahm.[5] Der 24-Jährige zog in ein barrierefreies Haus und war anfangs auf eine 24-Stunden-Pflegerin angewiesen. Er erlernte das Sitzskifahren und ein an seine Bedürfnisse angepasstes Auto zu lenken. Zwei vom britischen Channel 4 produzierte Dokumentarfilme begleiten seine Rehabilitation sowie seinen Besuch der Freestyle-Weltmeisterschaften 1986 in Tignes nicht einmal neun Monate nach dem Unfall.[1][7]
Weitere Karriere
Bemüht trotz seines Handicaps sportlich aktiv zu bleiben, ließ sich Nemesvary einen eigenen Ski-„Toboggan“ anfertigen. Das Blechgefährt verfügte über eine optisch an einen Formel-1-Boliden angelehnte Außenhülle sowie ein mittels Bioengineering entwickeltes Brems- und Lenkungssystem für seine Hände. Im März 1987 wagte er damit auf einer Skipiste in Les Arcs einen Geschwindigkeitsrekordversuch. Mit einem Bremsschirm und zwei professionellen Speedskifahrern als „Notbremsen“ erreichte er eine Geschwindigkeit von 63,07 Kilometern pro Stunde, ehe sich der Toboggan überschlug und er unverletzt zum Stillstand kam. Aufgrund erheblicher Schäden am Gerät konnte der Versuch nicht wiederholt werden.[1]
Nemesvary zog zurück nach Kanada, studierte ab 1990 Psychologie an der Carleton University[9] und arbeitete im Ottawa Rehabilitation Centre. Große mediale Aufmerksamkeit erregte er im Jahr 2001 mit der ‘Round the World Challenge. Laut eigenen Angaben fuhr er als erster Querschnittgelähmter „unassistiert in einem Auto rund um die Welt“. In einem umgebauten Chevrolet Blazer (Baujahr 1991)[10] durchquerte er innerhalb von sieben Monaten 20 Länder auf vier Kontinenten und legte dabei mehr als 40.000 Kilometer zurück. Begleitet von einer mehrköpfigen Crew, besuchte er 40 medizinische Einrichtungen, hielt 52 Vorträge und schrieb wöchentliche Kolumnen. Die Aktion generierte insgesamt über 1,5 Millionen US-Dollar an Spendengeldern für die Rückenmarksforschung[6] und einen Dokumentarfilm mit einer von Christopher Reeve gesprochenen Einleitung:
„In a moment, in a heartbeat, your life can change. And yet, you find when it changes that there are reserves of strength, reserves of resourcefulness, reserves of energy that you can call on to go forward… Nobody exemplifies that better than Mike.“
„Binnen eines Moments, eines Herzschlags kann sich dein Leben verändern. Und doch stellst du fest, wenn es sich verändert, dass es Reserven an Kraft, Reserven an Einfallsreichtum, Reserven an Energie gibt, auf die du zurückgreifen kannst, um weiterzumachen... Niemand verkörpert das besser als Mike.“[5]
Nemesvary startete eine Karriere als Public Speaker und hielt Reden, Seminare und Workshops für Unternehmen wie Bell Canada, General Motors und Pfizer sowie für kanadische Behörden wie Health Canada, die Canada Revenue Agency und das National Research Council of Canada.[6] Daneben engagiert er sich für mehrere gemeinnützige Organisationen, darunter den 1986 von ihm selbst gegründeten Back-Up Trust, der Menschen mit Rückenmarksverletzungen bei der Reintegration in die Gesellschaft unterstützt.[11] Im Frühling 2013 schloss er am Algonquin College ein Studium mit unternehmerischen Schwerpunkt ab.[12]
Mike Nemesvary lebt mit seiner Lebensgefährtin und Assistenzhunden in einem südlichen Stadtbezirk von Ottawa.[6]
Erfolge
Weltcupwertungen
| Saison | Gesamt | Aerials | Moguls | Ballett | Kombination | |||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Platz | Punkte | Platz | Punkte | Platz | Punkte | Platz | Punkte | Platz | Punkte | |
| 1980 | 14. | 111 | 3. | 85 | 46. | 1 | 44. | 2 | 12. | 23 |
| 1981 | 6. | 295 | 5. | 122 | 18. | 58 | 21. | 51 | 6. | 64 |
| 1982 | 5. | 275 | 3. | 139 | 40. | 21 | 21. | 58 | 5. | 57 |
| 1983 | 4. | 61 | 5. | 87 | 24. | 34 | 9. | 88 | 4. | 39 |
| 1984 | verletzungsbedingt keine Ergebnisse | |||||||||
| 1984/85 | 4. | 55 | 4. | 136 | 27. | 29 | 10. | 110 | 4. | 74 |
Weltcupsiege
Nemesvary errang im Weltcup 16 Podestplätze, davon 3 Siege:
| Datum | Ort | Land | Disziplin |
|---|---|---|---|
| 17. Januar 1982 | Calgary | Kanada | Aerials |
| 12. März 1982 | Livigno | Italien | Aerials |
| 19. März 1983 | Angel Fire | USA | Aerials |
Weitere Erfolge
- 11 kanadische Meistertitel
- 5 britische Meistertitel
- 2 Europameistertitel (Kombination 1982 und 1983)
- Gold bei den Ontario Winter Games 1976 im Aerials
Filmografie
- 1982: SnoWonder
- 1985: James Bond 007 – Im Angesicht des Todes
- 1986: Feuer und Eis
- 1986: Same Game – Different Rules (Dokumentarfilm)
- 1986: Blue Peter (Fernsehsendung, 1 Episode)
- 1987: Taking On the World (Dokumentarfilm)
- 1990: Walkie Talkie (Fernsehserie, 1 Episode)
Auszeichnungen
- 1985: Perry Medal (British Ski Federation)[8]
- 2002: Meritorious Service Medal[13]
- 2003: Key to the City of Ottawa[14]
- 2008: Aufnahme in die Ottawa Sport Hall of Fame
Weblinks
- Mike Nemesvary in der Datenbank des Internationalen Skiverbands (englisch)
- Mike Nemesvary bei IMDb
- Round the World Challenge
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Taking On the World – 1987. Mike Nemesvary/YouTube, 26. Februar 2018, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b Michael Herd: Courage behind ski star’s comeback. In: Evening Standard, Ausgabe von 4. Februar 1986, S. 38 (englisch).
- ↑ a b c d Area freestyler in London hospital. In: The Ottawa Citizen, Ausgabe von 1. Juni 1985, S. 86 (englisch).
- ↑ Mike Nemesvary. Ottawa Sport Hall of Fame, 5. Januar 2024, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e Joseph Mathieu: Mountain Lifer: Mike Nemesvary, The James Bond of Freestyle Skiing. Mountain Life, 18. Oktober 2016, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b c d Biography. Mike Nemesvary & Associates, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b Same Game-Different Rules (1986). Mike Nemesvary/YouTube, 29. Januar 2018, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ a b Martin Cleary: Nepean skier trying to overcome tragedy. In: The Ottawa Citizen, Ausgabe von 20. August 1985, S. D8 (englisch).
- ↑ Accessibility at Carleton – Celebrating 25 Years. Carleton University, 21. Oktober 2015, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Janet Hunter: ‘If he can do it, why can’t I do it?’ In: The Ottawa Citizen, Ausgabe von 9. September 2001, S. A11 (englisch)
- ↑ A word with our founder, Mike Nemesvary. The Back-Up Trust, 10. November 2016, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Bryan Dowkes: Success on His Own Terms. Algonquin College, 3. Dezember 2013, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Mr. Mike Nemesvary. Governor General of Canada, 5. Dezember 2003, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).
- ↑ Awards and Recognition. City of Ottawa, abgerufen am 12. September 2025 (englisch).