Michel Siffre

Michel Siffre (2009)

Michel Augustin Francis Siffre (französisch: [sifʁ]; * 3. Januar 1939 in Nizza; † 25. August 2024 ebenda) war ein französischer Geologe, Höhlen- und Untergrundforscher. Er wurde insbesondere für seine chronobiologischen Experimente bekannt, die er an sich selbst durchführte.

Leben

Siffre war der Sohn von Jean Siffre und dessen Ehefrau Lucie geb. Roques.[1] Sein Studium der Geologie schloss er 1960 an der Sorbonne ab.[1] 1962 gründete er das Institut français de spéléologie (Französisches Institut für Höhlenforschung).

Ursprünglich hatte Siffre vor, einen neu entdeckten Gletscher zu untersuchen, indem er 15 Tage in ihm blieb. Inspiriert durch das Wettrennen im All verlängerte er diesen Zeitraum jedoch und untersuchte, wie der Mensch Zeit empfindet, indem er ab Juli 1962 63 Tage ohne Zeitangabe in der 130 m tiefen Schlucht von Scarasson (Punta Marguareis) in den Seealpen zwischen Frankreich und Italien verbrachte.[1]

1972 führte Siffre ein umfangreicheres unterirdisches Experiment durch und verbrachte dafür sechs Monate in der Midnight Cave im Süden von Texas.[1] Das Experiment ergab, dass er bei der völligen Isolation ohne Zeitvorgaben einen 48-Stunden-Rhythmus (statt eines 24-Stunden-Rhythmus) angenommen hatte, wobei er durchgehend 36 Stunden aktiv war und den Rest am Stück schlief. Die NASA untersuchte seine Arbeit, ebenso wie die französische Armee und die US-Regierung. Nach seinem Experiment litt Siffre sowohl unter akuten als auch unter dauerhaften Folgen und erholte sich körperlich, geistig und emotional nur teilweise von der Isolation.[2] Siffre war durch die erheblichen Kosten des Experiments verschuldet, obwohl ein Teil davon durch staatliche Mittel gedeckt wurde.[2]

Er führte geologische Arbeiten in Sri Lanka und Guatemala durch,[1] schrieb Bücher und hielt Vorträge über Höhlen.

Von November 1999 bis Februar 2000 unternahm Siffre eine weitere Höhlenexkursion; er feierte dort das neue Jahr, verpasste jedoch das eigentliche Datum um drei Tage.[1]

Siffre starb am 25. August 2024 im Alter von 85 Jahren in Nizza an einer Lungenentzündung.[1]

Publikationen

  • Hors du temps. „L’expérience du 16 juillet 1962 au fund du gouffre de Scarasson par celui qui l’a vécue“. Julliard, 1963
  • Des merveilles sous la terre. Hachette, 1976
  • Stalaktiten, Stalagmiten. Cop. 1984
  • L'or des gouffres: découvertes dans les Jungles Mayas. Flammarion, 1979
  • Dans les abîmes de la terre. Flammarion, 1975
  • La France des grottes et cavernes. Privat, 1999
  • Auf der Suche nach der Kunst der Höhlen der Maya. A. Lefeuvre, 1979
  • Découvertes dans les grottes mayas. Arthaud, 1993
  • Jenseits der Zeit. McGraw-Hill, New York 1964
Commons: Michel Siffre – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Michel Siffre, 85, Dies; Descended Into Caves to Study the Human Mind. In: New York Times. 20. September 2020, abgerufen am 25. August 2025.
  2. a b Fabienne Hurst: Einsamkeitsforscher: „Ich war total irre“. In: Der Spiegel vom 18. Juli 2014, abgerufen am 12. September 2025.